Wie findet man den perfekten Mix zum Glücklich sein?

Offenbar stehen Beziehungen gerade nicht unter dem besten Stern. Kerstin und ich stecken da schon das gesamte Jahr über in einer kleinen Sinnkrise. Dann die Ergänzung zu Kais Urlaubsbericht. Diese Woche habe ich noch erfahren, dass bei einem Kunden eine Mitarbeiterin wohl gerade die Scheidung von ihrem Mann durchmacht. Das hat mich etwas geschockt, so von den Erzählungen der Mitarbeiterin hätte ich gesagt, boah, das absolute Traumpaar. Wenn zwei zusammenpassen, dann die beiden! Tolle Fernreisen, Haus gekauft, Heizung erneuert, zwei super Gehälter und tolle Jobs im IT-Bereich. Toller und vorallem sicherer Arbeitgeber, der Standort vom Haus auch gleich so gewählt, dass der potenzielle Nachwuchs gute Schulen in der Umgebung hätte. Beide Ende Zwanzig mit noch allen Möglichkeiten. Und jetzt auf einmal PENG!!! Gut ich hab es nicht offizielle erfahren, aber hat mich trotzdem geschockt!

Die Frage die ich mir gerade oft stelle ist, wie man den perfekten Mix zum Glücklich sein findet. Zugegeben, diese Frage stelle ich mir insgesamt schon sehr lange und oft. Die Antwort darauf ist wohl nicht statisch und für alle Zeit gültig. Sondern der Mix verschiebt sich ständig und je nach Lage muss man da wohl seine Prioritäten anpassen. Ein Schlüsselwort, dass sich mir dabei immer öfter gedanklich aufdrängt ist Abgrenzung. Es passiert eben zu schnell und einfach, dass man bestimmte Ziele einfach so übernimmt, in der Annahme sie würden glücklich machen. Das sind eben diese gefährlichen Rollenbilder und Wunschvorstellungen, mein Haus, mein Auto, meine Frau, meine Kinder und meine Segeljacht. Lässt sich beliebig in die unterschiedlichsten Bereiche übertragen. Um wirklich glücklich zu werden, muss man sich wohl einfach stärker abgrenzen und seinen eigenen Weg finden. Hübsche Frau, hübscher Mann, Geld, ein Haus und zwei Kinder, das KANN Wolke 7 und der absolute Traum sein. Kann aber auch von jetzt auf jetzt wie ein Kartenhaus zusammenfallen, weil man sich vielleicht doch in irgendwelche Rollenbilder hat drängen lassen und plötzlich total unglücklich ist… keine Ahnung…

Abgrenzung ist also das Schlüsselwort!

Im Beruf
Früher war ich genauso drauf, inwzischen hab ich oft Mitleid mit Kollegen die sich in Projekten regelrecht aufreiben und Nächte und Wochenenden opfern um das Projekt zu retten. Manchmal komme ich sogar zum gegenteiligen Schluss, für den Kunden wäre es manchmal wirtschaftlich günstiger ein Projekt würde sich verzögern. So hätte der Kunde wenigsten kurz Zeit darüber nachzudenken was er gerade macht und eigentlich will. Klingt komisch ist aber meiner Meinung nach so! Wenn da ein Team von 20 hochbezahlten IT-Spezialisten mit Vollgas, aber ohne konkrete oder falsche Zielvorgaben, mal nen Monat lang durcharbeitet. Was denkt Ihr was da für Kosten entstehen? Und als Ergebnis stellt sich dann raus, dass man sich irgendwie zu Beginn falsch verstanden hätte – *upsi*. Klar da ist am Ende niemand Schuld, sowas kann man ja nicht wissen. Aber genau dieses Vorgehen erlebe ich bei immer mehr Kunden. Da bedarf es dann eben einer klaren Abgrenzung und da finde ich es dann profesioneller wenn man seine Sicht objektiv und gerade darstellt und eben nicht mehr jedes Spiel mitspielt.

