Die Nerven, Integration und Deutsch

Die Nerven, Integration und Deutsch

Ich bin ja immer noch beim Nerven-Trainings-Programm mit Kindern. Am
Mittwoch musste noch schnell eine Laterne gebastelt werden. Hat Spass
gemacht, aber ich musste mich auch ganz schön zusammennehmen. Freundin
meinte mein Gesicht wäre immer roter und roter geworden *grins + lol*
Das Laternen-Bastel-Set von Aldi ist für meine Nerven eine echte
Herausforderung. Ich sitze noch nicht mal, da hat der Kleine schon die
Verpackung offen und fängt an die Papierbögen im Wohnzimmer zu verteilen 😉
HILFE! und ich hab noch überhaupt keinen Plan wie und was…

Kleine Kinder sind ja da sehr forderned, da is nix mit mal ne halbe Stunde
Anleitung oder Handbuch lesen. Jetzt und sofort, sonst wirds langweilig
und es sie machen mit der nächsten Sache weiter. Aber wir haben das
hinbekommen! Im Haushalt der Verwandtschaft wird offensichtlich nicht viel
gebastelt, es gibt keine Kinderschere. Mit der großen Schere aus der Küche
fällt es selbst mir schwer, etwas auszuschneiden. Für mich aber viel
schwieriger, welche Arbeiten kann den nun ein 3-jähriges Kind machen
und wo muss ich helfen? Figuren ausschneiden musste, wegen der Schere,
also schon mal ich übernehmen. Klebstoff auftragen, ging ein bischen besser,
wobei dann doch mehr Kleber auf die Unterlage kam, als an die Laterne.
Anmalen? Kann ein Dreijähriger einen Stift richtig halten? Gut er hat
einfach ein paar Striche auf die Figuren gekritzelt.

Gut ein bischen Kinder-Erfahrung hab ich ja schon und bisher war ich es
eher gewohnt das mir die Kinder sagen wie es gemacht wird. Hier gabs dann
eben auch Sprachschwierigkeiten. Ich frage welche Farbe oder welches Motiv
er gerne hätte und der Kleine sitzt einfach nur da. Hmmm, tja, was macht man
da… gut dann nimmt man eben irgendwas. Die Hauptsache ist dem Kleinen
hat es gefallen und er ist mächtig stolz auf seine Laterne. Ich versuche
heute mal noch ein Bild davon zu machen. Die Laterne ist zwar nur halbfertig,
spielt für Ihn aber offenbar überhaupt keine Rolle 😉

Was ich ebenfalls gelernt habe, Integration ist echt eine verdammt schwierige
Sache! Die Verwandschaft hat sich in der Anfangszeit der Beziehung nur auf
Englisch unterhalten, der Vater ist Deutscher, die Mutter Polin. Mit dem ersten
Kind hat die Mutter in der ersten Zeit nur Polnisch gesprochen. Aber egal, zur
Integration. In dem Kindergarten war gestern ein Herbstfest, als Einladung
für das Fest gabs einen kleinen Brief für die Eltern wo erklärt wurde wann und
was und wie das Fest abläuft. Ich hab mir den Brief durchgelesen und hatte
sofort eine Vorstellung von diesem Fest im Kopf. Bei der Mutter von unserem Kleinen
war das komplett anderes. Sie hatte den Brief gelesen, die Worte verstanden,
aber überhaupt keine Vorstellung was da im Kindergarten abgehen könnte. Die
Sache mit den Laternen hat sie auch überhaupt nicht verstanden, sie ist katholisch
hat aber von St-Martins-Umzügen mit Laternen noch nie was gehört. Gut Umzug gabs
auch nicht, aber die Kinder durften eben ihre Laternen mitbringen…
War mir eben nicht klar das es bei Integration nicht nur um Sprache geht, sondern
so wahnsinnig viel um Bräuche und Kultur den man normalerweise einfach so aus
der eigenen Erfahrung halt so kennt und garnicht viel drübernachdenkt.

Die Verwandschaft ist da eh das genau Gegenteil von uns. Die Mutter ist 25 Jahre
alt und total unbekümmert und cool. Die kommt bei uns aus dem Staunen nicht mehr
raus, wenn wir da so aus unserem Alltag erzählen, so nach dem Motto also deren
Probleme möchte ich auch mal haben ;-). Jemand der zwei Kinder ohne
Geburtsvorbereitungskurs auf die Welt gebracht hat, kann wohl über ein kinderloses
Paar das einen Baby-Führerschein macht nur lachen *grins*. Das zweite Kind kam
14-Tage zu früh, da hatte sie sich noch nicht mal im Krankenhaus angemeldet.

Meine „Werte“ für heute ->
Übersteuerung: 1
Hypoaktivität: 1
Porno: 1
Sex: 1
Nervosität: 2

Grünes Smilie