Bergabenteuer am Nebelhorn + Irgendwas ist immer… (incl. Video und Bilder)

Freitagabend 21 Uhr, wir sitzen draußen beim Italiener und sprechen über unsere Planungen für Samstag. Ursprünglich geplant war ein „Arbeitswochenende“ und ein Kinobesuch. Ich hatte schon länger die Idee für eine weitere Bergtour im Kopf, deshalb hab ich da ziemlich spontan einfach mal in den Raum geworfen – „Oder wir machen morgen ne Bergtour…„. Tja, bei sowas ist Kerstin natürlich immer sofort dabei. Da ich die Bergtour als Alternativtraining für meinen eigentlich geplanten Long-Jog sah, sollte es schon eine etwas umfangreichere Tour werden. Gut beim Thema Ausdauer und Kondition kommt mir da immer gleich das Nebelhorn in den Sinn *grins*.

Die Planung

Wieder vom Italiener zurück haben wir uns dann gleich an die Planung und Vorbereitung der Tour gemacht. Rucksäcke packen, Ausrüstung prüfen und die Route wählen. Aktuell gibt es am Nebelhorn eine Baustelle, deshalb ist der Gipfel und die Gipfelstation nicht zugänglich. War für uns kein Problem, da wir eine Rundtour planten, sprich eine Tour mit Auf- und Abstieg. Falls ihr das Nebelhorn nicht kennt, es gibt dort eine Seilbahn mit vier Stationen: die Talstation in Oberstdorf, die Station Seealpe, dann die Station Höfatsblick und dem Edmund-Probst-Haus und dann nochmal die Gipfelstation. Möchte man mit der Seilbahn bis zum Gipfel fahren, muss man also zweimal umsteigen. Deshalb eignet sich das Nebelhorn für uns so gut als Trainingsberg, verschätzt man sich als Bergwanderer bei seiner Tour, kann man an jeder Station einfach abbrechen und mit der Seilbahn runterfahren.

Wir haben dann folgende Tour geplant:

  • Von der Talstation zur Station Seealpe über den Faltenbachtobel (Weg 1c – Gehzeit 1,5 Stunden)
  • Station Seealpe bis Station Höfatsblick (Weg 1b – Gehzeit 2 Stunden)
  • Mittagessen in der Station Höfatsblick
  • Abstieg über den Gleitweg (Weg 4c – Gehzeit 5 Stunden)

Ich würde die Tour als für uns sehr anspruchsvoll bezeichnen, der Aufstieg zum Nebelhorn ist einfach erfordert aber viel Kondition, man liegt dort innerhalb von 3,5 Stunden 1.000 Höhenmeter zurück. Beim Abstieg über den Gleitweg, waren wir schon bei der Planung etwas unsicher, dieser Weg gilt als schwierig und trägt den Vermerk „nur für Geübte“.

Die Tour

Samstag früh sind wir dann also um 5 Uhr aufgestanden und um 6 Uhr mit dem Auto Richtung Oberstdorf aufgebrochen. Um 8 Uhr standen wir dann in Oberstdorf auf dem Parkplatz.

Für die Ungeduldigen hab ich dann zuerst mal als kleine Zusammenfassung ein Video mit ein paar Ausschnitten unserer Tour:

Faltenbachtobel (Weg 1c)

Von der Talstation in Oberstdorf ging es für uns zunächst durch den Faltenbachtobel. Gleich zu Beginn ein echtes Naturschmankerl, Wasserfälle und ein schöner Wanderweg durch die Natur (wenn ihr auf die Bilder klickt, erhaltet ihr die große Version):

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Station Seealpe – Station Höfatsblick (Weg 1b)

Diesen Abschnitt finde ich nicht ganz so schön, da man hier auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg läuft. Zudem sieht man viele Spuren des Winterbetriebs – Schneekanonen und Fangnetze. Sportliche Herausforderung – dieser Weg ist extrem steil. Tipp von mir, diesen Abschnitt würde ich nicht für den Abstieg wählen. Das ist echt voll eklig, zwei Stunden auf so einem steilen Weg abzusteigen.

Gut etwas Natur gibt es schon zu bestaunen:
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Blick hinunter nach Oberstdorf, hier sieht man aber deutlich die Schneekanone und die Fangnetze für die Skifahrer:
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Edmund-Probst-Haus / Station Höfatsblick

Die Station Höfatsblick ist touristisch voll erschlossen, es gibt mehrere Restaurants und einfache Rundwege die man auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl nutzen kann. Wir mussten erstmal unsere T-Shirts wechseln und uns abtrocknen. Danach ging es ins Edmund-Probst-Haus zum Mittagessen. Tipp von mir, in der Station Höfatsblick gibt es ein sehr großes Restaurant mit Selbstbedienung. Ich würde aber das Edmund-Probst-Haus empfehlen, da wird man am Tisch bedient und das Essen war echt verdammt lecker und günstig. Ich hatte ein Schild für Rindergulasch mit Spätzle und Salat gesehen, deshalb hatte ich dieses Gericht im Kopf. Es hätte aber auch jede Menge sehr leckere vegane und vegetarische Gerichte auf der Karte gehabt. Evtl. legen wir unsere nächste Tour mal für zwei Tage aus, dann könnten wir dort auch schlafen. Eigentlich echt der Hammer, man kann an solch einer Location für unter 30 Euro übernachten:
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Deshalb heisst diese Station Höfatsblick, die Höfats ist der Berg mit den vier kleinen Gipfeln in der Mitte des Bildes:
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Abstieg über den Gleitweg (Weg 4c)

