Gleich und Gleich gesellt sich gern / MidlifeCrisis der Gischpel

Gleich und Gleich gesellt sich gern / MidlifeCrisis der Gischpel

Ich bin schon wieder mal alleine im Hotel und ja, auf der Autofahrt hab
ich natürlich wieder viel nachgedacht. Diese viele Nachdenkerei ist bei
mir übrigens normal, könnte mich nicht daran erinnern das das schon jemals
anders war…

Mein Tag war heute eigentlich ziemlich ruhig, ein bischen Büroarbeit zuhause,
Mittagessen, ein langer Spaziergang mit Freundin und dann musste ich schon
wieder packen. Es hat ja auch seine Vorzüge wenn der eigene Partner weiss das
man hier bei myTB ein Tagebuch führt. Zum einen kann man sich gemeinsam über
die anderen Autoren unterhalten. Auf der anderen Seite kam heute ein
Titelvorschlag von Freundin: „MidlifeCrisis der Gischpel„, nehm ich dann halt
einfach gleich mal so mit auf. Gut Gischpel sagt vermutlich nicht allen etwas
*grins*, bedeutet soviel als das ich heute wohl besonders nervös war oder so
gewirkt habe.

In den letzten Tagen haben ja einige Autoren viel über Beziehungen in ihren
Tagebüchern geschrieben. Mir geht das Thema ja irgendwie nicht aus dem Kopf.
Drum eben gleich nochmal ein Eintrag mit meinen Gedanken dazu. Zunächst zu
dieser Sache Paare versus Singles. Ich finde es immer schlimm wenn Leute
versuchen ihren eigenen Lebensstil anderen aufdrücken zu wollen. Also wenn
jemand in einer Beziehung lebt und dann automatisch annimmt oder fordert das
nun eben auch alle anderen Menschen sofort eine Beziehung haben müssten. Dieser
Gedanke lässt sich beliebt erweitern: Paar aber nicht verheiratet, Paar ohne
Kinder, Paar das „nur“ zwei Mal die Woche Sex hat. Es gibt wohl immer jemanden
der dann meint es müsste genau anderes sein oder eben nur so wie er oder sie es
handhabt ist es richtig. Das ist für mich echte Spießigkeit!

In einem Tagebuch hab ich erst gelesen „Gleich und Gleich gesellt sich gern„.
Seitdem frage ich mich, wie gleich oder verschieden sind „wir“ eigentlich? Klar
haben wir ziemlich viele Gemeinsamkeiten, wir sind wohl beide eher introvertiert.
Musik, Spielfilme, Essen da liegen wir in weiten Bereichen schon sehr auf einer
Wellenlänge (gut gibt natürlich auch Ausnahmen). Andererseits gibts aber schon
Punkte wo wir sehr grundsätzlich komplett anders sind. Aber genau bei diesen
Unterschieden merke ich oft, gerade das macht unsere Beziehung aus! Das schafft
den Ausgleich und ergänzt sich perfekt. Wenn Freundin genauso ein „Spinner“ wäre
wie ich und ständig mit irgendwelchen verdrehten Gedanken ankäme, oder das
gleiche schon fast paranoide Sicherheitsdenken hätte wie ich. Würde nicht gut
gehen! So sorgt sie für die notwendige „Erdung“ in unserer Beziehung und holt
mich eben doch immer sehr gut auf den Boden der Tatsachen zurück. Gleichzeitig
sorgt mein übertriebenes Sicherheitsdenken bei ihr dann aber doch für die
passende Dosis Vorsicht.

Interessant fand ich rabis Eintrag „Optimale Beziehung“ als ich den Text das erste
Mal gelesen hab, dachte ich mir: „Also als mathematische Optimierungsaufgabe hab
ich eine Beziehung noch nie gesehen.“. Dann musste ich an den Kommentar von Lucy
In The Sky denken: “ Ich persönlich fände es anstrengend meine Beziehung zu „gestalten“
wie ein Projekt oder sowas, und mir ständig darüber Gedanken zu machen, dass es „gut läuft“.
„.
Und ups, genau da hab ich wohl die vielleicht typisch männliche rationale
Optimierungsaufgabe!

