Auf der Suche nach dem Rhythmus + Wie ist dieses Jahr bisher bei dir verlaufen?

Ich bin gerade auf der Suche nach meinem eigenen Rhythmus. Es läuft, aber eben alles sehr unruhig. Ohne Ruhe fällt es mir schwer Gedanken zu strukturieren, mir fehlt dann Kreativität und Produktivität. Dann klappt es auch nicht so gut mit Tagebucheinträgen…

Damit es klarer ist noch ein paar kurze Sätze zu meinem letzten Eintrag. Also wir können natürlich schon im Haus von Kerstins Mutter schlafen. Wir haben dort ein schönes Gästezimmer mit Doppelbett. Die Idee mit dem Zelt im Garten ist eigentlich eher als Kompromiss entstanden. Wir hatten für dieses Jahr ursprünglich noch ein paar Bergtouren geplant und vielleicht den einen oder anderen Urlaub, evtl. sogar mit Zelt. Beim Thema Urlaub treten wir nun eben etwas kürzer… aus einem anderen Blickwinkel betrachtet wohnt Kerstins Mutter in einer Urlaubsregion, zwar noch ein ganz schönes Stück von den Alpen entfernt, aber bei schönen Wetter müssten wir die Alpen direkt von unserem Zelt aus sehen können – diese Stimmung gerade in den frühen Morgenstunden kann ich leider nicht als Foto festhalten, dazu reicht die Qualität meiner Kamera im Smartphone nicht aus. Mit Stativ und Spiegelreflexkamera könnte man sich an dem Motiv austoben *grins*… Analog zum Urlaub auf dem Balkon gibts bei uns also Urlaub auf der Streuobstwiese mit Alpenblick *hihi*.

Das mit dem Rhythmus betrifft gerade auch Kerstin und ihre Mutti. Da muss sich ebenfalls erst ein Rhythmus und eine Struktur ausbilden. Viele offene Fragen, wenig was sich planen lässt. Ihrer Mutti wird gerade alles zuviel, zuviele Ärzte, zuviel Info. Gerade läuft der Untersuchungsmarathon zum Einstieg. Einer der Ärzte hat wohl schon gemerkt, dass das gerade eine extrem schlechte Gesamtsituation ist. Er hat ihr dann wohl psychologische Hilfe angeboten, ihre Antwort war wörtlich: „na, das hätte mir gerade noch gefehlt – noch ein Arzt mehr der blöd daherschwätzt…“. Unterm Strich ist es gerade einfach zuviel, jeder Arzt möchte eben nach der Untersuchung gleich ein Gespräch führen. Deshalb auch keine zusätzlichen Besuche bei Heilpraktikern oder einer Selbsthilfegruppe. Was in den nächten Monaten folgt ist nun zunächst eine Chemotherapie mit der versucht wird die Knoten zu verkleinern und wahrscheinlich im nächsten Jahr erst eine Entfernung via OP. Wenn alles gut geht, bekommt sie heute den Port für die Chemotherapie gesetzt. Jo, alles Dinge wo ich selbst nicht sonderlich viel dazu beitragen kann, deshalb werde ich zukünftig da nicht mehr soviel drüber schreiben.

Aber es ist nicht alles dunkel und trüb in meinem Leben. Es gibt auch diese witzigen Momente. Kerstin läuft ja nun seit einem Jahr ebenfalls und wir haben auch beide Kleidergröße M. Bei Laufveranstaltungen gibt es als Erinnerung immer ein entsprechend gestaltetes T-Shirt. Davon haben wir inzwischen einige… Problem Größe M ist nicht gleich Größe M! Am Samstag hab ich das T-Shirt von Kerstin erwischt, ich geb es ja zu, so ein kleines Waschbärbäuchlein hab ich schon. Normalerweise kein Problem bei Größe M, aber so zieh ich das Teil an und das Ding spannt sich voll am Bauch – totaler Schreck, in dem Punkt bin ich eitel. Erleichterung, ich hatte die taillierte Größe M erwischt, nope, die geht bei mir absolut nicht *grins*.

Micha, hatte drei tolle Fragen in ihrem Tagebuch. Die greife ich mal auf, weil ich selber keine einfach Antwort habe.

Wie ist dieses Jahr bisher bei dir verlaufen?
Gut für mich persönlich läuft dieses Jahr eigentlich ziemlich gut, ABER bei den Menschen in meiner unmittelbaren Nähe eben nicht. Bei soviel Unglück und Leid, fällt es mir schwer von einem „guten“ Jahr zu sprechen. Da wird dann eher eines der schlechtesten und einschneidendsten Jahre draus. Auf der anderen Seite gibt mir das auch wieder sehr viel Lebenserfahrung.

Verläuft es im Großen und Ganzen so, wie du es dir erhofft hast?
Nein, ehrlich gesagt hätte ich an so einen schlechten Verlauf nicht mal im Traum gedacht. War irgendwie auch anders geplant. Auf der anderen Seite eigentlich auch ein „ja“, mein Höhepunkt des Jahres folgt Ende September, da hab ich mich für einen zweiten Marathon angemeldet. Bisher läuft die Vorbereitung dafür sehr gut, da dürfte ich mich nicht beschweren.

Lebst du deine Werte?
Ja, das tue ich sehr intensiv. Allerdings hänge ich immer noch in der Frage fest, was sind meine Werte? Also was ist mir nun besonders wichtig, was möchte ich betonen und was sollte eher im Hintergrund stehen… Zudem verändert sich das ständig, was mir in diesem Jahr super wichtig ist, möchte ich in ein paar Jahren vielleicht eher hinten an stellen.