Hilfe bei einem Verkehrsunfall

Hilfe bei einem Verkehrsunfall

Mein Tag startete eigentlich super ruhig, ich
bin zwar immer noch etwas kränklich, aber sonst
geht es mir super. Nur Sport wollte ich für diese
Woche aussetzen. Beruflich brüte ich immer noch
über einigen Ideen für meine Kunden. Also Stress
hab ich zur Zeit wirklich keinen. Im Moment hab
ich eher eine Phase in der ich auch mal durchatmen
kann.

Eigentlich wollte ich in meinem Eintrag heute ein
paar Gedanken über Duisburg aufschreiben, oder über
das Ruhrgebiet an sich. Aber es kam dann doch etwas
dazwischen 🙁

Um 17 Uhr wollte ich noch kurz einkaufen fahren,
dazu kann ich entweder zu einem Supermarkt nach links
abbiegen, der ist kürzer und besser. Oder nach rechts,
zum etwas weiter entfernten. Ich hab mich für den etwas
weiter entfernten entschieden, weil ich da gleich was
aus der Apotheke für mich mitnehmen könnte.

Tja, und dann musste ich eben auf der Strecke bei einem
Verkehrsunfall Hilfe leisten. Allerdings lief das alles dann
doch ganz anders ab, als ich es mir vorgestellt hätte. Für
mich selbst hab ich jedenfalls einiges dazugelernt!

Es ging eigentlich schon mit der Stelle selbst los, vor ca.
einer Woche hatte ich an genau der Stelle schon ein Erlebnis
das ich eigentlich in einem anderen Eintrag kurz erwähnen wollte.
Die Strecke um die es geht ist ein Unfallschwerpunkt, deshalb
fahre ich dort schon immer sehr vorsichtig und halte mich
genau an die Geschwindigkeitsbegrenzung (100 km/h). Tja, letzte
Woche hat mich dann genau an der Stelle jemand überholt und
ist damit direkt beim Überholen in eine Geschwindigkeitskontrolle
reingefahren – Pech!

Als ich dann heute auf diese Kreuzung zufahre, dachte ich zunächst
das wäre schon wieder eine Polizeikontrolle – warum stehen sonst
die Autos mitten auf der Straße? Als ich dann näher kam, war die
Sache schnell klar -> Unfall. Es standen zwar schon Autos und
Leute rum, aber kein Warndreieck, kein Krankenwagen, keine Polizei.
Da bleibt dann eben nur die Wahl zwischen, vorbeifahren oder
Warnblinker an, aussteigen und fragen ob jemand Hilfe braucht.
Anhand der Autos konnte man schon sehen, dass es kein leichter
Unfall war. Ein Auto halb im Graben, beim anderen ist die
Front stark eingedrückt. Autoteile liegen wild über die Straße
verteilt. Einen Autoscheinwerfer hat es komplett aus dem
Auto gerissen und Flüssigkeit läuft aus.

Zu dem Zeitpunkt stand schon eine Gruppe von vielleicht sieben
Leuten zusammen, alle Handy am Ohr. Ich frage trotzdem, braucht
jemand Hilfe? Keine Antwort! Hat schon jemand einen Notruf
abgesetzt? Wieder keine eindeutige Antwort, „weiss nicht“,
„glaub schon“… allerdings höre ich, wie einige Leute am
Telefon den genauen Standort durchgeben. Hab dann nicht selbst
bei der 112 angerufen, dass würde ich beim nächsten mal anders
machen. Ich hab da noch zu große Hemmungen, da bin ich zukünftig
kompromissloser, wenn der Notruf halt dann von drei oder vier
Mal eingeht ist es auch nicht so wild.