Den ersten Teil der Tour kannten wir bereits, bisher haben wir für den Rückweg aber die Seilbahn genutzt. Dieses Mal wollten wir auch den Rückweg selbst meistern. Meine Wahl fiel hier auf den Gleitweg. Traumhaft! Man möchte die Kamera gar nicht mehr weglegen. Hier der Blick auf den Seealpsee:
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Traumhaft, aber eben auch anspruchsvolles hochalpines Gelände. In dieser Höhe gibt es jetzt Ende Juli eben immer noch ein paar kleine Schneefelder. Nachts liegt hier oben die Temperatur gerade mal so bei 10 °C. Das Nebelhorn heisst auch nicht umsonst Nebelhorn, bei unserer letzten Tour hat sich das Wetter extrem schnell geändert und die Temperatur lag plötzlich nur noch bei 4 °C. Man kommt also um einen gut gepackten Rucksack mit Wechselkleidung und Wetterschutzkleidung nicht herum:
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Hier nochmal die Höfats:
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Weil es so schön ist der Seealpsee, da geht mir einfach das Herz auf:
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Und dann ging es los mit dem Gleitweg – *ups*. Wie gesagt, wir waren unsicher ob dieser Weg etwas für uns ist. Ich sag es mal so, der Weg hat es in sich. Da geht es schon verdammt steil runter, im Tal erkennt man unseren Rückweg. Aber zunächst müssen wir mal 1.000 Höhenmeter wieder runter *grins*:
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Und so sieht dann der Weg aus:
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Noch kein Klettersteig, aber der Vermerk „nur für Geübte“ ist total gerechtfertigt:
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Der Gleitweg verläuft unmittelbar oberhalb von dieser Steilwand *hihihi*:
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Jo, der Abstieg war extrem anspruchsvoll, was uns am meisten zu schaffen gemacht hat, uns ging ganz einfach die Puste aus. Wir hatten keine Kraft mehr und die Konzentration lässt nach. Da stolpert man dann eben doch über den einen oder anderen Stein. Oder setzt sich auf dem Geröll unfreiwillig und unsanft auf die Steine. Zum Schluss sind wir dann ein paar der schwierigeren Stellen auf dem Po runtergerutscht. Klar, da gibts Punktabzug beim Stil, aber wir sind heil unten angekommen.

Da gabs dann gleich eine Belohnung, für die letzten 10 Kilometer kann man sich Trettroller ausleihen und damit den Weg zurück nach Oberstdorf ins Tal flitzen. Genial – das kann man sich nicht entgehen lassen! Tipp von mir, leiht Euch den Helm dazu mit aus *grins*.

Zum Abschluss unsere Tour bei Google-Maps. Wer sich den Abschnitt für den Gleitweg genauer ansieht, da sind wir offenbar auf dem letzten Stück einen ziemlichen Umweg gegangen – oder der Weg hat sich verändert (die Roller gibts beim Berggasthof Oytalhaus):

Noch ein paar Zahlen:

  • Höhenmeter im Anstieg laut GPS: 1.434 Meter
  • Tourstrecke: 24,6 km (davon aber 10 km mit dem Roller *grins*)
  • Schritte: 32.266
  • 4.157 verbrannte kcal *grins*

Irgendwas ist immer…

Auch auf dieser Tour gab es natürlich Dinge die nicht hätten sein müssen…

Als wir so beim Mittagessen saßen, hatte sich eine alleine wandernde Frau an den Hüttenwirt gewannt. Die fühlte sich von einem fremden Mann bedrängt. Es war „nichts“ passiert, er hatte sie nicht berührt oder blöde angemacht, er war ihr nur wohl über eine Stunde lang ziemlich aufdringlich gefolgt. Sie hatte dann wohl mehrfach versucht den Weg oder den Platz zu wechseln, der kam aber immer sofort wieder hinterher. Ihn anzusprechen hatte sie sich wohl nicht getraut. Hmm, bei sowas schäme ich mich immer etwas für uns Männer. Klar es ist eben „nichts“ in eigentlichen Sinne passiert, aber so wurde dieser Frau eben doch ein eigentlich traumhaft schöner Tag vermiest. Gerade unter Bergwanderern ist es eigentlich üblich sehr viel Rücksicht aufeinander zu nehmen… Schade.

Auf dem Gleitweg haben wir dann noch einen Rettungseinsatz erlebt. Ungefähr auf der Mitte des Weges kam plötzlich ein Rettungshubschrauber an und begann direkt an unserem Weg zu kreisen. Da war uns sofort klar, ohje, die suchen jemanden. Kurz darauf ist der Hubschrauber im Tal gelandet und kam wieder an. Ungewöhnlich daran war die Perspektive, der Hubschrauber flog ca. 100 Meter unter uns. Ging aber wohl alles halbwegs gut aus, am Ende hatte der Hubschrauber dann zwei Leute an der Seilwinde hängen.

So, jetzt sehr bei mir schon der nächste Programmpunkt an, Essen kochen und danach geht es mit dem Auto schon wieder weiter ins Hotel für Montag.

Irgendwas ist immer – vollkommen den Rhythmus verloren

Jo, irgendwie haben mich die Ereignisse der letzten Tage und Wochen total aus dem Rhythmus gebracht. Mein persönliches Problem, wenn ich mal auf Rotation bin, komme ich eben nicht mehr so schnell runter. Gedanklich stecke ich – gefühlt – immer noch am Ende des Jahres 2015 fest. Die Silvesternacht, aber auch die ganzen privaten Tragödien seither. Ich fürchte das mit dem Jahr 2016 und mir wird nichts mehr. Allerdings frage ich mich auch, warum gerade mich diese Ereignisse so in Rotation versetzen. Der gute TortugaDorada hat im Februar mal in einem Kommentar zu einem Eintrag von mir geschrieben: „Man spürt schon deutlich, dass Du nicht in einer Großstadt wohnst„… Da hat er natürlich teilweise recht, auf der anderen Seite bin ich viel unterwegs und so fühle ich mich gleich von mehreren Ereignissen mehr oder weniger indirekt betroffen.

