Heizer-Projekte, Mein erstes Mal und die Entwicklerin Teil 2

Heizer-Projekte, Mein erstes Mal und die Entwicklerin Teil 2

Oh, nachdem ich einige Rückmeldungen zu meinem letzten Eintrag bekommen habe,
will ich das Thema nochmal etwas ausführlicher behandeln. Eigentlich wollte ich
ja kein „Arbeits-Tagebuch“ schreiben, aber Arbeit ist eben doch ein Teil von mir
und einige Dinge hängen vielleicht auch mit meiner „Projekt-Vergangenheit“ zusammen.
Drum ist es vielleicht ein guter Zeitpunkt die Gelegenheit zu nutzen mehr darüber zu
schreiben.

Hoffe das kommt noch verständlich rüber nach zwei Gläsern Lemberger – Freundin meint
ja ich trinke zuviel…

Heizer-Projekte – so nenne ich Projekte die unheimlich schnell beginnen. Zweite
Eigenschaft die diese Projekte an sich haben: das Ende kommst meist genauso
plötzlich wie es angefangen hatte. Der Name „Heizer-Projekt“ kommt vermutlich daher
weil man den Eindruck hat, jemand drückt unheimlich aufs Gas. Zweite tiefergründige
Bedeutung, in Heizer-Projekten wird unheimlich schnell viel Geld verbrannt 🙂

Neben Geld werden in Heizer-Projekten meist auch Menschen verbrannt, oder besser
verheizt – zumindest sinnbildlich. Daher kommt wohl auch der Begriff „Burnout-Syndrom“.
Wichtig ist noch, das die Leute die in Heizer-Projekten verheizt werden es meist
nicht direkt merken. Ganz im Gegenteil die Leute dort sind meist sogar besonders
motiviert und stolz auf das was sie da tun!

Heizer-Projekte gibt es nicht nur in der IT-Branche, das Problem gibt es denk ich
überall. Es kann natürlich sein das in „besonders innovativen und dynamischen Märkten“
Heizer-Projekte häufiger vorkommen. Die Einsätzung überlasse ich dem Leser selbst.

Ohje der Lemberger… vielleicht noch eins zum Begriff „Kunde“, meine Kunden sind
meist größere Unternehmen. In meinen Gedanken sind die Mitarbeiter dieses
Unternehmens die Kunden. Zumindest sehe ich das so, d.h. die sexy Entwicklerin aus
dem letzten Eintrag ist damit für mich „die Kundin“. Is vielleicht nur für mich relevant,
weil ich es oft erlebt habe, das sich die Mitarbeiter meiner Kunden mir gegenüber garnicht
als Kunde fühlen. Die haben da manchmal sogar eher ein Problem damit. Aber für mich ist
es genau das, ich bin Dienstleister und erbringe in dem Fall eine Dienstleistung für
den jeweiligen Kunden.

Ich versuche Heizer-Projekte zu vermeiden, inzwischen hab ich genug Erfahrung um solche
Projekte frühzeitig zu erkennen und denen dann aus dem Weg zu gehen.

Zu meiner Projekt-Vergangenheit:

Nach dem Studium – mein erstes Mal – Vorlaufzeit 48 Stunden – Japan! Schon ein komisches
Gefühl heute kleines Büro mit 30 Kollegen, Kantine mit 100 Plätzen und deutscher Hausmannskosten.
Am nächsten Tag japanische Arbeitsuniform, Großraumbüro mit 2000 Leuten und eine Kantine
in der es nur Stäbchen gibt 🙂 Für mich war es genau das Richtige!

Nächste Station – die Dotcom-Blase um 2000 in Zürich. War ebenfalls ne schöne Zeit, tolles
Hotel, tolle Stadt und meine Lehrjahre in der IT-Branche :-).

Was hab ich erlebt und an Erfahrung mitgenommen habe:
– Ich hab erlebt das es Kunden gibt die 80 Millionen Schweizer Franken einfach so
  abschreiben können und damit null Schmerzen haben – das sind Peanuts!
– Es gab Startup-Unternehmen die Hardware extra per Flugzeug einfliegen lassen, einen
  Projekt-Kickoff mit 20 Entwicklern machen und 3 Monate später Insolvenz anmelden weil
  sie nicht wissen was sie wollen.
– Ein Kunde hat bei einem Wutausbruch so heftig in seine Tastatur geschlagen das die Tasten
  2 Meter weit bis zu mir geflogen sind – der Mitarbeiter war danach zwei Wochen krankgeschrieben.

Nach all den Jahren bin ich aber immer noch begeisterter Projektarbeiter! Ich mache das gerne!
Man muss sich ja nicht verheizen lassen. Und mit etwas Geschick und Erfahrung kann man
auch in der IT-Branche mit einer guten „Work-Life-Balance“ hinkommen 🙂

Vielleicht noch was zu den Schattenseiten, durch die Projektarbeit hab ich allerdings auch einen
Großteil meines Freundeskreises verloren. Gut einen sehr grossen Freundeskreis hatte ich noch nie.
Aber die wenigen die ich hatte sind durch die Entfernung und mangels Gelegenheit dann über die
Jahre auf der Strecke geblieben…

Die Entwicklerin von gestern war heute übrigens etwas seltsam. Die hatte zum Mittagessen eine Jacke an,
bei den Temperaturen – ich kam mit kurzem Hemd schon ins Schwitzen. Hatte einen Augenblick lang
schon Bedenken sie könnte meinen Tagebucheintrag gelesen haben. Naja, vielleicht hab ich am
Vortag auch einfach nur ein paar Mal zu viel nach ihr gekuckt. Auf der einen Seite glaube ich
gefällt das Frauen sehr gut, wenn man sie attraktiv findet. Andererseits kann es auch schon eine
Form von Belästigung sein, wenn man allzu oft und sturr auf den Po einer Frau starrt. Ich versuch
mich da in dezenter Zurückhaltung – ganz der Gentleman…

Würg