Totgesagte leben länger + Ablenkung

Zur Ablenkung hab ich am Freitag mal wieder unsere Toiletten, sowas hilft mir. In diesem Fall hat es aber noch nicht gereicht und so hab ich gleich im Anschluß den ersten 21 Kilometer Long-Jog des Jahres hingelegt. Ohja, das war wirklich anstrengend, ab Kilometer 18 hab ich echt jeden Kilometer mitgezählt, tat aber super gut und macht das Hirn klar.

Samstag waren wir dann auf einen ersten Besuch bei Kerstins Eltern. Ihrem Papa ging es „eigentlich“ den Umständen entsprechend gut. Er konnte sich frei im Haus bewegen und war „eigentlich“ ganz gut drauf. Klar er hat Schmerzen und Partystimmung war nicht, aber sonst. Der arme Kerl bekommt gerade 30 (!) verschiedene Medikamente. Kerstins Mutter hat mir gleich den Kassenbon aus der Apotheke gezeigt. *Uff*, das teuerste Medikament auf der Liste kostete knapp 6.000 Euro – ein Mittel (Voriconazol) gegen mögliche Pilzinfektionen – Wahnsinn. Spätestens an dem Punkt bin ich doch ziemlich froh über unser System an Krankenkassen und über das Logistiknetz der Apotheken. Ich vermute mal, ein Medikament wie dieses wird jetzt nicht soooo oft am Tag in einer Apotheke verkauft. Und doch ist so ein exotisches „Zeug“ innerhalb weniger Stunden abholbereit.

Wir haben dann bei Kerstins Eltern noch kurz den Rasen gemäht, Kuchen gegessen und dann sind wir wieder heimgefahren. Den eigentlich sollte heute ein zweites Treffen stattfinden. Kerstins Bruder wollte mit der gesamten Familie aus dem hohen Norden anreisen und am Abend wäre dann ein gemeinsamer Restaurantbesuch geplant gewesen. Gegen Mittag kam dann aber schon die Absage, es geht ihm nicht so gut, ohje. Was genau passiert ist, haben wir aber nicht erfahren.

Wir hatten gleich ein ziemlich ungutes Gefühl, Kerstins Bruder wollte mit seiner Familie bis Dienstag bei ihren Eltern übernachten. Mit den zwei kleinen Kindern ist das schon eine ziemlich stressige Sache. Das macht super viel Spass, wenn man gesund ist, es wird einem nie langweilig. Kerstins Papa war die letzten Wochen aber vollständig isoliert in einem Einzelzimmer, der durfte da das Zimmer natürlich nicht verlassen. Da ist sowas dann schon ein ziemlich krasser Schock. Zudem wird ja gerade die Medikation umgestellt, im Krankenhaus kam alles intravenös, manches sogar mit Dosierpumpe. Nun gibts nur noch Tabletten…

Klar, da war nun der Traum / Wunsch, mit der Familie super lecker ins Restaurant zu gehen und dann merkst Du, fuck, wird alles viel zu viel. Aber ich ahne leider, solche Auf und Abs werden wir in den nächsten Tagen und Wochen – leider – noch öfter erleben…

Ich selbst hab dafür nur Luxusprobleme, meine Mutter hat mich heute am Telefon genervt. Hat mir von zwei Stellenanzeigen in der Zeitung berichtet, auf die müsste ich mich unbedingt bewerben. Ihrer Meinung nach wäre ich eben für die Zukunft nicht richtig abgesichert. Hmm, jo, was soll ich dazu sagen. Meine Firma läuft super und noch viel wichtiger, mir macht es Spass!

Deshalb gabs heute zur Ablenkung gleich noch einen Traininglauf, dieses Mal „nur“ 10 Kilometer, diese dafür möglichst schnell – ich bin etwas unter 55 Minuten geblieben.

Tja und danach ging es für uns schon wieder los. Wir haben umgeplant und Kerstin ist nun einfach mit zu mir ins Hotel gefahren. Ursprünglich sollte sie nämlich ebenfalls ein paar Tage bei ihren bleiben.