Geburtstagsparty im Flüchtlingsheim + Flüchtlingsprobleme / myTagebuch-Adventskalender, Tür 21: Ängste zum Ankreuzen

Heute passt das aktuelle Stöckchen wiedermal perfekt, Fundsachen hat da eine super Hand. Manchmal dachte ich schon fast an Gedankenübertragung *grins*.
Vorab aber noch zwei kurze Blöcke, die hab ich gestern vergessen aufzuschreiben:

Am Montag hatte ich plötzlich eine Reservierungsbestätigung für ein Hotel in Bremen im Posteingang. Ehm, klar letztes Jahr um diese Zeit war ich ja tatsächlich in Bremen und ja es war genau dieses Hotel. Aber dieses Jahr schaffen wir es leider nicht nach Bremen. Ich würde rabi dort gerne nochmal treffen, aber diese Hotelreservierung ist definitiv nicht meine! Bei sowas geht mein Puls immer etwas hoch, hat da evtl. jemand meine Daten und meine Identität missbraucht? Hab dann gleich dort im Hotel angerufen, hat sich dann auch schnell aufgelöst. Offenbar hat jemand mit dem gleichen Nachnamen für die Nacht vom 19.12. auf den 20.12. dort ein Zimmer reserviert. Bei der Auswahl im Computer ist dann offenbar etwas schief gelaufen und es wurde fälschlicherweise meine Daten ausgewählt. *uff*, da war ich erleichtert.

Dann hätte ich noch ein gutes Beispiel zu Risikowahrnehmung und tatsächlichem Risiko. Mein Bruder ist bei der Feuerwehr, am Dienstag war er mit Kollegen aber beruflich unterwegs. Schon bei der Hinfahrt stand dieser Tag aber wohl unter einem schlechten Stern. Kurz nach der Autobahnauffahrt wurden sie von den Feuerwehrkammeraden meines Bruders mit dem Löschzug überholt. Ein LKW hatte mal eben einen Baumstamm auf der Autobahn verloren. Auf der Rückfahrt lief es noch schlechter, Handwerker überladen ihre Autos und insbesondere die Anhänger sehr gerne und oft. Tja, ging schief, gleich in der ersten Kurve hatte sich der Anhänger selbstständig gemacht und mal eben das Zugfahrzeug überholt und sich dann für den Graben entschieden. Mein Bruder hatte Glück, er war nicht der Fahrer und es kamen keine Menschen zu Schaden. Aber es wird klar, wo die Risiken des Lebens tatsächlich liegen. Anhänger samt Ladung in den Graben setzen hat bei uns in der Familie übrigens Tradition, das hat bisher jeder irgenwann geschafft. Ich bin die Ausnahme, ich fahre extrem ungern mit Anhänger. Ich parke mit meinem Golf schon sehr ungerne ein. Aber mit so einem 20-Meter-Gespann, ehm, Hölle, da müsste ich glaube ich ziemlich viel Baldrian schlucken um beim Rückwärtsfahren keinen Nervenzusammenbruch zu bekommen *grins*.

Heute war nun die Geburtstagsparty im Flüchtlingsheim zu der wir eingeladen waren. Es war nett, super interessant und für mich gedanklich extrem heilsam. Deshalb lasse ich Euch an diesen Eindrücken natürlich gerne teilhaben. Die Situation dort erinnerte mich sehr stark an meine Zeit im Studentenwohnheim. Das Geburtstagskind hatte in ihrem Zimmer etwas dekoriert und Kuchen auf dem Tisch hergerichtet. Und so saßen wir mit ein paar Frauen vom örtlichen Helferkreis auf dem Sofa. Wir hatten eine Tasse mit kleinen Schokonikoläusen als Geschenk dabei. Das Geburtstagskind befolgt sehr strenge Fastenregeln, nie Alkohol und tierische Produkte sind an manchen Tagen tabu. Sie hat aber trotzdem Sekt angeboten und leckeren Kuchen sogar selbst gebacken. Allerdings hat sie dann von dem Kuchen selbst nix gegessen – ich glaube da muss ich ihr mal ein paar vegane Rezepte geben.

Insgesamt ist so ein Flüchtlingsheim schon ein sehr in sich geschlossener Mikrokosmos. Ich kann das nur jedem empfehlen, besucht mal so eine Flüchtlingsunterkunft in eurer Region. Egal welche politische Haltung ihr dazu habt, es geht nicht darum jemanden umzustimmen und von anderen politischen Meinungen zu überzeugen. Ich finde es nur wichtig sich ein eigenes Bild von den tatsächlichen Problemen zu machen. Gutes Beispiel für den klassischen naiven Gutmenschen, eine der Helferinnen hatte doch tatsächlich unter ihrem Namen den Internetanschluss in der Flüchtlingsunterkunft angemeldet. Jetzt hat sie jede Menge Ärger mit Abmahnanwälten und nen Schaden von ein paar tausend Euro. Die Bewohner versuchen es jetzt nochmal mit einem selbstverwalteten Anschluss, zumindest ein Kabel stifte ich mal als kleine technische Aufbauhilfe. Ja klar, Probleme gibt es dort jede Menge. Die Frauen vom örtlichen Unterstützerkreis fühlen sich da inzwischen auch nicht mehr wirklich gut unterstützt. Was fehlt sind professionelle Sozialarbeiter, nur die fallen eben auch nicht vom Himmel. Es gibt Sozialarbeiterinnen, die haben aber wohl nocht nicht sonderlich viel Erfahrung. Was wohl viel Zeit kostet sind irgendwelches Behördenzeug, z.B. Anträge für Kindergeld oder Unterstützung bei der Suche nach einem Praktikumsplatz. Da muss man sich aber eben sehr gut auskennen, z.B. hätte ich nicht gewusst, das die Versicherung bei einem Praktikum über die Schule läuft.

Unter den Bewohnern gibt es natürlich ebenfalls jede Menge Konflikte, von denen man von aussen nicht wirklich viel mitbekommt. Einer der afganischen Flüchtlinge hat sich in die Tochter einer anderen Flüchtlingsfamilie aus dem Nachbarheim verliebt. Wie bringt man dem aufgebrachten Familienvater jetzt bei, dass er den jungen Mann jetzt nicht verprügeln darf. Ein anderer Flüchtling – angeblich Ex-Polizist – spielt sich im Nachbarheim als Religionswächter auf und bedroht die Mädchen dort, weil sie eben kein Kopftuch tragen. Deshalb wollte die Frauen vom Helferkreis von mir sehr genau wissen, ob es möglich ist ein fremdes Smartphone zu überwachen. Damit hatte der Religionswächter wohl gedroht. Ja sowas ist möglich und nicht sooo aufwendig. Die Polizei ist da wohl schon informiert. Die Probleme halten sich aber alle sehr im Rahmen. Was mir auffällt, die Flüchtlinge und die Helfer werden mit vielen praktischen Problemen doch sehr alleine gelassen. Um bei dem Beispiel zu bleiben, klar muss man da die Polizei einbinden, wenn evtl. eine Straftat im Raum steht. Aber sowas ist aus meiner Sicht ein perfektes Beispiel für eine Konfliktintervention durch professionelle Sozialarbeiter, den praktisch wird die Polizei da wenig ausrichten können. Und ja, wenn es tatsächlich unverbesserliche „Religionswächter“ gibt, die wiederholt Menschen bedrohen, dann hätte ich keine Skrupel und würde sagen: Koffer packen und mit dem nächsten Flieger zurück.