München – das war eben nicht irgendein Kentucky Fried Chicken Restaurant in dem die vielen Zeugen von der Polizei betreut und befragt wurden. Nein, es war das Restaurant an dessen nahgelegener U-Bahnstation ich aussteige und dann an dem Restaurant nach rechts ins Industriegebiet weitergehe wenn ich bestimmte Schulungen besuche. Zudem waren die unmittelbaren Auswirkungen bis in meine Region zu spüren, mein Bruder hat bei der Feuerwehr noch in der Nacht geholfen eine Polizeikontrollstelle auf der Autobahn auszuleuchten.

Ansbach – in einem meiner letzten Einträge habe ich von einem Ausflug zur „Blinden Rot“ berichtet. Ein Teil der Verwandtschaft war am Wochenende zelten, am Brombachsee. Das liegt beides so im 50 km-Radius um Ansbach.

Reutlingen – da wohnt eine Arbeitskollegin und zudem gleich die nächste Gegend in der wir uns sehr gerne für Wanderungen aufhalten. Gerade Orte wie Ansbach oder Reutlingen wären unser bevorzugtes Ziel um nach einer Wanderung noch ein Eis oder ne Pizza zu essen.

Die türkische Gemeinde hier in der Region dreht dann wohl gerade auch ziemlich frei. Vor ein ca. zwei Wochen gab es einen Brandanschlag auf einen türkischen Supermarkt. Danach hat in der nächst größeren Stadt ein Rollkommando von 15 vermummten Leuten mal eben einen Dönner-Imbiss zerlegt. Im Nachbarort gibt es eine türkische Privatschule die wohl zur Gülen-Bewegung gehört. Da wurden wohl Wände mit Totenköpfen beschmiert.

Neuester Trend hier im Ort, in der Nachbarstraße schmücken einige Leute ihre Häuser nun sehr exzessiv mit türkischen Flaggen. Wenn das so weiter geht, kucke ich mal eine „Hello Kitty“-Flagge oder so bestellen kann. Flaggen sind ganz allgemein nicht so mein Ding, aber gut jeder so wie er möchte. Nur wenn es zuviel wird, fühle ich mich immer irgendwie dazu verpflichtet ein Zeichen dagegen zu setzen.

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Ganz nach dem Motto „Irgendwas ist immer“, hatte ich dann diese Woche noch ein kleines Zahnproblem. Genau an dem Zahn hinter meinem Implantat hatte ich plötzlich eine Entzündung am Zahnfleisch. Hatte mir schon ziemlich sorgen gemacht, Zahnfistel oder ein Zahnstück von der Implantat-OP? Da stand einfach sehr komisch was raus, das beim Zähneputzen nicht weg ging – *ups*. Selber dran rumspielen bringt dann eben nichts, lieber jemanden fragen der sich damit auskennt. So war gestern meine Zahnärztin die Rettung, um 8:30 Uhr angerufen, um 9:30 Uhr war ich in der Praxis und um 9:45 Uhr auf dem Behandlungsstuhl. Um 9:50 Uhr war das Problem – Geschichte, ich habe mir offenbar ein unbemerkt ein Plastikteil ins Zahnfleisch gebissen. Keine Ahnung wie und wann das passiert sein könnte… seltsam. Naja, so konnte ich auch gleich noch einen Termin für eine professionelle Zahnreinigung Ende August ausmachen.

Ansonsten hatte ich sogesehen eine ruhige Arbeitswoche, auch wenn es sich nicht so angefühlt hat. Genau das wird mein Thema für dieses Wochenende, Ruhe finden und die eigenen Gedanken etwas zur Ruhe bringen. Mir geht es garnicht so sehr um die politische Meinung einzelner Leute. Bei mir kommen da gerade ständig mehr neue Fragen auf, andere haben da offenbar super schnell super einfache Antworten. Ich bin mir noch nicht mal sicher ob ich die richtigen Fragen im Kopf habe, da haben andere schon die Lösung fertig?

Und dann kommt München…

ach Leute, ehrlich gesagt ging mir heute den ganzen Tag der Eintrag von shesnotyou nicht aus dem Kopf. Allerdings gingen mir auch einige Eurer Kommentare zu diesem Eintrag nicht aus dem Kopf. Hatte mir dann über den Tag schon ein paar Gedanken im Kopf zurecht gelegt. Nach der Arbeit war ich gerade mit der nächsten Laufeinheit fertig und steige aus der Dusche – plötzlich ging meine KATWARN-App los. Ich hab da unter anderem die Orte von meinen Kundeneinsätzen hinterlegt. Normalerweise bekomme ich da in letzter Zeit eine Fülle von Unwetterwarnungen.

Heute war die Meldung allerdings anderes – Sonderfall – ein Amoklauf in München und der oder die Täter laufen noch frei herum. Nahverkehr ist eingestellt, man soll daheim bleiben und öffentliche Plätze meiden… jo… uff, Scheisse! Jetzt ist der Terror echt da…

Ganz in der Nähe des Tatortes befinden sich sogar zwei meiner Kunden. Letztes Jahr um diese Zeit war ich sogar sehr oft dort. Da wäre ich an einem Tag wie heute vielleicht sogar von Schwabing zum Olympiapark gelaufen. Abends war ich da sogar öfter mit Kollegen auf dem Tollwood-Festival. In lauen Sommernächten muss man einfach mal auf dem Tollwood gewesen sein, zuerst was Essen, dann veganes Eis zur Nachspeise und hinterher noch ein Aperol Spritz in der tanzbar. Das war so unser Standardprogramm… und jetzt gleich in der Nähe diese Tragödie?

Ehrlich gesagt ist es für mich vollkommen egal ob die Täter nur einen islamistischen, rechten, linken, kurdischen oder einfach nur gestörten Hintergrund hatten. Es sind einfach Menschen die dort sinnlos abgemetzelt wurden.

