Mein erster Marathon und die Sex-Brüller im Hotel

Mein erster Marathon und die Sex-Brüller im Hotel

Achja, wie schon erwähnt liegen Glück und Unglück gerade „gefühlt“ extrem eng beieinander. Fällt
mir gerade sehr schwer da einen roten Faden zu finden – sollte mehr Tagebuch schreiben. Mir
persönlich geht es gerade mehr als gut, ich würde fast sagen –> spitze! Mehr kann man eigentlich
schon fast nicht mehr wollen. Das ist eines meiner Probleme mit dem Tagebuchschreiben. In gewisser
Weise ist ein Tagebuch eine doch eher egozentrische Beschreibung des eigenen Alltags. Und von
diesem Alltag auch nur ein Ausschnitt. Da ist es dann eben schwer alle Eindrücke und Erlebnisse
in einem Eintrag unterzubekommen. Da wäre die Leukämie von Kerstins Papa, da könnte ich wohl
einige Einträge drüber schreiben. Oder, dass die Messehallen der Marathonmesse wohl schon in ein
paar Tage für die Erstaufnahme von Flüchtlingen genutzt werden. Betrifft mich so direkt eigentlich
ja beides nicht wirklich, beschäftigt mich aber trotzdem sehr.

Aber nun zunächst zu den „Luxusproblemchen“ und Herausforderungen von mir persönlich. Vergangenen
Sonntag war es nun also soweit. Mein erster Marathon! YEA!!! Und ich habe es geschafft, meine Zeit
05:08:06 Stunden.

Als Anfänger hat wohl jeder Läufer vor seinem ersten Marathon ähnliche Sorgen. In der Vorbereitung
bin ich nur ein paar Mal über die 30 Kilometergrenze hinausgegangen. Das dann noch dazu sehr viel
langsamer. Und diese Läufe waren eher ein leichtest Desaster, da ging teilweise schon bei Kilometer
26 nichts mehr. Oder bei dem 30 Kilometer-Wettkampf Anfang August lag die Belastung „etwas“ über
meiner Kotzgrenze. Und für nen vollen Marathon fehlen dann ja immer noch 12 Kilometer. 12 Kilometer
sind verdammt lang, wenn mal die Luft raus ist. Sorge Nummer eins, war also ob ich es überhaupt
bis ins Ziel schaffen werde. Danach kommt dann gleich die Sorge es rechtzeitig ins Ziel zu schaffen.
Irgendwann will der Veranstalter ja mal mit dem Abbau beginnen und die Straßen in einer Großstadt
können natürlich nicht unendlich lange gesperrt werden. Als psychologische Vorbereitung bin ich am
Vortag dann extra die letzten 15 Kilometer der Strecke als Spaziergang abgegangen. Marathonläufer
sprechen ja gerne vom „Mann mit dem Hammer“ der da so ab Kilometer 30 lauert. In meiner Vorstellung
wurde bei der Strecke schon eher eine Dampfwalze daraus.

Egal, ich wollte hart bleiben und einfach starten. Am Tag davor gabs nochmal so richtig Kohlenhydrate
satt. Abends dann er erste Schrecke, ich hatte schon vor dem Lauf Rückenschmerzen. Das Coole war,
im Starterbeutel war ein Wärmekissen enthalten. Das hab ich dann also schon vorab getestet – hat
super funktioniert. Pünktlich am nächsten Tag hatte ich keine Schmerzen mehr. Kurz vor dem Lauf wollte
sich dann noch kurz meine Schulter und die Knie melden. Das ist dann wohl die Aufregung *grins*, als
ich dann im Startblock stand war alles weg, ich hab überhaupt nichts mehr gespürt. Der Start hat super
geklappt, ich bin gleich in den passenden Laufrhythmus gekommen. Nur die Herzfrequenz gab mir etwas
zu denken, 150 war für das Tempo etwas sehr hoch. Das sind dann wohl die Wettkampfhormone und das
körpereigene Doping *grins*.