Wichtig, das wäre jetzt mal ein Negativbeispiel, wir sprechen hier über den „Arschlochanteil“, den gibt es in jeder Menschengruppe. Die anderen Bewohner dort sind super nett und freundlich. Mir hat die kleine Party super gefallen, wurmt mich, dass ich für dieses Thema so wenig Zeit habe. Aber zumindest hab ich den Vorsatz, im nächsten Jahr wenigstens ab und an mal etwas zu machen. Und seht es mal so, bei der aktuellen Terror-Angst-Stimmung ist so ein leicht paranoider Spinner wie ich dort nicht an der falschen Stelle. Und verfressen wie ich bin, also der Kuchen war super lecker!

myTagebuch-Adventskalender, Tür 21: Ängste zum Ankreuzen

[ ] Dunkelheit
[X] für immer Single bleiben (aktuell bin ich ja glücklich vergeben, wenn dann wieder Single werden)
[ ] Mutter/Vater werden
[X] ein Kind zur Welt bringen (gut als Mann betrifft mich dieser Punkt eher bei der Ersten Hilfe)
[ ] Ich-selbst-sein vor anderen (och, das klappt inzwischen besser, ich bin zwar etwas verschlossen, aber Angst wäre das jetzt nicht)

[ ] offene Räumen/weite Landschaften
[ ] Enge (ich mag das Gedränge in größeren Menschenansammlungen nicht gerne, aber Angst würde ich es nicht nennen)
[X] Höhen (ich würde gerne mal so eine geführte Klettersteigtour mitmachen, aktuell habe ich vor Höhe sehr großen Respekt und fühle mich etwas unsicher / unwohl)
[X] Hunde (hier ist es auch eher Respekt, gerade als Läufer mag ich das überhaupt nicht, wenn Hundebesitzer ihre Hunde auf mich zulaufen lassen. In der Situation mag ich den Satz „Der tut nix, der will nur spielen…“ eben nicht sooo nett.)
[X] Vögel (auch hier nenne ich es mal Respekt, so ein Mäusebussard hat eine Flüglespannweite von mehr als einem Meter, wenn der der im Tiefflug knapp über einem drüberdonnert werde ich natürlich etwas „ängstlich“…)

[X] Fische (also ich fasse bei uns schon mit den Händen ins Aquarium, aber wenn unsere Antennenwelsdame sich bewegt erschrecke idch doch jedes Mal *grins*)
[X] Spinnen (sagen wir so, bei den großen Spinnen auf der Hand werde ich etwas unruhig *WAAAAAAAAAA* und ich mag große Spinnen nicht so gerne in der Nähe von meinem Bett)
[ ] Blumen oder andere Pflanzen
[ ] Berührt werden
[X] Feuer (ich liebe Feuer, aber ich möchte es kontrollieren können, sollte also nicht zu groß sein)

[X] Tiefe Gewässer (wenn es zu tief wird, ist mir unwohl – zudem ist das Wasser dort dann immer etwas kälter)
[X] Schlangen (zumindest wenn sie groß sind und ich alleine mit ihnen wäre, Schlangen fühlen sich aber toll an!)
[ ] Seide
[ ] das Meer
[ ] Versagen

[ ] Erfolg
[ ] Donner/Blitz
[ ] Frösche/Kröten
[ ] der Vater meines Partners
[ ] die Mutter meines Partners

[ ] Ratten
[X] von weit oben runterspringen
[ ] Schnee
[ ] Regen
[ ] Wind

[X] über (Hänge-)Brücken gehen (ich hab nur immer etwas Angst, ich könnte Ausrüstungsgegestände auf der Brücke verlieren)
[X] Tod
[ ] Himmel
[X] ausgeraubt werden
[X] fallen

[ ] Clowns
[ ] Puppen
[X] Menschenansammlungen (zumindest wenn es zu Gedränge kommt)
[ ] Männer
[ ] Frauen

[ ] Verantwortung tragen
[X] Ärzte (Da geht irgendwie mein Blutdruck immer etwas nach oben. Als Jugendlicher ist mir bei einer Zahnarztbehandlung mal der Kreislauf zusammengebrochen. Die Zahnärztin wollte eigentlich nur mit einer Wasserspritze etwas spülen, weg war ich. Unangenehm dabei, auch diese Zahnarztstühle lassen sich so verstellen, das man die Füsse in Schocklage über den Kopf bekommt – NEIN *urgs*!
[X] Tornados
[X] Hurricanes (nachdem wir an der Nordsee mal einen Orkan mitgemacht haben, mal eine ordentliche Sturmböe abbekommen haben und danach einer älteren Frau Erste Hilfe leisten mussten hab ich vor Naturgewalten ganz allgemein noch mehr Respekt als früher)
[X] unheilbare Krankheiten

[X] Haie (ich möchte zumindest nicht im gleichen Pool mit ihnen schwimmen müssen)
[ ] Freitag der 13.
[ ] Geister
[ ] Armut
[ ] Halloween

[ ] Schule
[ ] Züge
[ ] ungerade Zahlen
[ ] gerade Zahlen
[X] Alleinsein (ich bin gerne alleine, aber ungern einsam)

[X] blind werden
[X] taub werden
[ ] erwachsen werden/sein
[X] gruselige Geräusche in der Nacht (gerade beim Laufen oder Nachtwanderungen erwischt es mich schon ab und an *grins*)
[ ] Bienenstöcke

[ ] Meine Ziele/Wünsche nicht erreichen
[X] Nadeln (das hat sich durchs Blutspenden super normalisiert, aber so ne Biopsie-Nadel *urgs* – bleibt mir weg mit so nem Teil!!!)
[ ] Dinosaurier
[ ] die Fußmatte
[X] hohe Geschwindigkeiten (ich fahre nicht gerne Achterbahn und Motorrad schon garnicht)