Und so sind meine Gedanken dann gerade bei meinen Kollegen in München. Bei den Ärzten aus der Verwandtschaft die nun ihren Krankenhäusern in München in Bereitschaft stehen. Und natürlich denke ich auch an zwei Polizisten und zwei Sanitäterinnen die nun vermutlich irgendwo in München die Nacht in ihren Bereitstellungsräumen verbringen müssen.

Morgen geht es für uns auch wieder etwas weiter Richtung Süden. Ich hoffe wir kommen da überhaupt noch hin. Morgen wäre eigentlich Kindergeburtstag mit Zeltübernachtung und Lagerfeuer geplant, mal sehen was draus wird und wie sich das Wochenende entwickelt.

Ich denke an Euch da draussen – jetzt kommt wohl eine Zeit in der wir als Gesellschaft wieder enger zusammenrücken sollten…

Arbeitsurlaub mit Picknick

Jo, die Nachrichtenlage will irgendwie nicht besser werden. Hab ja schon ein paar mal erwähnt, dass ich kein Fernsehen mehr kucke, gerade in dieser „Lage“ aus meiner Sicht die richtige Entscheidung. Auf der anderen Seite möchte ich nicht den Eindruck von völliger Resignation und Ignoranz erwecken. Eigentlich ist das Gegenteil der Fall, ich informiere mich natürlich sehr genau über das aktuelle Weltgeschehen. Mir sind viele Informationen nur viel zu oberflächlich und bei mir bleiben dann meist mehr Fragen offen als ich beantwortet bekomme. Wobei es für viele Aspekte in diesem Zusammenhang wohl eh keine direkten Antworten gibt. Aber mir fehlt da ganz grundsätzlich der Tiefgang in der Diskussion, sowas nervt mich dann eher. Einfacher ist für mich da schon der Punkt, wie verhält man sich persönlich. Einschränken? „Vorkehrungen“ treffen, Waffen anschaffen… aktuell komme ich da immer noch zu der sehr rationalen Antwort, am besten ist wohl der Auffrischungskurs für Erste Hilfe… Ansonsten ist das Thema das Leben LEBEN und genießen, genau jetzt und in vollen Zügen!

Passend dazu mache ich diese Woche Arbeitsurlaub, eine von mir erfundene Mischform aus Urlaub und Arbeit. Die Gegend lädt hierzu richtig ein, in unserem Hotel sind auch einige „echte“ Urlauber. Einziger Unterschied, tagsüber verbringe ich die Zeit bei meinem Kunden im Büro. Aber so schlimm und anstrengend ist der Einsatz hier gerade nicht, so lässt sich das super aushalten.

Gestern Abend waren wir zu einem Picknick am örtlichen See – ein Traum. Wer an diesem See kein Picknick in einer lauen Sommernacht macht, verpasst echt etwas. Von diesem See hab ich schon einige Male Bilder hier gezeigt, weil es so schön ist aber gleich noch ein paar mehr:
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Und hier von unserem Picknickplatz der Blick auf den See:
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Meine Schwester hat mir vor einigen Jahren mal einen Picknick-Rucksack geschenkt, den benutzen wir nur viel zu selten:
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Zurück ins Hotel ging es dann schon im Mondschein, allerdings bekomme ich mit meinem Smartphone und ohne Stativ die Bilder nicht so gut hin wie Orbi:
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Heute Abend gibts dann die nächste Einheit im Lauftraining und Donnerstag ist im Hotel Grillabend… ich sag ja, fast wie Urlaub *grins*.

Wochenrückblick KW28

Hmmm, eigentlich hatte ich gedacht nach der Fussball EM könnte ich meinen Fluchtrucksack ja wieder ausräumen und derartige Spinnereien sein lassen. Und dann knallt es gleich wieder, zuerst Nizza und dann die Türkei. Keine Ahnung ob es nur mir so geht, aber die Türkei rückt irgendwie immer noch mehr in den Brennpunkt. Schon komisch, auf der anderen Seite blöd, dass ich gerade über die Türkei extrem wenig weiss. Super schönes Land, aber über die politischen Strömungen, Gesellschaft oder die wirtschaftliche Lage weiss ich ehrlich gesagt so gut wie nichts. Ganz ehrlich, ich verstehe die Welt nicht mehr, Konflikte gab es immer, Krieg, Tod und Zerstörung haben uns Menschen schon immer begleitet und so wie es aussieht wird das auch so bleiben. Mein Problem, ich kann nicht erkennen, dass bei den aktuellen Konflikten überhaupt jemand einen Nutzen von einem „Sieg“ haben könnte. Religion halte ich für ein vorgeschobenes Argument. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand aus religiösen Gründen mal eben über 80 Menschen mit einem LKW umfährt. Gut ich bin eher Atheist, aber welchen Nutzen sollte eine Religion haben, wenn ein Land wie Syrien zu Schutt und Asche gebombt wird? Aber genug mit diesen Gedanken, ich wollte ja eigentlich „nur“ meine zurückliegende Woche mit ein paar Stichworten festhalten.

Dienstag
Da ging es für mich schon wieder zurück Richtung Heimat. Bei solchen Fahrten baue ich ab und an kleine Abstecher ein. So lässt sich schon mal erkunden ob eine bestimmte Gegend mal für eine zukünftige Wanderung oder einen Wochenendausflug in Frage kommt. Dieses Mal ging es in das Tal der Blinden Rot, die Blinde Rot ist ein Kocher-Zufluß.