Der Lauf ist einfach super organisiert, alle 5 Kilometer gabs nen Versorgungsstand. Wobei ich erst ab
Kilometer 15 davon gebrauch gemacht habe. Den Fehler mit Iso vom letzten Wettkampf habe ich nicht wieder
gemacht – hab kein Iso mehr genommen. Dafür Bananenstückchen, Fruchtriegel und Wasser. Bei Kilometer 20
wurde dann aufgeteilt. Die meisten Teilnehmer (4.825) an diesem Wettkampf laufen nämlich nur den Halbmarathon.
Beim Marathon ist das Feld mit „nur“ 772 Läufer deutlich übersichtlicher. Für mich zunächst komisch – nach
der Trennung war ich praktisch alleine *ups*. Sogar die Versorgungsstände hatte ich plötzlich für mich ganz
alleine. War ich schon das Schlusslicht? Ich hatte noch mitbekommen, dass die Streckenposten meine
Startnummer ab und an per Funk durchgegeben haben. Erst nach weiteren 7 Kilometern hatte ich dann den Anschluss an
die anderen Läufer geschafft. Wobei das Ende bereits stark wackelte. Einige Läufer waren mehr am gehen
als am laufen. Ich hatte noch überhaupt keine Schwierigkeiten, ich hatte nur an den Versorgungsstationen
jeweils eine kurze Standpause gemacht. Zusätzlich bin ich einige kurze Anstiege gegangen, man muss es ja
nicht übertreiben *grins*.

Bei Kilometer 30 fühlte ich mich immer noch fit, an dem dortigen Versorgungsstand gabs dann nochmal eine
extra Portion Hormone. Ich stehe da ganz gemütlich und esse mein Stückchen Banane, da meint ein Streckenposten
zu mir um 15 Uhr ist Zielschluss. Zuerst dachte ich, so ein Arsch, inzwischen bin ich dem Typ aber dankbar.
Ich hab nämlich etwas gemacht, wovon ich vorher nicht mal geträumt habe. Ich hab das Tempo gesteigert und
zwar ohne Schwierigkeiten. Ab Kilometer 30 habe ich dann – unvorstellbar – immer wieder Läufer überholt.
Boa, gut einige von denen waren echt verdammt fertig und haben sich eher dahin geschleppt. Keine Ahnung wie
das funktioniert hat, jedenfalls hab ich keine Erschöpfung und nichts gespürt. Gefühlt hätte ich so ewig
weiterlaufen können. Auf dem letzten Kilometer ist meine Herzfrequenz auf über 180 gestiegen. Und so kam ich
dann völlig geflasht und glücklich im Ziel an.

Auch nach dem Lauf keine Kreislaufbeschwerden und nix. Selbst 2 Stunden nach dem Lauf war ich wohl immer noch
etwas „high“. Erst danach meldete sich mein rechtes Knie und meine linke Brustwarze war blutig gescheuert.
Jetzt 4 Tage danach spüre ich zwar immer noch, dass sich der Körper regeneriert. Besonders schlimmen Muskelkater
hatte ich nach dem Lauf aber nicht.

Doch, ich will noch nicht zuviel sagen, aber das war glaube ich noch nicht mein letzter Marathon. Ich glaub so
einmal im Jahr werde ich mir das zukünftig „geben“. Das hat echt tierisch Spass gemacht und so „geflasht“ war
ich schon lange nicht mehr. Vielleicht das nächste Mal vom Tempo her noch einen kleinen Tick flotter (4:30 Stunden
als Zielzeit) und mit etwas sauberer Lauftechnik. Wenn alles klappt kann ich Euch demnächst als Nachtrag noch
Bilder und evtl. ein Video zeigen.

Als Randnotiz, im Hotel gabs wohl auch ein Sex-Brüller Pärchen. Kommt ja hin und wieder vor, dass man die
nächtlichen Aktivitäten der anderen Gäste mehr oder weniger lautstark mitbekommt. Aber solche „Brüller“
hatte ich auch noch nicht gehört, ging wohl gleich mehrmals in dieser Nacht „rund“ *grins*. Nein, also wir
fühlen uns von „sowas“ eigentlich nicht gestört. Eher herausgefordert, wir sind da wohl doch etwas „bräver“.
Wir liegen dann eben doch schon mal mit Wärmekissen und Rückenschmerzen im Bett. Sowas erinnert einen dann
eher daran, im eigenen Sexleben auch mal wieder etwas mehr machen. Wobei solche Brüller werden wir wohl eher
nicht werden *grins*.

Dead