Terrorismus
Hatte heute einen besonderes ruhigen Tag. Damit aus meinen
vegetarischen Anspielungen von gestern auch was wird gabs heute
Mittag die Gemüselasagne und heute Abend eine Gemüsepizza, die
war echt ganz besonders lecker und dann noch der Rotwein… ooooh…
Und da es heute so ruhig war hatte ich dann auch genug Zeit mir
mal wieder Gedanken über meine eigene Vergangenheit zu machen.
Das Datum passt ja super dazu, irgendwie muss ich jedes Jahr so
ab Mitte August an genau dieses Datum heute denken. Ich weiss jetzt
nicht wie das bei Euch ist, in meinem Leben gibt es irgendwie ganz
komische Schnittpunkte mit dem Thema Terrorismus. Kann aber auch
eine überbetonte subjektive Wahrnehmung von meiner Seite sein.
Deshalb muss ich es wohl einfach mal aufschreiben….
1993 – mit den Islamisten im Wilden-Osten
Ich hab damals gleich nach dem Fachabitur mit 19 Jahren in „den Osten“
rübergemacht. Ein Jahr nach Rostock-Lichtenhagen sitze ich als Wessi
mit langen Haaren und Vollbart im Studentenwohnheim im Osten. Typische
Plattenbausiedlung, es war echt eine wilde Zeit. Die Polizei ist damals
in dem Viertel mit zwei vollbesetzten Mannschaftsbussen Streife gefahren.
Das winzige Zimmer (mit Stockbett) teilte ich mir mit einem zweiten
Wessi der zum Islam konvertiert war. Ebenfalls in der gleichen Wohnung
war noch ein Medizinstudent mit türkischen-Wurzeln, wie wir auch aus dem
Westen *grins*.
Viel merkwürdiger waren aber die Islamisten in der Wohnung gegenüber!
Ich bin ja mit einigen Moslems zur Schule gegangen, aber das es da sehr
unterschiedliche Auslegungsformen gibt wusste ich nicht. Den Begriff
Islamist kannte ich ebenfalls nicht. Ich hab nur gemerkt das mein
meine beiden muslimischen Zimmerbewohner einen großen Bogen um diese Typen
gemacht haben. Hab ich zunächst nicht so ganz verstanden.
Was vielleicht nicht alle hier wissen, die ehemalige DDR hatte einige
Entwicklungshilfe-Projekte und Ausbildungsabkommen mit dem Ausland. Gerade
an meiner Hochschule gab es zu der Zeit noch komplette Studiengruppen in
den technischen Richtungen mit Studenten vorallem aus dem Jemen und Libyen.
Die hatten eine eigene Studienordnung und etwas andere Inhalte als wir
regulären Studenten. Die Islamisten in der Wohnung nebenan gehörten auch
zu einer dieser Gruppen. Die waren echt strange, total von allem abgeschottet
und in ihren Ansichten sehr extrem. Zumindest haben mir das meine damaligen
Mitbewohner erzählt. Für mich gabs da keine Chance zum direkten Kontakt mit
dem „harten Kern“.
Wobei einen netten und interessanten Kontakt hatte ich! Ein palästinensischer
Mathe-Student mit dem ich mich super verstand. Aber mit dem musste ich mich
heimlich treffen! Der hatte wirklich Angst die anderen aus der Gruppe könnten
von unserem Kontakt erfahren… fand ich damals extrem merkwürdig. Ich meine
was haben wir IT-Freaks damals gemacht? Wir haben Tee getrunken und uns über
Fortran, Pascal und C unterhalten. Was soll da so schlimm dran sein, das man
es geheim halten muss? Ich fand die Studenten aus diesen Ländern ja schon
interessant, zum einen konnte ich so ein bischen Englisch üben. Zum anderen
dachte ich, wenn ich da Kontakte hab vielleicht könnte ich ja mal ein Praktikum
im Jemen oder in Libyen machen.
Nein, das war vermutlich keine Terrorzelle, aber ich muss trotzdem an diesen
Tagen zunächst an genau diese Zeit denken, ich seh ja ständig irgendwo irgendwie
„Parallelen“…
Die Anfänge der NSU
Das war echt eine Wilde Zeit damals dort im Osten und genau zur gleichen Zeit
als ich dort war nahm noch etwas anderes ebenfalls seinen Anfang! Ich war in
genau der Stadt in der die NSU ihren Ursprung hat. Ich kann mich heute an die
Zeitungsberichte von den ersten angedeuteten Anschlägen und Provokationen
erinnern. Ich war damals in der Studentenvertretung aktiv und saß daher an der
Hochschule in einem Büro mit eigenem Telefon. Es gab damals soviele Bomben-
Drohungen das alle Personen mit Telefon in einer öffentlichen Einrichtung ein
Merkblatt erhalten haben, wie mit einer Bomben-Drohung via Telefon genau zu
verfahren ist.