Wie immer hab ich ein paar Bilder für Euch:
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Super ruhiges Tal und wie man sieht, ist dort an einigen Stellen der Wald immer noch komplett überschwemmt:
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Könnte als durchaus mal für eine Tour in die nähere Auswahl kommen. ABER eine Sache könnt Ihr Euch beim Anblick der Bilder fast schon denken, MÜCKEN!!! Also ohne Mückenschutz geht da nichts, ich würde fast sagen aktuell hat man da ohne angepasste Kleidung keinen Spaß. Mückenschutz ist also mein Geheimtipp, wenn einer meiner Leser in diesem Jahr noch eine Tour im Süden von Deutschland plant. Wobei die Mückenplage regional sehr unterschiedlich ist, hab inzwischen einige Spaziergänge in Wassernähe hinter mir. Es gibt entweder überhaupt keine Mücken, oder krass extrem viele.

Mittwoch und Donnerstag

Den Rest der Woche war ich in meinem Büro. Gerade nervt mich ein Kunde etwas. Dieser Kunde setzt sich ständig unrealistische Ziele, die wollen dort aber irgendwie nicht aus ihren Fehlern lernen. Ich gehe da sehr offenen mit meinen Kunden um, ich sagen denen meine Meinung und Einschätzung, aber irgendwie ändert sich nicht wirklich was… so verbrennt eben sehr viel Geld einfach so…

Am Mittwochabend waren wir dann zur Abwechlsung mal wieder mit Kollege IPhone und dessen Frau beim Essen. Da ergeben sich immer tolle interessante Gespräche. Der Kollege IPhone und ich haben auch viel gemeinsam. Gibt jedoch auch super nette Unterschiede, die genau zu diesen tollen Gesprächen führen. Herr IPhone liebt im Gegensatz zu mir Autos, hat uns dann breit von seinem Ausflug mit einem Jaguar F-Type ins Elsass erzählt. Besagten Jaguar F-Type hat er – kostenlos – von Jaguar geliehen bekommen. Sein eigener neu bestellter Jaguar hatte nämlich 6 Monate Lieferverzögerung. *Hihihi* und nun steht das gute Stück seit mehreren Wochen schon wieder in der Werkstatt – Softwareprobleme, das reicht für eine abendfüllende witzige Unterhaltung *grins*.

Freitag
Den Freitag hab ich von 9 Uhr bis 17 Uhr mehr oder weniger mit einer einzigen Telefonkonferenz verbracht. Klar, eine Mittagspause gabs natürlich schon. Danach hat mich Kerstin in die Autowerkstatt gefahren, mein Auto hatte Service und TÜV.

Auf dem Weg in die Werkstatt kamen wir schon wieder an einem Verkehrsunfall vorbei. Für mich immer eine schwierige Entscheidung, anhalten und helfen, oder weiterfahren? Dieses Mal war unsere gemeinsame Entscheidung, weiterfahren. Der Unfall war zwar vermutlich erst wenige Minuten vor uns passiert, aber es waren eben schon – gefühlt – genug Ersthelfer an der Unfallstelle. Klar, wenn ich mal Erste Hilfe leisten müsste, wäre es mir auch lieber, wenn ich es nicht alleine tun müsste. In diesem Fall waren aber schon einige Leute da und die ersten Warndreiecke wurden aufgestellt. Hier war es dann eben – für mich – sinnvoller langsam und aufmerksam in einer Schlange mit den anderen Autos an der Unfallstelle vorbeizufahren.

Nachdem ich mein Auto wieder hatte gabs in einem örtlichen Lokal noch einen vegetarischen Burger.

Samstag
Gestern hatte ich meinen ersten Longjog mit einer Zeitdauer von 3 Stunden. Hier hatte ich ja von Kilometern auf die Zeitdauer umgestellt. In Kilometern kam ich so auf eine Strecke von 23 Kilometern, eigentlich nicht viel. Aber beim Longjog geht es eben um ein Training mit sehr niedriger Herzfrequenz. Meine Zielgeschwindigkeit liegt dann bei „nur“ 8 min/km – das ist selbst Kerstin fast zu langsam *grins*.

Als Belohnung haben wir am Abend gegrillt und unseren Feuerkorb angemacht. Ah, hab ich schon erwähnt, dass ich in letzter Zeit immer öfter von Rot Wein auf alkoholfreies Bier umsteige? Nach so einem Lauf waren bei mir doch ziemlich schnell einige Flaschen alkoholfreies Pils weg. *ups*, ich darf nur nicht zu laut sagen, das Bier kam nicht mal aus meinem Bundesland *grins*.

Sonnstag
Heute war schon wieder packen angesagt. Diese Woche bin ich mit Kerstin gemeinsam im Hotel. Zumindest für mich ist es leider kein echter Urlaub, ab Montag betreue ich bei einem Kunden eine Systemumstellung. Auf der anderen Seite haben wir so bis Freitag eine super Trainingsumgebung…

Das Geburtstagswochenende + Naturgedanke

So, also mein Geburtstagswochenende wäre überstanden. Es war nun nicht sooo schlimm wie ich gedacht hatte. Ich bin Freitagabend zu Kerstin und ihrer Mutter gefahren. Samstagvormittag haben wir dann mit Gartenarbeit verbracht. Am Nachmittag ein kurzer Spaziergang auf dem Friedwald und im Anschluß Einkaufen fürs Wochenende. Abends wurde dann gegrillt, Grillfackeln für Kerstins Mutter und Steaks für uns. Hat soweit ganz gut gepasst. Nur eine Situation hat mich schon ziemlich genervt. Kerstins Mutter musste natürlich unbedingt selbst mit der Leiter Kirschen vom Baum holen. Ich hab dann einmal gesagt, dass sie so einen Quatsch doch besser lassen soll, aber gut. Nur als sie dann 10 Minuten später auf Gartenbank sitzt und wegen Schmerzen jammern sollte, hatte ich da nicht mehr sonderlich viel Empathie. Hab dann nur gemeint, das die Kirschen nun wohl sehr hart erkämpft wären. Auf solche Kindergartendiskussionen lasse ich mich nicht ein, da muss eben jeder selbst wissen was er macht. Sie hatte eben erst am Dienstag eine OP, dabei wurde der Wächterlymphknoten unter der Achsel entfernt. D.h. sie hat dort eine firsch genähte Wunde, die wohl ziemlich Schmerzen verursacht. Gerade Bewegungen bei denen man die Arme heben muss, sind dann nicht ohne Schmerzen möglich. D.h. gerade Kleidung anziehen, waschen oder eben Kirschen vom Baum pflücken.