[X] kotzen (sowas ist mir peinlich)
[ ] sich verlieben
[ ] Geheimnisse

So, jetzt muss ich zum Ende kommen – ich bin dran mit Kaiserschmarren anbraten…

Die Geburtstagseinladung, Kühlschränke und Ärzte

Seit ein paar Wochen halten mich meine Sicherheits-Gedanken ziemlich auf Rotation. Zuerst diese ganzen schlimmen Verbrechen, jetzt kommt noch Silvester. Und gedanklich bin ich schon im Jahr 2017, da steigt wegen der Bundestagswahl im September die Anschlagsgefahr – für mich – nochmal deutlich an. Die Stimmung ist eben gerade sehr aufgeheizt. Dadurch steigt dann eben das Risiko für Anschläge. Gestern Abend bekam ich dann via WhatsApp einen schönen Lichtblick, der meine trüben Gedanken da etwas ausbremst. Die Nachricht kam von einer der jungen Flüchtlingsfrauen hier aus dem Ort. Hat mich so gefreut, deshalb bekommt ihr die mal bis auf ihren Namen unzensiert:

Hallo frau kerstin und Herr Frank wiegtes Ihnen am 21.12.2016 meine Giborstag wenn haben zeit ich lade Ihnen um 16.00 uhr

Klar, da werden wir hingehen. Ich hätte da gerne dieses Jahr mehr gemacht, aber es waren einfach zuviele wichtige Dinge. Da mussten wir Prioritäten setzen und die eigene Familie geht dann eben doch vor. Aber zum Abschluß des Jahres eine nette Gelegenheit und für meine Gedanken die perfekte Ablenkung und Kontrastprogramm. Klar das Deutsch der Nachricht ist noch verbesserungsfähig, aber da höre ich meine ehemaligen Deutschlehrer im Chor schreien: „NEIN! Bitte versuch nie anderen Leuten Nachhilfe in Deutsch zu geben…“ – Sprachen sind nicht wirklich meine Stärke. Mit meinem wichtigsten Rechtschreibtipp: „Schreib die Wörter so, wie es gut aussieht.“, können die Leute bestimmt nichts anfangen. Wozu braucht ein Wort Silben, für mich ist jedes Wort ein Bild. Silbentrennung macht dann ein Puzzel draus *grins*. Ich liebe Regeln und Mathematik, aber mit Rechtschreibregeln stehe ich auf Kriegsfuss. Ist für micht irgendwie nicht logisch… gut in einem Kundenprojekt hab ich mal mit einer Computerlinguistin zusammengearbeitet, die wäre da vermutlich anderer Meinung.

Heute hab ich zur Abwechslung mal einen komplett anderen Tagesablauf. Ich betreue bei einem Kunden eine Umstellung, keine große Sache. Aber bei dieser Umstellung gibt es immer wieder Blöcke mit Wartezeit. Deshalb hab ich mir für heute gleich zwei Stöckchen vorgenommen. Mal sehen wie weit ich komme.

myTagebuch-Adventskalender, Tür 14: Das Kühlschrankstöckchen

Also das Kühlschrankstöckchen hat sich für mich schon gelohnt, bevor ich es überhaupt ausgefüllt habe *grins*. Damit ich Euch Bilder zeigen kann, hatte ich die Kühlschrankreinigung für heute fest eingeplant. Neben dem Kühlschrank hat es das Küchenfenster und die Dunstabzugshaube gleich noch mit erwischt, war wirklich dringend nötig.

1. Was hast Du alles im Kühlschrank?
Aber fangen wir mal mit dem Inhalt des Kühlschranks zu Beginn der Aktion an (wenn ihr auf das Bild klickt, kommt ihr zur größeren Version):
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Auf dem Bild erkennt man gleich eines unserer größten Probleme in der Küche, bei dem Anblick war ich dann leider etwas genervt / säuerlich. Wir haben ständig mehrere angebrochene Packungen des gleichen Artikels. Da haben wir dann drei Tuben Fenistilgel, 2x Tomatenmark, 2x Sambal Oelek und 2x Zitronensaft. Wie kommt es dazu? Kerstin war dieses Jahr sehr oft für ein paar Wochen bei ihrer Mutter. Da haben wir unseren Bestand an Lebensmittel aufgeteilt und sie hat Teile davon mitgenommen. Aber bei der Rückkehr auch immer wieder Zeug mitgebracht. So hatten wir in Spitzenzeiten 4x Zitronensaft und immer noch 3x Balsamico Essig im Schrank. Gut so schnell geht das ja nicht kaputt.

Noch auf dem Bild sieht man etwas Gemüse, alkoholfreien Punsch, alkoholfreies Pils, ein paar abgelaufene Saucen, Hefe für die Pizza, abgelaufene Butter, Tofu. Ein Thermometer liegt im Kühlschrank, seit Fundsachen über ihren Kühlschrankkauf und die Kühlschranktemperatur geschrieben hatte *grins*.

So, sah der Kühlschrank aus, als ich mit meiner Putzaktion fertig war:
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Danach war ich noch kurz Nachschub besorgen:
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Eigentlich wollte ich Bio-Butter kaufen. Nur irgend jemand hat den gesamten Karton Bio-Butter mit Sahne eingesaut. Das war bestimmt die Frau aus dem Supermarkt von rabi, die hat es inzwischen von Bremen bis hier in den Süden geschafft *grins*.

Das Endergebnis im wieder eingeräumten Zustand:
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Als Vorbereitung für Silvester hab ich schon mal den Sekt, einen Rosewein und einen Weisswein kalt gestellt *grins*.

2. Auf welche Temperatur ist er eingestellt?
Laut Thermometer hat es genau 8 °C, ich habe die höchste Stufe 8 eingestellt. Wirklich empfindliche Dinge wie z.B. Hackfleisch haben wir so gut wie nie im Kühlschrank. Ich würde fast sagen, die meisten Dinge müssten wir nicht mal unbedingt im Kühlschrank lagern. Daher reicht das aus meiner Sicht voll aus…

3. Wie oft putzt Du im Kühlschrank?
Hihihi, *öhm*, *äh*, sagen wir mal so, der Kühlschrank hatte die Reinigung ziemlich nötig und ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich ihn das letzte Mal geputzt habe.

myTagebuch-Adventskalender, Tür 15: Arztbesuche

1. Wie oft gehst Du zum Arzt?
Puh, schwere Frage. Früher war ich so gut wie nie bei einem Arzt. Da gab es dann schon mal ziemlich entsetzte Sätze, wenn ich dann doch mal zum Arzt musste. Inzwischen gehe ich schon zu meiner Hausärztin, wenn ich der Meinung bin es wäre sinnvoll. Ich bin selbstständig, daher brauche ich keine Krankmeldung. Wenn ich zum Arzt gehe, dann entweder um auf Nummer sicher zu gehen, oder wenn ich tatsächlich eine Therapie möchte. So hatte ich in diesem Jahr vielleicht zwei oder drei Besuche bei der Hausärztin. Dann ein paar beim Kieferchirurgen und der Zahnärztin. Dann erst letzte Woche der Besuch bei der Kardiologin. Und beim Blutspenden gibt es ja auch noch einen Kurzcheck von einem Arzt. So gesehen, hatte ich in diesem Jahr genug Kontakte mit Ärzten.

