Bergabenteuer am Nebelhorn + Irgendwas ist immer… (incl. Video und Bilder)

Freitagabend 21 Uhr, wir sitzen draußen beim Italiener und sprechen über unsere Planungen für Samstag. Ursprünglich geplant war ein „Arbeitswochenende“ und ein Kinobesuch. Ich hatte schon länger die Idee für eine weitere Bergtour im Kopf, deshalb hab ich da ziemlich spontan einfach mal in den Raum geworfen – „Oder wir machen morgen ne Bergtour…„. Tja, bei sowas ist Kerstin natürlich immer sofort dabei. Da ich die Bergtour als Alternativtraining für meinen eigentlich geplanten Long-Jog sah, sollte es schon eine etwas umfangreichere Tour werden. Gut beim Thema Ausdauer und Kondition kommt mir da immer gleich das Nebelhorn in den Sinn *grins*.

Die Planung

Wieder vom Italiener zurück haben wir uns dann gleich an die Planung und Vorbereitung der Tour gemacht. Rucksäcke packen, Ausrüstung prüfen und die Route wählen. Aktuell gibt es am Nebelhorn eine Baustelle, deshalb ist der Gipfel und die Gipfelstation nicht zugänglich. War für uns kein Problem, da wir eine Rundtour planten, sprich eine Tour mit Auf- und Abstieg. Falls ihr das Nebelhorn nicht kennt, es gibt dort eine Seilbahn mit vier Stationen: die Talstation in Oberstdorf, die Station Seealpe, dann die Station Höfatsblick und dem Edmund-Probst-Haus und dann nochmal die Gipfelstation. Möchte man mit der Seilbahn bis zum Gipfel fahren, muss man also zweimal umsteigen. Deshalb eignet sich das Nebelhorn für uns so gut als Trainingsberg, verschätzt man sich als Bergwanderer bei seiner Tour, kann man an jeder Station einfach abbrechen und mit der Seilbahn runterfahren.

Wir haben dann folgende Tour geplant:

  • Von der Talstation zur Station Seealpe über den Faltenbachtobel (Weg 1c – Gehzeit 1,5 Stunden)
  • Station Seealpe bis Station Höfatsblick (Weg 1b – Gehzeit 2 Stunden)
  • Mittagessen in der Station Höfatsblick
  • Abstieg über den Gleitweg (Weg 4c – Gehzeit 5 Stunden)

Ich würde die Tour als für uns sehr anspruchsvoll bezeichnen, der Aufstieg zum Nebelhorn ist einfach erfordert aber viel Kondition, man liegt dort innerhalb von 3,5 Stunden 1.000 Höhenmeter zurück. Beim Abstieg über den Gleitweg, waren wir schon bei der Planung etwas unsicher, dieser Weg gilt als schwierig und trägt den Vermerk „nur für Geübte“.

Die Tour

Samstag früh sind wir dann also um 5 Uhr aufgestanden und um 6 Uhr mit dem Auto Richtung Oberstdorf aufgebrochen. Um 8 Uhr standen wir dann in Oberstdorf auf dem Parkplatz.

Für die Ungeduldigen hab ich dann zuerst mal als kleine Zusammenfassung ein Video mit ein paar Ausschnitten unserer Tour:

Faltenbachtobel (Weg 1c)

Von der Talstation in Oberstdorf ging es für uns zunächst durch den Faltenbachtobel. Gleich zu Beginn ein echtes Naturschmankerl, Wasserfälle und ein schöner Wanderweg durch die Natur (wenn ihr auf die Bilder klickt, erhaltet ihr die große Version):

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Station Seealpe – Station Höfatsblick (Weg 1b)

Diesen Abschnitt finde ich nicht ganz so schön, da man hier auf einem asphaltierten Wirtschaftsweg läuft. Zudem sieht man viele Spuren des Winterbetriebs – Schneekanonen und Fangnetze. Sportliche Herausforderung – dieser Weg ist extrem steil. Tipp von mir, diesen Abschnitt würde ich nicht für den Abstieg wählen. Das ist echt voll eklig, zwei Stunden auf so einem steilen Weg abzusteigen.

Gut etwas Natur gibt es schon zu bestaunen:
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Blick hinunter nach Oberstdorf, hier sieht man aber deutlich die Schneekanone und die Fangnetze für die Skifahrer:
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Edmund-Probst-Haus / Station Höfatsblick

Die Station Höfatsblick ist touristisch voll erschlossen, es gibt mehrere Restaurants und einfache Rundwege die man auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl nutzen kann. Wir mussten erstmal unsere T-Shirts wechseln und uns abtrocknen. Danach ging es ins Edmund-Probst-Haus zum Mittagessen. Tipp von mir, in der Station Höfatsblick gibt es ein sehr großes Restaurant mit Selbstbedienung. Ich würde aber das Edmund-Probst-Haus empfehlen, da wird man am Tisch bedient und das Essen war echt verdammt lecker und günstig. Ich hatte ein Schild für Rindergulasch mit Spätzle und Salat gesehen, deshalb hatte ich dieses Gericht im Kopf. Es hätte aber auch jede Menge sehr leckere vegane und vegetarische Gerichte auf der Karte gehabt. Evtl. legen wir unsere nächste Tour mal für zwei Tage aus, dann könnten wir dort auch schlafen. Eigentlich echt der Hammer, man kann an solch einer Location für unter 30 Euro übernachten:
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Deshalb heisst diese Station Höfatsblick, die Höfats ist der Berg mit den vier kleinen Gipfeln in der Mitte des Bildes:
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Abstieg über den Gleitweg (Weg 4c)