Ansonsten war das Wochenende super ruhig, genau das hab ich gebraucht – zumindest mein Körper. Am Sonntag lag ich dann bis Mittag im Bett. Am Nachmittag ging es dann schon wieder auf ins Hotel für den Kundeneinsatz heute…

Dann noch kurz für mich ein paar Naturgedanken oder besser zu den Gefahren in der Natur:

  • Kerstins Mutter wohnt in der Nähe der Donau, im Nachbarort sind dort gleich zwei Leute ertrunken und zwar innerhalb von 24 Stunden an der gleichen Stelle. Die Gemeinde hatte nach ersten Todesfall sogar sehr kurzfristig Warnschilder und Rettungsringe aufgebaut. Hat aber wohl nichts geholfen…
  • Ich hatte in einigen Tagebucheinträgen über unsere Bergwanderungen rund um die Gegend beim Schloss Neuschwanstein berichtet. Quasi genau in unserem Übungsgebiet werden seit einigen Tagen zwei chinesische Touristen vermisst. Vor ein paar Wochen wurden am Tegelberg, nicht weit entfernt, schon zwei Tote geborgen. Eine der Leichen lag da schon seit ein paar Jahren. Gruselig, die Gegend entwickelt sich zum Bermuda Dreieck. Gut der Alatsee ist ja auch nicht weit weg, da gibts zumindest unzählige Sagen und Mythen

Gut, diese Sagen und Mythen zeigen eben, dass man die Bergwelt mit entsprechendem Respekt begehen sollte. Mein Traum ist gerade immer noch eine autarke Mehrtagestour durch die Berge. Autark im Sinne von ohne Berghütte sondern mit Biwak. Nur von dem Traum bin ich in der Praxis wohl noch ein paar Jahre entfernt. Da fehlt es an allem, Ausdauer, Ausrüstung, Erfahrung und einem guten Gespür für Gefahren. Aber Orte wie Füssen oder Oberstdorf sind ein geniales Tor um in diese unbekannte Bergwelt einzutreten. Man kann einfach bei jeder Tour ein Stückchen weiter gehen und irgendwann landet man dann tatsächlich in so entlegenen Gebieten, da trifft man keine Menschen mehr. Hab da mal vor einer Woche den ganzen Abend YouTube-Videos von Alpenüberquerungen gekuckt – gigantisch. Gut für den Anfang muss es ja nicht gleich bis Meran sein, aber vielleicht mal übers Mädelejoch zur Hängeseilbrücke von Holzgau.

Also passt auf Euch auf und lebt Euer Leben!

Nicht so wirklich in Geburtstagsstimmung

Dieses Jahr hatte ich an meinem Geburtstag irgendwie so überhaupt keine Stimmung auf Party. Deshalb nutze ich mein Tagebuch mal wieder, vor dem Wochenende, etwas Frust hier abzuladen…

Zunächst fing mein Geburtstag gestern eigentlich noch ganz positiv an. Geplant waren ein paar Telefonkonferenzen, die mehr oder weniger den gesamten Arbeitstag ausfüllten. Das ist anstrengend, Arbeit eben, aber positiv – es gab Erfolge und am Ende war ein Kunde super glücklich. Gut wirklich schlimm ist meine Arbeit ja eh nicht, gibt sicherlich viele deutlich schlechtere Jobs. So konnte ich in meinem eigenen Büro sitzen, leckeren Kaffee trinken und mit meinem Kunden zusammen eine Lösung finden. Konkret ging es um einen Testdaten-Generator den ich bis Ende Juli entwickeln soll. Der Kunde möchte einen Lasttest bei einer neuen Software-Lösung durchführen, dafür braucht man größere Datenmengen. Und mein Programm wird genau diese Daten passend automatisch erzeugen. Und so habe ich mich eben in der Telefonkonferenz mit vier Leuten darüber unterhalten was für Daten benötigt werden und wie wir diese erzeugen. Seitengedanke dazu: ich kann leider kein Schwizerdütsch, also ich verstehe es super gut, aber ich kann es absolut nicht sprechen…

Wirklich Nerven gekostet hat aber Kerstins Mutti, am Ende hab ich dann gleich nochmal gefühlt Stunden am Telefon mit Kerstin und meiner Mutter verbracht. Inzwischen mache ich mich ernsthafte Sorgen wie wir das hinbekommen sollen. Und zwar mache ich mir nicht nur um Kerstins Mutter Sorgen, sondern auch um Kerstin. Sie ist in der Hinsicht leider nicht sonderlich belastbar und gerade aktuell selbst in keiner guten Verfassung. Neulich hat sich offenbar ne Viertelstunde nach dem Supermarkteinkauf ihre Geldbörse gesucht. Hat dann wohl ihr Auto und den Supermarkt mit Panik und Verzweiflung abgesucht. Tja ratet mal wie die Geldbörse die ganze Zeit war? Kommt ihr nicht drauf, jo, sie hatte die Geldbörse die ganze Zeit in der anderen Hand. Wäre die Situation nicht so ernst, könnte man bei soviel Verpeilung echt drüber lachen. In diesem Fall sehe ich da aber eher deutliche Anzeichen von Überforderung und Überlastung, schlechte Ausgangsbasis um jemandem zu helfen. Für mich eher ein Signal langsam die Notbremse zu ziehen. Wo liegt den gerade das eigentliche Problem?