2. Wie suchst Du Dir den passenden Arzt aus?
Also eigentlich gehe ich nur zu meiner Hausärztin oder zur Zahnärztin. Wenn ein Facharzt ansteht, bitte ich meine Hausärztin um eine Empfehlung. Bisher hatten die empfohlenen Ärzte dann aber Urlaub oder ein Termin wäre nicht kurzfristig möglich gewesen. Klar verkehrsgünstig sollte die Praxis natürlich schon liegen. Dann kommt es natürlich noch darauf an, ob der Arzt dann überhaupt noch neue Patienten annimmt.

3. Fühlst Du Dich gut betreut?
Ja und nein, wenn ich bedenke das ich früher garnicht zum Arzt gegangen bin. Bei meiner Hausärztin hab ich nur manchmal ein etwas schlechtes Gefühl, wenn ich denke man möchte mir etwas verkaufen. Bei meinem Gesundheitscheck wurde auch mein Impfpass geprüft, da kam dann von der Arzthelferin gleich die Frage nach Grippeschutzimpfung oder einer Impfung gegen FSME. Die Impfung gegen FSME hab ich mir tatsächlich schon mal überlegt, hab mein persönliches Risiko dann aber als zu gering angesehen, als das sich der Aufwand dieser Impfung lohnt. Klar wir wohnen in einem FSME-Risikogebiet, aber ich versuche möglichst von hohem Gras weg zu bleiben, um garnicht erst Zecken irgendwo abzustreifen. Bisher hatte ich auch noch keine Probleme mit Zecken. Klar kann man Leuten eine FSME-Impfung anbieten, aber ich würde eben immer zuerst Fragen ob sich der Patient oft im Wald oder in der Natur aufhält. Das hatte die Arzthelferin hier nicht gemacht… Beim Gesundheitscheck würde ich mir auch mehr Information und Struktur wünschen. Z.B. könnte man ja einen Fragebogen aufstellen und zunächst mal die persönlichen Problembereiche und Risiken des jeweiligen Patienten erheben. Aber so insgesamt bin ich da schon zufrieden…

4. Hältst Du Dich an die Empfehlungen des Arztes?
Ja, wobei ich da garnicht sooo viele Empfehlungen bekomme…

5. Wie sieht es mit Vorsorge aus?
Also ab einem Alter von 35 Jahren kann man in Deutschland einen Gesundheitscheck machen lassen, zahlt die Krankenkasse – da wird sogar richtig Werbung dafür gemacht. Als ich vor 3 Jahren als Neupatient zu meiner Hausärztin kam, habe ich den dann zum ersten Mal mitmachen lassen. Dachte mir, so kann mich die Ärztin kennenlernen und ich sie. Eigentlich wollte ich den Check nicht wiederholen. Aber dann hatte ich ja diesen Infekt – was überhaupt kein Infekt war. Da bot es sich natürlich an, nochmal so einen Check zu machen. Im Januar gibt es noch ne Ultraschalluntersuchung. Hautkrebs-Screening sollte ich vielleicht auch mal machen lassen, da hat die Hausärztin zwar auch kurz gekuckt. Das war aber schon extrem schnell und nicht sonderlich ausführlich. Bei meiner Zahnärztin war ich dieses Jahr ebenfalls zur Kontrolle. Wenn ich als Mann Blutspenden gehe, käme ich im Jahr maximal auf sechs Spenden, bei denen ebenfalls ein Arzt einen Kurzcheck macht (Körpertemperatur, Blutdruck…). Also ich würde sagen, mehr Vorsorge geht schon fast nicht mehr. Ernährung und Sport bringen da unterm Strich mehr…

Von Sicherheit, Ängsten und Vorurteilen

So nun konnte ich die lange Autofahrt nutzen und nochmal über den Eintrag von Suzaku nachdenken. Dabei ist mir zu diesen Themen überraschend viel durch den Kopf gegangen. Letztlich hab ich mich gefragt wie ich das nun alles in einen Tagebucheintrag bringen soll – fast unmöglich. Aber ich wollte ja eh endlich versuchen wieder mehr Tagebuch zu schreiben. So kann ich die Zeit bis zu den Weihnachtsstöckchen überbrücken *grins*…

Gerade das Thema Sicherheit nimmt in meinem Leben einen zentralen Raum ein. Da gibt es viel Platz um vielleicht mal den einen oder anderen interessanten Eintrag aus meiner Vergangenheit.

Zum Thema Angst und Ängste ist mir eine Punkt wichtig. Angst ist vermutlich ein schwieriger Begriff den gerade hier ein paar Leute sehr unterschiedlich auslegen. Es gibt eben echte Angst mit vielleicht sogar sehr starken körperlichen Symptomen oder eher ein besorgt sein. Keine Ahnung wie man das in Tagebucheinträgen am besten vermitteln kann, um welche Stufe von „Angst“ es den nun genau geht. Was mir aber selbst schon oft passiert ist, ich kann mich super in Dinge hineinsteigern und die Gedanken noch viel besser in Rotation bringen.

Deshalb ein einfacher Einstieg. Ich hab mich dann im Auto selbst gefragt, wovor habe ich den aktuell konkret „Angst“?
Ich bin der absolute Kontrollfreak, die Kontrolle zu verlieren und nicht mehr selbst über mich bestimmen zu können ist Horror für mich. Sowas könnte in sehr unterschiedlichen Situationen „passieren“…