Den ersten Teil der Tour kannten wir bereits, bisher haben wir für den Rückweg aber die Seilbahn genutzt. Dieses Mal wollten wir auch den Rückweg selbst meistern. Meine Wahl fiel hier auf den Gleitweg. Traumhaft! Man möchte die Kamera gar nicht mehr weglegen. Hier der Blick auf den Seealpsee:
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Traumhaft, aber eben auch anspruchsvolles hochalpines Gelände. In dieser Höhe gibt es jetzt Ende Juli eben immer noch ein paar kleine Schneefelder. Nachts liegt hier oben die Temperatur gerade mal so bei 10 °C. Das Nebelhorn heisst auch nicht umsonst Nebelhorn, bei unserer letzten Tour hat sich das Wetter extrem schnell geändert und die Temperatur lag plötzlich nur noch bei 4 °C. Man kommt also um einen gut gepackten Rucksack mit Wechselkleidung und Wetterschutzkleidung nicht herum:
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Hier nochmal die Höfats:
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Weil es so schön ist der Seealpsee, da geht mir einfach das Herz auf:
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Und dann ging es los mit dem Gleitweg – *ups*. Wie gesagt, wir waren unsicher ob dieser Weg etwas für uns ist. Ich sag es mal so, der Weg hat es in sich. Da geht es schon verdammt steil runter, im Tal erkennt man unseren Rückweg. Aber zunächst müssen wir mal 1.000 Höhenmeter wieder runter *grins*:
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Und so sieht dann der Weg aus:
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Noch kein Klettersteig, aber der Vermerk „nur für Geübte“ ist total gerechtfertigt:
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Der Gleitweg verläuft unmittelbar oberhalb von dieser Steilwand *hihihi*:
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Jo, der Abstieg war extrem anspruchsvoll, was uns am meisten zu schaffen gemacht hat, uns ging ganz einfach die Puste aus. Wir hatten keine Kraft mehr und die Konzentration lässt nach. Da stolpert man dann eben doch über den einen oder anderen Stein. Oder setzt sich auf dem Geröll unfreiwillig und unsanft auf die Steine. Zum Schluss sind wir dann ein paar der schwierigeren Stellen auf dem Po runtergerutscht. Klar, da gibts Punktabzug beim Stil, aber wir sind heil unten angekommen.

Da gabs dann gleich eine Belohnung, für die letzten 10 Kilometer kann man sich Trettroller ausleihen und damit den Weg zurück nach Oberstdorf ins Tal flitzen. Genial – das kann man sich nicht entgehen lassen! Tipp von mir, leiht Euch den Helm dazu mit aus *grins*.

Zum Abschluss unsere Tour bei Google-Maps. Wer sich den Abschnitt für den Gleitweg genauer ansieht, da sind wir offenbar auf dem letzten Stück einen ziemlichen Umweg gegangen – oder der Weg hat sich verändert (die Roller gibts beim Berggasthof Oytalhaus):

Noch ein paar Zahlen:

  • Höhenmeter im Anstieg laut GPS: 1.434 Meter
  • Tourstrecke: 24,6 km (davon aber 10 km mit dem Roller *grins*)
  • Schritte: 32.266
  • 4.157 verbrannte kcal *grins*

Irgendwas ist immer…

Auch auf dieser Tour gab es natürlich Dinge die nicht hätten sein müssen…

Als wir so beim Mittagessen saßen, hatte sich eine alleine wandernde Frau an den Hüttenwirt gewannt. Die fühlte sich von einem fremden Mann bedrängt. Es war „nichts“ passiert, er hatte sie nicht berührt oder blöde angemacht, er war ihr nur wohl über eine Stunde lang ziemlich aufdringlich gefolgt. Sie hatte dann wohl mehrfach versucht den Weg oder den Platz zu wechseln, der kam aber immer sofort wieder hinterher. Ihn anzusprechen hatte sie sich wohl nicht getraut. Hmm, bei sowas schäme ich mich immer etwas für uns Männer. Klar es ist eben „nichts“ in eigentlichen Sinne passiert, aber so wurde dieser Frau eben doch ein eigentlich traumhaft schöner Tag vermiest. Gerade unter Bergwanderern ist es eigentlich üblich sehr viel Rücksicht aufeinander zu nehmen… Schade.

Auf dem Gleitweg haben wir dann noch einen Rettungseinsatz erlebt. Ungefähr auf der Mitte des Weges kam plötzlich ein Rettungshubschrauber an und begann direkt an unserem Weg zu kreisen. Da war uns sofort klar, ohje, die suchen jemanden. Kurz darauf ist der Hubschrauber im Tal gelandet und kam wieder an. Ungewöhnlich daran war die Perspektive, der Hubschrauber flog ca. 100 Meter unter uns. Ging aber wohl alles halbwegs gut aus, am Ende hatte der Hubschrauber dann zwei Leute an der Seilwinde hängen.

So, jetzt sehr bei mir schon der nächste Programmpunkt an, Essen kochen und danach geht es mit dem Auto schon wieder weiter ins Hotel für Montag.

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