Nächste Sache, wo kann man den nun helfen? Auf den ersten Blick
sah niemand wirklich verletzt aus. Eine Frau trägt ihr Kind, das
Kind klagt über etwas Schmerzen im Arm. Eine andere Frau sitzt
ziemlich ruhig in ihrem Wagen, jo, Schock halt. Aber kein Blut,
alle ansprechbar, alle nochmal Glück gehabt. Also was mache ich
zuerst? Warnweste an, Warndreieck holen und der Frau im Auto
eine Flasche Wasser geben.

Dann soll man ja mit den Verletzten reden, war in dem Fall
garnicht so einfach. Alle Unfallbeteiligten waren irgendwie
ständig am telefonieren. Dachte mir, auch gut – dann kann es ja
alles nicht sooo schlimm sein. Und dann steht man da zunächst
mal eher blöde rum und frägt sich was man den nun machen soll.
Hab mich dann dazu entschlossen, einfach in der Nähe von den
Unfallbeteiligten zu bleiben – falls jemand etwas braucht.

Der erste Rettungswagen kam dann auch ziemlich schnell. Aber
selbst als die beiden Sanitäter schon angefangen hatten das
Kind und die Frau im Auto zu versorgen, konnte ich mich noch
halbwegs nützlich machen. Plötzlich ging nämlich ein anderer
Mann seltsam in die Hocke. Den Mann hatte ich bisher eher als
jemanden gesehen, der nicht direkt am Unfall beteiligt war.
Ich: „Geht es Ihnen nicht gut? Wollen Sie sich hinsetzten?“
Er: „Ah, nein, nein, alles ok, geht gleich wieder!“. Hab dann
trotzdem eine Rettungsdecke schon mal vorsorglich aus dem
Auto geholt und ihm einfach gegeben.

Danach zu den Sanitätern, Bescheid geben, das es noch einen
dritten Verletzten gibt:
Ich: „Ehm, dem Mann da drüben geht es pötzlich auch nicht mehr so gut.“
Sanitäter: „Ja, deshalb habe ich vorher zu ihm gesagt, dass er
sich in den Rettungswagen setzen soll.“
Also den Mann mit etwas vorsorglichem unter die Arme greifen
zum Rettungswagen begleitet.

Mehr musste ich im Prinzip auch nicht machen, jo, ziemlich
weiche zittrige Knie hatte ich schon. Was ich eben mit nehme,
ist nicht sooo viel fragen, sondern einfach machen. Garnicht
lange fragen ob jemand eine Rettungsdecke will, sondern einfach
aufmachen und ausbreiten. Der Mann wollte dann selbst im
Rettungswagen die Decke nicht mehr loslassen… Und es ist
offenbar bei so einem Unfall sehr unübersichtlich, wer den nun
alles verletzt ist und wer nicht. Das geht dann erst so ein
paar Minuten nach dem Unfall richtig los, wenn der erste Schreck
überwunden ist. Als Laie kann man da nicht wirklich ein Urteil
abgeben.

Meine Zusammenfassung wäre gewesen: leichter Verkehrsunfall mit
zwei leicht verletzten Personen. Und zum Realitätsabgleich das
was dazu morgen bei uns in der Zeitung stehen wird:

Schwerer Unfall mit vier Verletzten
Am Donnerstagabend ist es auf der Staatsstraße N bei
X im Kreis Y zu einem schweren Unfall
gekommen. Vier Menschen wurden verletzt, zwei schwer.“

Also die Frau die da ruhige mit Handy und Zigarette im Auto
saß und vor der ich dachte „hat eben nen Schock“. Taucht
da im Zeitungsbericht als Schwerverletzte auf. Hätte ich
nie und nimmer gedacht, die war ruhig aber sonst voll da,
man konnte sich ohne Probleme mit ihr unterhalten. Lehre
für mich, wenn Leute nach so einem Crash aus dem Auto steigen
und sagen: „ah, alles ok, mir gehts gut…“ dann kann man das
gerne auch als Warnsignal sehen. Man muss da selber nicht viel
machen, aber zumindest darauf bestehen, dass ein Rettungswagen
kommt.

Flop