  1. Wenn wir als Paar von einer wilden Horde von 20 Leuten eingekesselt werden hab ich natürlich keine Chance Kerstin zu beschützen.
  2. Das geht in die andere Richtung aber genauso. Wenn ich z.B. irrtümlich von Polizei und Justiz für ein Verbrechen belangt werde, das ich garnicht begangen habe.
  3. Wenn sich andere Menschen unkontrolliert oder panisch verhalten und ich den Eindruck habe die Situation nicht kontrollieren zu können. Insbesondere wenn Menschen z.B. etwas zuviel Alkohol getrunken haben.
  4. Dann ein Hauseinbruch, Überfall oder bestohlen zu werden. Viel zu stehlen gibt es bei mir nicht, aber die Situation an sich – ohje, sehr unschön.
  5. Auch Männer werden vergewaltigt, davor haben wir Männer genauso „Angst“ wie Frauen. Das ist ähnlich wie die „Angst“ vor Krieg eher so ein diffuses Gefühl im Hintergrund. In Alltagssituationen, z.B. Nachts alleine im Parkhaus hätte ich damit kein Problem. Da hätte ich eher Angst mit irgendwelchen betrunkenen Jugendlichen aneinander zu geraten.
  6. Die Angst vor der eigenen Aggression. Wenn es tatsächlich mal zu einer gefährlichen Situation kommen sollte etwas zu heftig zu reagieren. Deshalb versuche ich z.B. bewusst Abstand zu Waffen zu halten.
  7. Krankheiten, vermutlich fast am wahrscheinlichsten. Darüber denke ich ziemlich wenig nach, hier versuche in das Thema anders herum anzugehen und mache mir positive Gedanken über meine Gesundheit.
  8. Unfälle, insbesondere Autounfälle – das beschäftigt mich schon. Ich fahre sehr viel Auto und ich sehe oft Unfälle auf der Autobahn. Wie schnell das geht hab ich am Rande nun schon ein paar Mal miterlebt, deshalb hab ich mir vor ein paar Wochen eine neue Winterjacke in Signalfarbe gekauft. Die liegt es immer im Auto…
  9. Amokläufe oder Terroranschläge, da hab ich lange nachgedacht. Sehr diffus, Ende September hatte ich meinen Marathonlauf, klar denke ich da auch an den Anschlag beim Boston Marathon. Darum hatte ich mir Gedanken gemacht, wenn es nun zu einem Anschlag kommen sollte, welchen Weg würde ich dann zurück in mein Hotel wählen. Echte Angst nun direkt unmittelbar Opfer eines Anschlags zu werden hatte ich dann aber irgendwie auch nicht.

Mehr ist mir zu dem Punkt auf der Fahrt nicht eingefallen. Wovor habt Ihr den noch so Angst?

Auf den letzten Kilometern hab ich mich dann noch gefragt was für Vorurteile ich den so habe. Jeder Mensch hat Vorurteile, finde ich ganz normal. Aber welche Vorurteile hab ich den nun ganz konkret? Und was ist gesundes Misstrauen oder naives Gutmenschentum? Wie geht man mit den eigenen Vorurteilen am besten um? Ich glaub über den Punkt muss ich noch genauer nachdenken, da bin ich noch nicht wirklich weit gekommen…

P.S. das Thema ist eigentlich sehr ernst, aber ich halte es für wichtig wenn man die Dinge nicht zu verbissen angeht und evtl. auch über die eigene „Angst“ zumindest ab und an lächeln kann.

Irgendwas ist immer – vollkommen den Rhythmus verloren

Jo, irgendwie haben mich die Ereignisse der letzten Tage und Wochen total aus dem Rhythmus gebracht. Mein persönliches Problem, wenn ich mal auf Rotation bin, komme ich eben nicht mehr so schnell runter. Gedanklich stecke ich – gefühlt – immer noch am Ende des Jahres 2015 fest. Die Silvesternacht, aber auch die ganzen privaten Tragödien seither. Ich fürchte das mit dem Jahr 2016 und mir wird nichts mehr. Allerdings frage ich mich auch, warum gerade mich diese Ereignisse so in Rotation versetzen. Der gute TortugaDorada hat im Februar mal in einem Kommentar zu einem Eintrag von mir geschrieben: „Man spürt schon deutlich, dass Du nicht in einer Großstadt wohnst„… Da hat er natürlich teilweise recht, auf der anderen Seite bin ich viel unterwegs und so fühle ich mich gleich von mehreren Ereignissen mehr oder weniger indirekt betroffen.

München – das war eben nicht irgendein Kentucky Fried Chicken Restaurant in dem die vielen Zeugen von der Polizei betreut und befragt wurden. Nein, es war das Restaurant an dessen nahgelegener U-Bahnstation ich aussteige und dann an dem Restaurant nach rechts ins Industriegebiet weitergehe wenn ich bestimmte Schulungen besuche. Zudem waren die unmittelbaren Auswirkungen bis in meine Region zu spüren, mein Bruder hat bei der Feuerwehr noch in der Nacht geholfen eine Polizeikontrollstelle auf der Autobahn auszuleuchten.

Ansbach – in einem meiner letzten Einträge habe ich von einem Ausflug zur „Blinden Rot“ berichtet. Ein Teil der Verwandtschaft war am Wochenende zelten, am Brombachsee. Das liegt beides so im 50 km-Radius um Ansbach.

Reutlingen – da wohnt eine Arbeitskollegin und zudem gleich die nächste Gegend in der wir uns sehr gerne für Wanderungen aufhalten. Gerade Orte wie Ansbach oder Reutlingen wären unser bevorzugtes Ziel um nach einer Wanderung noch ein Eis oder ne Pizza zu essen.

Die türkische Gemeinde hier in der Region dreht dann wohl gerade auch ziemlich frei. Vor ein ca. zwei Wochen gab es einen Brandanschlag auf einen türkischen Supermarkt. Danach hat in der nächst größeren Stadt ein Rollkommando von 15 vermummten Leuten mal eben einen Dönner-Imbiss zerlegt. Im Nachbarort gibt es eine türkische Privatschule die wohl zur Gülen-Bewegung gehört. Da wurden wohl Wände mit Totenköpfen beschmiert.

Neuester Trend hier im Ort, in der Nachbarstraße schmücken einige Leute ihre Häuser nun sehr exzessiv mit türkischen Flaggen. Wenn das so weiter geht, kucke ich mal eine „Hello Kitty“-Flagge oder so bestellen kann. Flaggen sind ganz allgemein nicht so mein Ding, aber gut jeder so wie er möchte. Nur wenn es zuviel wird, fühle ich mich immer irgendwie dazu verpflichtet ein Zeichen dagegen zu setzen.

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Ganz nach dem Motto „Irgendwas ist immer“, hatte ich dann diese Woche noch ein kleines Zahnproblem. Genau an dem Zahn hinter meinem Implantat hatte ich plötzlich eine Entzündung am Zahnfleisch. Hatte mir schon ziemlich sorgen gemacht, Zahnfistel oder ein Zahnstück von der Implantat-OP? Da stand einfach sehr komisch was raus, das beim Zähneputzen nicht weg ging – *ups*. Selber dran rumspielen bringt dann eben nichts, lieber jemanden fragen der sich damit auskennt. So war gestern meine Zahnärztin die Rettung, um 8:30 Uhr angerufen, um 9:30 Uhr war ich in der Praxis und um 9:45 Uhr auf dem Behandlungsstuhl. Um 9:50 Uhr war das Problem – Geschichte, ich habe mir offenbar ein unbemerkt ein Plastikteil ins Zahnfleisch gebissen. Keine Ahnung wie und wann das passiert sein könnte… seltsam. Naja, so konnte ich auch gleich noch einen Termin für eine professionelle Zahnreinigung Ende August ausmachen.