1. Grundproblem ist vermutlich, dass Kerstins Mutter eigentlich überhaupt keine Krebstherapie machen möchte. Sie hat so die Hoffnung, die Ärzte würden jetzt bei den Untersuchungen feststellen, dass sie nur noch ein halbes Jahr zu leben hat. Dann würde sie gerne in ein Hospiz gehen und dort die Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Ihre Worte… Gut meiner Erfahrung nach ist das mit dem Sterben und mit Krebs nicht so einfach. Diese Hoffnung haben vielleicht viele Menschen, aber die Realität ist dort leider verdammt hart. Krebs als Erkrankung ist irgendwie untrennbar mit Ungewissheit verbunden. Wenn es schlecht läuft steht den Betroffenen ein jahrelanges Märthyrium bevor, da sagt niemand „oh, sie haben Brustkrebs und werden in sechs Monaten sterben…“. Und da liegt im Augenblick noch ein sehr langer, steiniger und steiler Weg vor uns. Keine Ahnung ob da am Ende des Weges ein Hospiz, eine vollständige Heilung oder ein Leben mit vielen Einschränkungen steht. Den Weg muss wohl auch jeder Mensch alleine gehen, als Angehöriger kann man da als Begleiter einige Wegstrecken gemeinsam meistern, aber eben nicht alle. Nur aktuell laufen wir weder vor noch zurück sondern auf der Stelle im Kreis. Noch schlimmer, wir stehen uns dabei selbst im Weg und stellen uns gerne mal gegenseitig ein Bein…

2. Mangelnde Abstimmung und Planung. Am Dienstag war die ambulante OP für den Chemotherapie-Port und gleichzeitig eine Biopsie/Entnahme(?) des Wächterlymphknoten. Da war dann leider im Anschluss doch eine Übernachtung im Krankenhaus erforderlich. Kerstins Mutter hatte aber absichtlich nichts für eine Übernachtung vorbereitet, so fuhren dann gleich zwei Leute spät am Abend durch die Gegend um ihr die notwendigen Dinge zu bringen und zuerst mal daheim zusammenzusuchen. Am Mittwoch durfte sie dann zwar wieder heim, hatte aber starke Schmerzen, war immer noch schwach und die Wunde hat nachgeblutet/genässt. Naheliegende Entscheidung wäre wohl gewesen, mit einem Arzt zu sprechen, die Wunde nochmal ankucken zu lassen und abgestimmt mit dem Arzt ein Schmerzmittel zu wählen. Nein, da haben die beiden Damen die Stimmung tief in den Keller gefahren, sich gegenseitig fertig gemacht und da selber mit dem Schmerzmittel rumprobiert. Bei sowas bekomme ich echt die Krise, ich wäre eben – wenn irgend möglich – jetzt vor dem Wochenende nochmal zum Arzt gegangen. Zudem sollte Kerstin im Haus noch lauter Arbeiten übernehmen die aus meiner Sicht total unnötig sind. Einen Kirschbaum abernten, wen bitte interessieren jetzt gerade die paar Kirschen? Oder am Whirlpool das Wasser ablassen, diesen Whirlpool benutzt eh niemand, doof genug da nach der letzten Reinigung überhaupt wieder Wasser einzufüllen, aber ist das jetzt gerade wichtig? Oder wäre das nicht eine Aufgabe gewesen, die ich am Wochenende übernehmen hätte können? So ist nun offenbar die Whirlpoolsteuerung kaputt gegangen und ich hatte mehrfach eine weinende Partnerin am Telefon…

3. Kerstins Mutter hat für mich ein Problem mit der Ernährung. Versteht mich nicht falsch, ich möchte bei dem Theman niemanden bevormunden oder für eine vegane Ernährung missionieren. Nur Kerstins Mutter isst seit nun fast einem Jahr viel zuwenig und das was sie isst würde ich auch mehr als Mangelernährung bezeichnen. Pizza, Döner, Chips, Schokolade und Waldmeisterlimo – jo die Vitamine kommen dann beim Rauchen aus den Zigaretten. Die Chemo hat ja noch nicht mal begonnen und sie ist jetzt schon nur noch Haut und Knochen. Eine kleine Mahlzeit am Tag ist einfach viel zu wenig. Meine Idee war zu meinem Geburtstag am Wochenende ein paar ordentliche Rinderfiletsteaks auf den Grill zu hauen. Jo, vorher gefragt, Fleisch schmeckt ihr nicht mehr, wenn dann so ein Schweinebauch – arg, so war das eigentlich nicht gedacht, da hat der Körper wenig von, da freut sich nur die Leber, aber gut… wenn wir grillen sollten, werde ich ein paar Scheiben Schweinebauch für sie auflegen.

Was hab ich mir fürs Wochenende vorgenommen? Ich packe gerade meine Sachen und werde dann zu Kerstin und ihrer Mutter fahren. Ursprünglich war eine weitere Zeltübernachtung geplant – nur ganz ehrlich ich hab keine Nerven und keine Lust dazu. Grillen, vielleicht… was wir aber unbedingt machen sollten ist irgendwie nochmal offener miteinander sprechen. So wird das nichts, so machen wir uns nur alle komplett fertig. Ich weiss ich bin Planungsfetischist, aber ohne so einen gewissen abgesprochenen Grundrahmen machen wir da mehr kaputt als ganz. Klar, eine Krebstherapie lässt sich bestimmt nicht bis ins Detail vom Start bis zum Ende durchplanen, erwarte ich nicht. Aber es ist wohl ziemlich offensichtlich, dass man vermutlich ein kleines Krankenhausübernachtungskit für kurzfristig notwendige Krankenhausaufenthalte braucht. Ich mag Selbstversuche und Experimente, aber in der Situation jetzt einfach irgendwelche Schmerzmittel ohne Abstimmung nehmen – jo, ich bin halt ein Weichei. Tja, Kirschbaum- und Whirlpool-Aktionen treiben mich dann komplett in den Wahnsinn – da brauch ich literweise Bachblütentee…

In diesem Sinne, lebt Euer Leben!