Die für mich nun zunächst mal spannende Frage, warum versuche ich so intensiv unsere
Beziehung zu „gestalten“. Also ich versuche zwar zu gestalten, aber ich optimiere
dabei nicht unsere Beziehung. Das ist für mich schon mal ein erster wichtiger
Unterschied. Meine Beziehung hat sich in den letzten Monaten verändert, das ist richtig.
Meine Beziehung hat sich nochmal deutlich intensiviert, aber das ist keine bewusste
gesteuerte Optimierung von uns sondern das passiert irgendwie automatisch. Aber
warum dann dieses „aktive gestalten“ und darüber nachdenken?

Ich bin ein Mensch der schlecht (oder fast nicht) NEIN sagen kann. Für einen
selbstständigen Unternehmer kann so eine Eigenschaft schnell problematisch werden.
In meiner Branche muss man sich für Aufträge nicht sonderlich anstrengen. Mein
Problem ist eher das es fast schon zuviele Aufträge gibt. Bedeutet für mich das ich
permanent versuche die Balance zwischen Firma <> eigenem Freiraum <> Beziehung
versuche zu halten. Hihi, da ist sie wieder die Optimierungsaufgabe…

Mir ist im März eben aufgefallen das ich in der Hinsicht ein paar Fehler in meiner
Beziehung gemacht habe. Und genau daran „arbeite“ ich eben und mach mir Gedanken.
In den letzten Monaten hat sich echt verdammt viel bewegt, hätte ich nicht für
möglich gehalten! Aber gibt schon noch einige Dinge die auf meiner gedachten Liste
stehen, die ich noch anpacken möchte. Betrifft in dem Fall dann nicht mal mehr
direkt meine Beziehung sondern eher das Umfeld damit eben weiterhin Raum für die
Beziehung bleibt.

Klar entspannt ohne viel drüber nachdenken eine Beziehung einfach leben,
das ist schon mein Traum. Aber das können wir erst wieder, seitdem wir ganz bewusst
beide Raum und Zeit für unsere Beziehung blocken! Weder Freundin noch ich haben
uns in den letzten Jahren irgendwie negativ verändert, also so das einer von uns
sagen würde es passt nicht mehr. Ganz im Gegenteil! Wir sind beide in dieser Beziehung
gewachsen! Aber wir haben beide den Eindruck das unsere Beziehung von aussen
zerdrückt wird. Aufträge für die Firma hier, Verwandtschaftsbesuch dort und dann
noch ein bischen selbstproduzierter Alltagsstress… tja, und schwupp di wupp
hat man drei ganze Monate einfach so nebeneinander hergelebt. Klar hatten wir in den
drei Monaten Lust auf Zweisamkeit, Romantik und Sex, aber wenn man sich eben fürs
Privatleben nur 1,5 Tage pro Woche Zeit nimmt und dann anfängt von einer Woche
zur nächsten zu schieben. Und irgendwann sagt man sich dann: „Uff, oh Gott, das
ist aber jetzt nicht wirklich passiert, oder???
„.

Kann sein das sich das alles etwas verkrampft anhört, aber mir gehts jedenfalls so.
Ich muss mir da schon sehr bewusst Zeit für meine Beziehung mit Freundin nehmen.
Mein Terminkalender ist echt bis Dezember voll mit Terminen, da muss ich wirklich
jetzt schon einfach mal „private Zeit“ einplanen. Joa, vielleicht sollte ich aber
auch einfach mal „NEIN“ sagen lernen…

Meine „Werte“ für heute ->
Übersteuerung: 3
Hypoaktivität: 2
Porno: 1
Sex: 1

Dead