Ansonsten hatte ich sogesehen eine ruhige Arbeitswoche, auch wenn es sich nicht so angefühlt hat. Genau das wird mein Thema für dieses Wochenende, Ruhe finden und die eigenen Gedanken etwas zur Ruhe bringen. Mir geht es garnicht so sehr um die politische Meinung einzelner Leute. Bei mir kommen da gerade ständig mehr neue Fragen auf, andere haben da offenbar super schnell super einfache Antworten. Ich bin mir noch nicht mal sicher ob ich die richtigen Fragen im Kopf habe, da haben andere schon die Lösung fertig?

Rosenmontagsumzug (incl. Bilder) + Antwort auf eine private Nachricht zum Thema Flüchtlinge

Gestern waren wir nun, wie geplant, auf dem Rosenmontagsumzug in der nächsten Kleinstadt. Beim Wetter hatten wir deutlich mehr Glück als die bekannten Karnevalshochburgen am Rhein. Hat echt alles perfekt gepasst, Wetter, Stimmung und der Umzug selbst – genial. Es gab auch keine, von mir befürchteten Pöbeleien wegen der Flüchtlinge. Jo, ich bin und bleibe eben einfach ein Berufspessimist, genau aus diesem Grund sind solche Aktionen für mich besonders wertvoll!

Eines der Prinzenpaare aus der Region:
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Die Lokalzeitung hat sich ebenfalls für ein Motiv mit dieser Gruppe entschieden, trifft die Stimmung des Tages wohl am besten. Klein, ruhig und gemütlich:
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Piratenschiffe waren in diesem Jahr besonders im Trend, in dem Rosenmontagsumzug was bestimmt vier Piratenschiffe zu sehen:
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Nach dem Umzug gabs bei uns noch Faschingskrapfen und Tee. Die Stimmung war dieses mal „etwas“ lockerer, der Inhalt der Gespräche dafür noch erschütternder als beim ersten Treffen. An dieser Stelle aber zunächst ein kleiner Einwurf. Zu meinem letzten Eintrag habe ich gleich zwei private Nachrichten von einer Leserin erhalten. Ich würde gerne meine Antwort auf diese Nachrichten in dieser Eintrag einbauen, ich hoffe das ist so in Ordnung und ausführlich genug. Grundsätzlich kann ich viele Bedenken und Fragen in diesen beiden privaten Nachrichten sehr gut verstehen. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und es noch zugespitzter formulieren, die Übergriffe an Sylvester waren eine Kriegserklärung für uns und unsere Kultur. Nur mit Krieg ist das eben so eine Sache, wer ist den nun genau „der Feind“ und wie bekämpft man ihn am besten?

In einem meiner vorherigen Einträge hab ich ja schon geschrieben, warum ich mich nicht für einen Gutmenschen halte. Ehm, ich bin gerade der, der im örtlichen Wald mögliche Fluchtpunkte und Verstecke auskundschaftet und dann die Zeit stoppt wie lange er von seinem Haus bis zu dem Versteck braucht. Ich bin der, der sich darüber informiert, welche Ausrüstung man benötigt um im Winter in alpinem Gelände mehrere Tage durchhalten zu könnnen. Und ich bin der, der am Wochenende diese Ausrüstung auf dem Trainingsgelände des nächsten Gebirgsjägerbataillons testet. Gutmensch? Objektiv betrachtet wohl eher leicht paranoider Spinner? Soviel mal dazu…

Bei den beiden Leuten, die da mit uns am Tisch Faschingskrapfen gegessen haben, konnte in nun bisher „den Feind“ noch nicht entdecken. Da war zum einen die junge Frau aus dem Sudan, ich hatte sie das letzte Mal Heike genannt. Die trägt ein großes Holzkreuz um den Hals und ist vor der Terrorherrschaft muslimischer Reitermilizen geflohen. Wieso sollte sie ein Interesse an einer Islamisierung haben? Im Gegenteil, wir haben uns „etwas“ blamiert, weil wir nicht so genau wussten wann Ostern ist *upsi*, „jo, da müssten wir jetzt mal im Kalender nachsehen *hust*…“.

Unseren zweiten Gast kannten wir bis jetzt noch nicht, ich nenne ihn mal Robert. Robert kommt aus Afghanistan, sein Vater war wohl hoher Beamter im Finanzminiterium in Kabul und wurde deswegen ermordert. Seine Mutter ist Gymnasiallehrerin in Kabul und seine größere Schwester Ärztin. Robert hat als Funker für eine Sicherheitsfirma in der japanischen Botschaft gearbeitet. Sein Job war der Funkkontakt zu den Konvois mit Diplomaten, wenn diese in Kabul zu einem Ministerium mussten. Aus dem Grund kann er nun eben nicht mehr sicher in Afghanistan leben. Hier bei uns hat er inzwischen einen dauerhaften Arbeitsvertrag beim örtlichen Burger-Schnellrestaurant. Die nächsten Schritte wären ein Führerschein und eine eigene Wohnung. Nur ist das der angesprochene Sozialschmarotzer?

Ich wurde gefragt ob ich mich auch für Obdachlose genauso einsetze wie für die Flüchtlinge. Ehrliche Antwort: nein. Ehrlich setze ich mich auch für die Flüchtlinge ungern persönlich ein. Meine soziale Ader ist wohl eher schlecht ausgebildet. Ich bezahle Steuern und halte es für die sinnvollste Lösung, wenn sich der Staat um Obdachlose und Flüchtlinge kümmert. Das schafft die notwendige emotionale Distanz und die Leute erhalten im Idealfall eine gute professionelle Unterstützung. Aktuell stecken wir aber in einer echten Not- und Krisensituation, in dem Fall ist der Staat überfordert und kann diese professionelle Hilfe meiner Meinung nach nicht mehr alleine gewährleisten. In diesem Fall endet meine Verpflichtung dann eben nicht beim „Steuern bezahlen“, da bleibt dann eben nichts anderes übrig als sich selbst – zumindest etwas – aus der Komfortzone herauszubewegen.

So ich hoffe ich habe nun nix ausgelassen und meine Sichtweise differenziert genug dargestellt. Nachrichten sind natürlich sowohl öffentlich als privat gerne willkommen. Eine letzte Anmerkung an die Leserin mit den beiden privaten Nachrichten, überleg Dir mal ob Du vielleicht ein paar private Tagebucheinträge zu Deinen Sorgen, Ängsten, Befürchtungen und persönlichen Erfahrungen mit Flüchtlingen verfassen möchtest. Würde ich sehr gerne lesen.