Auf der Suche nach dem Rhythmus + Wie ist dieses Jahr bisher bei dir verlaufen?

Ich bin gerade auf der Suche nach meinem eigenen Rhythmus. Es läuft, aber eben alles sehr unruhig. Ohne Ruhe fällt es mir schwer Gedanken zu strukturieren, mir fehlt dann Kreativität und Produktivität. Dann klappt es auch nicht so gut mit Tagebucheinträgen…

Damit es klarer ist noch ein paar kurze Sätze zu meinem letzten Eintrag. Also wir können natürlich schon im Haus von Kerstins Mutter schlafen. Wir haben dort ein schönes Gästezimmer mit Doppelbett. Die Idee mit dem Zelt im Garten ist eigentlich eher als Kompromiss entstanden. Wir hatten für dieses Jahr ursprünglich noch ein paar Bergtouren geplant und vielleicht den einen oder anderen Urlaub, evtl. sogar mit Zelt. Beim Thema Urlaub treten wir nun eben etwas kürzer… aus einem anderen Blickwinkel betrachtet wohnt Kerstins Mutter in einer Urlaubsregion, zwar noch ein ganz schönes Stück von den Alpen entfernt, aber bei schönen Wetter müssten wir die Alpen direkt von unserem Zelt aus sehen können – diese Stimmung gerade in den frühen Morgenstunden kann ich leider nicht als Foto festhalten, dazu reicht die Qualität meiner Kamera im Smartphone nicht aus. Mit Stativ und Spiegelreflexkamera könnte man sich an dem Motiv austoben *grins*… Analog zum Urlaub auf dem Balkon gibts bei uns also Urlaub auf der Streuobstwiese mit Alpenblick *hihi*.

Das mit dem Rhythmus betrifft gerade auch Kerstin und ihre Mutti. Da muss sich ebenfalls erst ein Rhythmus und eine Struktur ausbilden. Viele offene Fragen, wenig was sich planen lässt. Ihrer Mutti wird gerade alles zuviel, zuviele Ärzte, zuviel Info. Gerade läuft der Untersuchungsmarathon zum Einstieg. Einer der Ärzte hat wohl schon gemerkt, dass das gerade eine extrem schlechte Gesamtsituation ist. Er hat ihr dann wohl psychologische Hilfe angeboten, ihre Antwort war wörtlich: „na, das hätte mir gerade noch gefehlt – noch ein Arzt mehr der blöd daherschwätzt…“. Unterm Strich ist es gerade einfach zuviel, jeder Arzt möchte eben nach der Untersuchung gleich ein Gespräch führen. Deshalb auch keine zusätzlichen Besuche bei Heilpraktikern oder einer Selbsthilfegruppe. Was in den nächten Monaten folgt ist nun zunächst eine Chemotherapie mit der versucht wird die Knoten zu verkleinern und wahrscheinlich im nächsten Jahr erst eine Entfernung via OP. Wenn alles gut geht, bekommt sie heute den Port für die Chemotherapie gesetzt. Jo, alles Dinge wo ich selbst nicht sonderlich viel dazu beitragen kann, deshalb werde ich zukünftig da nicht mehr soviel drüber schreiben.

Aber es ist nicht alles dunkel und trüb in meinem Leben. Es gibt auch diese witzigen Momente. Kerstin läuft ja nun seit einem Jahr ebenfalls und wir haben auch beide Kleidergröße M. Bei Laufveranstaltungen gibt es als Erinnerung immer ein entsprechend gestaltetes T-Shirt. Davon haben wir inzwischen einige… Problem Größe M ist nicht gleich Größe M! Am Samstag hab ich das T-Shirt von Kerstin erwischt, ich geb es ja zu, so ein kleines Waschbärbäuchlein hab ich schon. Normalerweise kein Problem bei Größe M, aber so zieh ich das Teil an und das Ding spannt sich voll am Bauch – totaler Schreck, in dem Punkt bin ich eitel. Erleichterung, ich hatte die taillierte Größe M erwischt, nope, die geht bei mir absolut nicht *grins*.

Micha, hatte drei tolle Fragen in ihrem Tagebuch. Die greife ich mal auf, weil ich selber keine einfach Antwort habe.

Wie ist dieses Jahr bisher bei dir verlaufen?
Gut für mich persönlich läuft dieses Jahr eigentlich ziemlich gut, ABER bei den Menschen in meiner unmittelbaren Nähe eben nicht. Bei soviel Unglück und Leid, fällt es mir schwer von einem „guten“ Jahr zu sprechen. Da wird dann eher eines der schlechtesten und einschneidendsten Jahre draus. Auf der anderen Seite gibt mir das auch wieder sehr viel Lebenserfahrung.

Verläuft es im Großen und Ganzen so, wie du es dir erhofft hast?
Nein, ehrlich gesagt hätte ich an so einen schlechten Verlauf nicht mal im Traum gedacht. War irgendwie auch anders geplant. Auf der anderen Seite eigentlich auch ein „ja“, mein Höhepunkt des Jahres folgt Ende September, da hab ich mich für einen zweiten Marathon angemeldet. Bisher läuft die Vorbereitung dafür sehr gut, da dürfte ich mich nicht beschweren.

Lebst du deine Werte?
Ja, das tue ich sehr intensiv. Allerdings hänge ich immer noch in der Frage fest, was sind meine Werte? Also was ist mir nun besonders wichtig, was möchte ich betonen und was sollte eher im Hintergrund stehen… Zudem verändert sich das ständig, was mir in diesem Jahr super wichtig ist, möchte ich in ein paar Jahren vielleicht eher hinten an stellen.