Mir ist aber auch noch der erste angedeutete Anschlag auf das Theater dort in
Erinnerung. Wie sich hinterher rausgestellt hat, war ich dann auch noch viel
in genau dem Stadtteil unterwegs in dem genau dieses Trio zu jener Zeit gewohnt
hat. Keine 50 Meter davon entfernt… tja und wie sich hinterher ebenfalls
rausgestellt hat, war der Vater einer der Leute dieses Trios Informatik-Professor
an meiner Hochschule. Das war eine sehr kleine familiäre Schule, ich kann mich
also auch noch an genau eben diesen Prof sehr gut erinnern…
Vor ein paar Jahren stand ich dann noch plötzlich ganz unvermittelt in einer
anderen Stadt, genau am Tatort der Polizistin Michèle Kiesewetter. Ich konnte damals
nicht direkt in mein Hotel weil ich auf die Entschärfung einer Fliegerbombe warten
musste. Und dann stand ich da ganz plötzlich mit meinem Auto auf diesem Parkplatz
mit der Gedenktafel… insgesamt sehr bedrückend….
Der 11. September 2001
Wisst Ihr noch wo Ihr an dem Tag wart und was Ihr da gemacht habt? Ich war an diesem
Tag in Zürich bei der Arbeit. Aber meine Erinnerungen an diesen Tag beginnen schon ein
paar Wochen vorher! Ich arbeitete 2001 für eine neue Online-Bank und der Kunde war gerade
dabei die technischen Voraussetzungen und Sicherheitsvorkehrungen umzusetzen die für
eine Banken-Lizenz erforderlich sind. Dazu haben wir Anfang August 2001 das zukünftige
Rechenzentrum besichtigt. Der Brandschutz dort war echt vorbildlich, zudem standen die
Server drei Stockwerke unter der Erde. Ein Worst-Case-Szenario war damals ein Flugzeug-
Absturz. Unter anderem für diesen Fall mussten die Server in einem bestimmten
Mindestabstand zueinander aufgebaut werden. Was mir bei dieser Besichtigung aufgefallen war,
waren die großen Lüftungsschächte. Einer dieser Lüftungsschächte endete auch noch genau
über unserem wichtigsten Server, war ja auch logisch die heisse Luft muss ja schnell
und zuverlässig abgeführt werden. Allerdings hatte ich eben ziemliche Bedenken das
so brennendes Kerosin genau in den Server reinlaufen könnte. Meine Bedenken haben wir
damals nach der Besichtigung auch schriftlich festgehalten…
Am 11. September saß ich dann wieder bei diesem Kunden im Büro. Das war ein sehr
internationales Projekt, die Leute kamen von überall her. Ich weiss noch als der erste
Schock durch dieses Büro ging, die ersten Nachrichten von einem schweren Flugzeug-Unglück
in New York. Und wir mussten sofort an unser Gespräch von vor ein paar Wochen denken.
Das ist dann nochmal etwas heftiger, wenn man genau über so ein „Szenario“ kürzlich
diskutiert hat. An dem Tag lief jedenfalls bei dem Projekt nicht mehr viel.
Abends am Hotel dann der nächste Schock. Das war eine amerikanische Hotelkette und
die hatten bis zum Abend die Sicherheitsvorkehrungen rund ums Hotel deutlich verschärft.
So mit Straßensperre und Kontrolle vor dem Hotelparkplatz und bewaffneten Sicherheitsleuten.
Spätestens dann war mein Schock komplett, jetzt war es eben nicht mehr nur im Fernsehen
oder im Internet, sondern nun war es direkt hier bei mir!
14-Tage nach den Anschlägen hab ich dann von einigen amerikanischen IT-Firmen Kondolenz-Mails
erhalten, da wurde dann immer beschrieben wieviele Mitarbeiter der Firma bei den Anschlägen
umgekommen sind. Die Mails waren dann immer noch mit der wehenden Flagge der Vereinigten
Staaten verziert. Besonders schlimm fand ich die Werbung mancher Hersteller so ein halbes
Jahr hinterher. Die Kernaussage war da jeweils, kuckt her wie toll unsere Produkte sind!
Mit unseren Produkten konnte Firma XY bei den Anschlägen seienen IT-Betrieb innerhalb von
15 Minuten von New York nach London umschalten…
Und heute?
Tja, heute sitze ich in einem Hotel in dem viele Angehörige der US-Streitkräfte übernachten.
Man merkt diese Leute sind ständig „auf der Durchreise“. Einige tragen Uniformen mit
klassischem Wüstentarn. Ich frag mich dann immer, wie lange fliegt man den nach Kabul?
Für mich irgendwie eine grusselige Vorstellung, in der früh sieht man sich noch beim
Frühstück. Ich geh danach zu meinem etwas chaotischen Kunden und der fliegt im Anschluß
ins nächste Kriegsgebiet, uuufffff…
Meine „Werte“ für heute ->
Übersteuerung: 3
Hypoaktivität: 2
Porno: 2
Sex: 1
nachdenklich