Tagebuchschreiben + Flüchtlinge + Leitkultur + Testvideo

Ohje, ich hab die volle Schreibblockade – zuviele Gedanken gleichzeitig im Kopf. Deshalb versuche ich nun einfach mehrere schwere Themen in einem Tagebucheintrag zu verwursteln. Geht vermutlich schief, aber egal, Hauptsache ich hab wieder etwas mehr gedankliche Luft.

Bei myTagebuch.de gabs ein paar, für mich, sehr spannende Einträge. Ich habe mir nach dem Lesen einige Gedanken über das Tagebuchschreiben gemacht. Warum und wie schreibt man und eben über was. Ich für meinen Teil versuche die Gedanken möglichst 1:1 in Worte zu fassen. Rechtschreibung, Grammatik sind gut und wichtig, stören mich da aber eher. Ich verfasse eben genau keine redaktionellen Artikel. Mir geht es um eine möglichst unverfälschte „Datensicherung“ meiner Gedanken. Was Jason Travis oder Hans-Peter Feldmann mit dem Inhalt von Handtaschen künstlerisch umsetzen, versuch ich zumindest im Ansatz mit den eigenen Gedanken, oder mal dem einen oder anderen Bild meiner Einkäufe.

Gefühlt spitzt sich die Flüchtlingskrise hier in der Gegend gerade zu. Es gibt einen konstanten Strom von Berichten wo Flüchtlinge Frauen sexuell belästigt haben. Da bedroht ein Flüchting Joggerinnen mit einem Messer, hier werden Mädchen im Schwimmbad begrapscht und auf YouTube gibts Videos wie sich Flüchtlinge in der U-Bahn übel daneben benehmen. Die andere Seite ist eine nun offenbar ziemlich flächendeckende und offen rassistische Ausgrenzung der Flüchtlinge. Spätestens seit Sylvester haben die Leute Angst und diese Angst wird sehr offen nach aussen gezeigt! Von Integration kann man da gerade nicht mehr sprechen, es spricht zwar noch niemand so aus, aber ich würde sagen es geht gerade eher darum schwerere Straftaten zu verhindern. Von den Lokalpolitikern möchte niemand brennende Flüchtlingsunterkünfte, is schlecht fürs Image und passt nicht zur propagierten Familien- und Kinderregion, da hört der Unterstützungwille dann aber „gefühlt“ auch schon auf. Hier im Ort wird gerade eine zweite Unterkunft für Flüchtlinge vorbereitet (ein ehemaliger Swingerclub *grins*). Seit Freitagnacht steht vor dem Haus ein grosses Schild mit der Aufschrift „Nein“. Ein Telefonat mit meiner Mutter hat meine Beobachtungen bestätigt, die Situation ist hier in allen Orten so. Flüchtlinge können nicht mehr zum Einkaufen oder auf den Fussballplatz gehen, ohne offen angefeindet zu werden. In einem der Nachbarorte gröllt Nachts der Mob ausländerfeindliche Sprüche vor der Flüchtlingsunterkunft und in einer nahegelegenen Kleinstadt versucht ein angetrunkener Typ mit dem Messer in die Unterkunft reinzukommen. Jo, und ebenfalls in der Region gab es letzte Nacht einen Brand in einer geplanten Unterkunft.

Die Politik hier steht da gerade wie paralysiert daneben. Es gibt zwar blöde Pseudodiskussionen über verschärfte Gesetze, aber wenig Pragmatismus. Im Prinzip bräuchte man deutlich mehr Sozialarbeiter, zum einen um den Flüchtlingen zu helfen, aber auch um uns und unsere Ängste zu betreuen. Den eigentlich hätten wir hier im Ort noch einiges an Wohnraumkapazität für Flüchtlinge. Da wäre z.B. ein großes leerstehendes Gebäude bei einem Altenpflegeheim. So müssten eigentlich schon mal ein paar Hundert Flüchtlinge weniger in Zelten oder Turnhallen ausharren. Es wäre eben eine Frage von Geld und professioneller Betreuung. Aus meiner Sicht aber deutlich besser, als aktuell Flüchtlinge z.B. in eine Stadt wie Berlin zu schicken. Einzig der politische und gesellschaftliche Wille fehlt da gerade komplett.

So nun versuche ich aber die Kurve zurück zu meinem Tagebuchschreiben-Gedanken zu erwischen. Morgen läuft unsere nächste Aktion mit den Flüchtlingen. Wir nehmen zwei mit auf den Rosenmontagsumzug in der nächsten Kleinstadt. Ich hoffe das Wetter macht uns da morgen keinen Strich durch die Rechnung. Gut unsere Faschingsbegeisterung hält sich sehr in Grenzen, Kostüme und Verkleidung sind nicht so unser Ding. Aber zumindest den kleinen Rosenmontagsumzug kucken wir dann doch seit ein paar Jahren an. Danach gibts immer ein paar Krapfen (Pfannkuchen, Berliner…) und das war es dann mit Fasching. Das wäre dann auch meine persönliche Integrationsstrategie für die Flüchtlinge. Also von meiner Seite aus keine „Spezialaktionen“ nur für die Flüchtlinge, sondern eher versuchen die Flüchtlinge ab und an einfach „mitschleppen“. Für eine komplette Patenschaft einzelner Flüchtlinge fehlt mir leider die Zeit und Erfahrung. Der Helferkreis hier im Ort macht da sehr viel, aber da ich beruflich viel unterwegs bin ist es für mich schon schwer den Kontakt mit diesen Helfern zu halten.

Um nun die Verbindung zwischen Tagebuch und Flüchtlingen endlich zu schaffen, mir geht es um die Darstellung und Dokumentation dessen was uns ausmacht und was uns oder mich bewegt. Und da kommen wir schon zu meinem letzten Schlagwort in diesem Eintrag – Leitkultur. Irgendwie lebt eben bei uns schon jeder in seiner eigenen Lebenswirklichkeit, da trifft rabis Weltenmodell genau den richtigen Punkt. Aber was ist dann die Leitkultur und „typisch deutsch“? Ich wohne in einer Gegend die so gesehen seit gerade mal 200 Jahren überhaupt zu Deutschland zählt. In Berlin gabs vor ein paar Jahren ja mal Streitigkeiten um „unsere“ Spätzle, tja, blöd wenn die Spätzle dann ursprünglich aus dem Kanton Graubünden zu uns kamen.