Im Sport
Auch da ist es wichtig sich abzugrenzen was die eigenen Ziele angeht, was man will und was nicht. Gerade Laufen ist eine sehr offene Sportart, sprich wenn man will und sich die passenden Wettkämpfe aussucht steht man evtl. schnell neben Leuten aus der Olympiamannschaft an der Startlinie. Für einen Hobbyläufer ist es damit ziemlich unwahrscheinlich jemals bei einem Wettkampf auf dem Siegertreppchen zu stehen. D.h. hier muss man sich seine eigenen Ziele suchen. In den letzten zwei Jahren war ich auf ein paar Vorträgen von ehemaligen Olympiateilnehmern. Da gibt es immer gute Tipps, die Frage ist nur, bringen sie einen persönlich wirklich weiter. Gute Anregungen, aber man muss das schon ziemlich an die eigene Situation anpassen um eben damit glücklich zu werden. Ausdauersport bedeutet Zeitaufwand, bei so einem langen Lauf ist eben ganz schnell der halbe Sonntag weg. Und wenn es eben Marathon sein soll, dann braucht es die langen Läufe in den Monaten davor einfach. Die Zeit fehlt dann aber natürlich z.B. für die Beziehung, den Sonntagvormittag hätte man auch mit geilem Sex im Bett verbringen können. Ich nutze diese langen Läufe inzwischen als persönliche Therapie um eben Gedanken mal abschließen zu können. Dinge zu sortieren und runter zu kommen.

Was mir dafür völlig fehlt ist diese auf Leistung getrimmte Denkweise, gut um mein Traumziel für 2019 erreichen zu können muss auch ich etwas mehr Leistung zeigen. Aber ich möchte mich klar vom klassischen Leistungssport abgrenzen. Das sehe ich oft bei Wettkämpfen, da gibt es immer wieder Leute die versuchen ihre neue Bestzeit zu laufen, aber einfach in den Monaten davor nicht genug Zeit in die Vorbereitung investiert haben. Die sehen dann auf der Strecke meist ziemlich übel aus und brauchen ziemlich schnell umfangreiche ärztliche Hilfe. (Tipp am Rande, der Zielbereich bei einem typischen Stadtmarathon ist nicht unbedingt der appetitlichste Ort, da kotzt sich so mancher Läufer den Sportsgeist aus dem Körper *grins*.). Deshalb, 50 Kilometer sind bei mir mal für die nächste Zeit eine Schallmauer, aber da dann eben glücklich mit Spaß und Genuß ankommen. Egal ob es stürmt, schneit oder die Sonne runterbrennt. Dafür ist mir die Zeit ziemlich egal, ich muß nur ankommen bevor der Veranstalter das Ziel abgebaut hat *grins*.

In der Beziehung
In der Vergangenheit war einer meiner Fehler, dass in sehr bevormundent war. Da macht Kerstin jetzt einfach mehr ihr Ding. Im Moment sind wir in diesem Punkt noch nicht wirklich frisch eingeschwungen, dass wird die Herausforderung für das nächste Jahr. Klappt aber nur, wenn jeder in der Beziehung für sich weiss was er will und braucht. Und in diesem Punkt herrscht noch nicht die volle Klarheit und die Sache mit dem aufeinander einschwingen wird dann schwierig. Aber wir haben Zeit. Bedeutet aber eben auch wieder etwas Abgrenzung und Dinge dann einfach auch mal alleine zu machen. Ich verbinde das thematisch mit dem Sport, das war einer der Hintergedanken zu den Wettkampfreisen die ich im nächsten Jahr gebucht habe.

Beim Sex
Der ist in diesem Jahr definitiv zu kurz gekommen. Keine Zeit, nicht die passende Stimmung. Wir brauchen Zeit um uns wieder zu finden, da steht der Sex hinten an. Als kleiner Vorgeschmack auf das nächste Jahr – oder wohl mehr aus Neugierde – musste ich aber doch einen dieser Adventskalender mit Sextoys für Paare beschaffen. Bezeichnenderweise sind wir aber gerade getrennt und könnten das tolle Spielzeug im Moment eh nicht gemeinsam testen. Nette Gesellschaft, wir sind quasi permanent von SEX umgeben, haben dann aber keine Zeit selbst welchen zu haben *grins*. Da gibt es wohl Statistiken drüber, dass die Menschen in Deutschland früher mehr Sex hatten. Tja, das ist wohl genau die fehlende Abgrenzung. Wobei gerade Sex und Zeitoptimierung wie Feuer und Wasser zusammenpassen. Wenn man da als Lifestyle-Mensch mit im 30-Minuten-Takt geplantem Wochenende Sex mit einbezieht, kann es wohl nur schief gehen. Genau das ist aber das Problem, trotz Alltag, Sorgen, Ärger und der vielen anderen Dinge die man machen will (!) gute Stimmung und dann geilen Sex zu erleben.