Essen und Esskultur sind eben ein noch relativ einfaches Thema im Bezug auf „die Leitkultur“. Die Flüchtlinge wollen beim nächsten Mal etwas typisch deutsches kochen. Jo, nur was ist das? Ich kann mich nicht daran erinnern, das wir in den letzten 10 Jahren mal einen Schweinebraten selber gekocht hätten. Ein Weisswurstfrühstück gibts im Jahr vielleicht ein oder zwei Mal, wäre das dann typisch für mich / uns? Aktuell wäre mein persönlicher Vorschlag für den nächsten Kochabend eine Kartoffelsuppe. Die gabs bei uns in letzter Zeit häufiger und trifft genau meine Stimmung. Noch ne Portion leckeren Feldsalat dazu und wir hätten den dokumentierten Alltag von mir / uns.

Um den Begriff Leitkultur für mich abzuschließen, würde ich meine Definition von Freiheit benutzen. Jeder kann hier tun und lassen was er will, solange er eben nicht die Freiheit von anderen dadurch einschränkt. Und genau diese Form von Freiheit ist für mich einer der Grundpfeiler unserer Gesellschaft.

Zum Abschluss hab ich noch ein Testvideo für Euch. Muss ja meinen eigenen Exhibitionismus pflegen und dazu würde ich Euch in diesem Jahr zu ein paar Aktionen mitnehmen. Das wäre dann Eure Perspektive:

Man erkennt vielleicht, dass ich noch etwas an meinem Laufstil arbeiten muss. Das war noch ein sehr entspannter Trainingslauf, evtl. wären die geplanten Videos noch „etwas“ verwackelter. Aber mal sehen, ich werde noch mehr üben und testen… so ganz bin ich mit dem Ergebnis bei YouTube nicht zufrieden.

Meine persönliche Flüchtlingsangst und Hilfe

Inzwischen sind gibt es wohl alleine in Köln fast 900 Strafanzeigen wegen Übergriffen in der Silvesternacht. Da sind dann die Fälle in den anderen Städten noch garnicht mit dabei. Angst vor Kontrollverlust ist ein weiterer Schwachpunkt von mir, da trifft so ein „Ding“ leider
genau ins Schwarze. Diese Melange aus Fassungslosigkeit, Angst und Wut führt bei mir schon zu einigen Aggression und Nervosität. Gut, grosses Vertrauen in unseren Staat hatte ich noch nie. Aber ich sehe eben auch diese Asymmetrie, ich war im Juni auf einer Anti-G7-Demo. Soviel Polizei wie da, hab ich in meinem ganzen Leben vorher noch nicht gesehen! Ich war davor bei Stuttgart-21, Berlin, oder im Schanzenviertel von Hamburg wenns knallt. Und der gleiche Staat ist dann mit einer Silvesternacht überfordert? Aber der Polizei will ich keinen Vorwurf machen, inzwischen tun mir die Beamten Leid, ich glaube die schieben
inzwischen alle Berge von Überstunden vor sich her (G7, Flüchtlinge, Wohnungseinbrüche, Terrorwarnungen…).

Was mir ebenfalls Angst macht, sind die Orte an denen die Übergriffe stattgefunden haben. In den letzten zwei Jahren habe ich mich an all diesen Orten aufgehalten. Vor einigen Jahren war genau dort unser myTagebuch-Treffen in Köln. Bei meinem letzten Kölnbesuch hatte ich ein Hotel direkt am Hauptbahnhof. Der Schlossplatz in Stuttgart ->
check. Tja, Hamburg, am Vormittag war ich ja noch in St. Pauli und keine 24 Stunden davor, sogar genau an der Stelle in der Straße. Das hätten eben schon auch ich und „wir“ sein können.

Und wohlgemerkt, ich bin ja nun der Paranoiker / Kontrollfreak der schon nach den Anschlägen von Paris immer seinen fertig gepackten Fluchtrucksack in der Nähe hat. Das Thema treibt mich nun also schon seit Wochen um. Bezüglich Online-Nachrichten-Seiten halte ich mich weiterhin zurück. Fernsehen gibts bei uns schon lange nicht mehr. Aber trotzdem versuche ich natürlich weiterhin „informiert“ zu bleiben. Nur für mich ist das eben gerade keine Situation wo ich still sitzen kann und mir dann irgendwelche blöden Talkshows im Fernsehen ankucke. Nein, das ist definitiv eine Gesamtsituation in der ich einen eigenen persönlichen Aktionplan brauche.

Klar bin ich wütend, klar hab ich Angst und jo, ein paar „Vorurteile“ hab ich bestimmt. Gleichzeitig bin ich aber eher der klassische Planer und Stratege. Der Typ „Baseball-Schläger“ bin ich dann eben auch nicht. Ich hab nun mehrmals versucht, die Situation rational und logisch zu
betrachten und bin immer wieder bei der gleichen Idee gelandet. Mehr ist mir ehrlich gesagt bisher nicht eingefallen — ich bin sehr ratlos, das gibt es nicht oft.

Gut, die Ideen hatte ich nach den Anschlägen von Paris hier schon erwähnt. Und spätestens nach dieser nochmaligen Eskalation ist es eben nun dringend. Darum hatten wir ja letzte Woche ein Treffen mit einer Frau, die hier im Ort die Flüchtlingshilfe organisiert. Die fang meine Idee prima, deshalb machen wir da diesen Freitag Nägel mit Köpfen. Wir haben zwei Flüchtlinge zu uns zum gemeinsamen Kochen eingeladen. Wir sind beide schon sehr gespannt auf dieses Treffen. Wenn alles klappt, machen wir zusammen eine Gemüsepizza. Mir ist auch wichtig, dass wir dieses Treffen ganz bewusst bei uns daheim machen. Diese Leute leben da gerade in ihrem eigenen Mikrokosmos. So gibt es wenigstens eine kleine Chance zu sehen, wie wir leben und was für uns wichtig ist.

Mir ist natürlich klar, dass so ne Aktion nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist. Aber ich bin eben auch nicht Mutter Teresa von Deutschland. Sozialthemen gehören normalerweise nicht zu meinen Interessenschwerpunkten,
sonst hätte ich vermutlich Sozialpädagogik studiert. Gerade sehe ich nun, die Profis sind überfordert, dann muss eben der IT-Berater selber ran.

So schlecht qualifiziert bin ich dann vielleicht garnicht. Zumindest weiss ich wie es ist „Ausländer“ zu sein. Und beim Inder lasse ich mir, via WhatsApp, von meinem Kollegen aus Hyderabad Tipps geben…

P.S. falls hier jemand gedanklich über das Wort Gutmensch stolpern sollte. Das wäre dann eher eine Verwechslung von Dirty Harry mit Mutter Teresa.