Bei Stau auf der Autobahn bitte Hirn ausschalten – oder die Gesellschaft der Konsumzombies

Bei Stau auf der Autobahn bitte Hirn ausschalten – oder die Gesellschaft der Konsumzombies

Ich war ja schon immer in gewissem Sinne ein Sicherheitsfanatiker. Aber gerade seit dem letzten
Jahr nehme ich das Thema Krisenvorsorge doch etwas ernster. Dafür ist für mich „gefühlt“ die
Anzahl an Naturkatastrophen und Krisen einfach zu sehr gestiegen. Man muss sich ja nicht auf die
Zombie Apokalypse vorbereiten. Aber einen mehrtägigen Stromausfall halte ich durchaus für ein
realistisches Szenario. Solche mehr oder weniger großen „Krisen“ wären meiner Meinung nach durchaus
handhabbar, wenn sich die betroffenen Menschen zusammentun, mitdenken und mithelfen.

Vielleicht klingen meine Gedanken im nachfolgenden Text etwas überheblich und herablassend. Aber
meine Beobachtungen von gestern lassen mich sehr zweifeln ob wir auch nur so eine einfache Sache
wie einen etwas längeren Stromausfall hinbekommen würden. Inzwischen sind wir offenbar tatsächlich
zu einer Gesellschaft von Konsumzombies verkommen. Sobald es da dann auch nur zu sehr geringfügigen
Störungen kommt, bricht sofort das gesamte System zusammen und es herrscht das totale Chaos.

Wir sind gestern Nachmittag auf der Autobahn in einen Stau geraten, für mich als Vielfahrer eine
alltägliche Situation. „Eigentlich“ nicht erwähnenswert, wirklich unangenehm ist es so gesehen
ja nur für die Leute die unmittelbar in den Unfall verwickelt waren. Ich versuche die Situation
meist sogar positiv zu sehen, entspannen, ruhig bleiben und die Zeit zum Nachdenken nutzen. Offenbar
gehöre ich damit aber wohl einer Minderheit an. Und insgesamt nach mich das Verhalten der anderen
Verkehrsteilnehmer dann schon nachhaltig entsetzt!

Aber mal zu den einzelnen Stau-Beobachtungen, Teil 1 – die Rettungsgasse. Wir hatten uns leider vor
Fahrtantritt nicht nach der Verkehrssituation erkundigt. Das haben wir dann nachgeholt, als wir im
Stau standen *ups*. Die Radiodurchsage und die Verkehrsinformationen enthielten schon den Hinweis:
„Bitte bilden sie eine Rettungsgasse!“. Tja, was soll ich sagen, es hat nicht funktioniert! Das war
eine super gut ausgebaute Autobahn mit drei Fahrspuren, aber das mit der Rettungsgasse klappte einfach
nicht. Spätestens nach dem ersten Einsatzfahrzeug hätte ich dann aber gedacht, die Leute haben es
verstanden. NEIN! Kaum hatte ich sich das erste Fahrzeug durch die mühsam gebildete Rettungsgasse
durchgequält, würde die Gasse wieder geschlossen. Dieses Spielchen wiederholte sich dann für jedes
einzelne Einsatzfahrzeug.

Teil 2 – Dummheit kann gefährlich sein. In so einem Stau schalten dann offenbar alle ihr Hirn aus
und reagieren total panisch und hysterisch. Kenne ich ja von mir selbst, aber ich mal etwas Pech habe,
versuche ich mich eben doch zur Ruhe zu zwingen und zuerst nachzudenken, bevor ich etwas mache. Der
ältere Herr, der direkt neben uns auf dem Pannenstreifen anhielt, macht es genau anders rum. Ich habe
von Autos nicht wirklich Ahnung, dem Wasserdampf der aus seinem Motorraum kam nach zu schließen, würde
ich sagen, dass sich der Motor im Stau überhitzt hatte. Der Typ steigt aus, macht die Motorhaube auf
und fängt an am Motor rumzuhantieren. Da macht es auch schon Puffff und das Auto verschwindet in einer
riesigen Wolke aus Wasserdampf. Der Mann hatte doch glatt den Deckel zur Kühlflüssigkeit geöffnet. Ok,
vielleicht bin ich an der Stelle ein überheblicher Besserwisser, aber hey, wenn der Motor überhitzt,
die entsprechende Warnleuchte geht an und die Temperaturanzeige zeigt ebenfalls eine überhöhte Temperatur
an. Dann ist doch eigentlich klar, dass auf dem Kühlsystem nun ne Menge Druck drauf ist. Der Mann hatte
echt verdammtes Glück, dass er sich bei der Aktion nicht böse verbrüht hat.

Teil 3 – Spurwechsel, Reißverschlussverfahren und die damit verbundenen Aggressionen. Auch im Stau ging
es langsam voran und so näherten wir uns der Unfallstelle. Bei so einem Unfall sind dann ja meist, eine
oder mehrere Spuren gesperrt. Meine Strategie, ich benutze immer die ganz rechte Fahrspur, solange bis
klar ist, welche Spuren gesperrt sind. In unserem Fall, war es die rechte Fahrspur. Soweit lief das alles
noch normal, die rechte Fahrspul leerte sich langsam. Ca. 300 Meter vor der Unfallstelle dachten dann
aber wohl einige Autofahrer, oh die rechte Spur ist ja frei, da gehts jetzt schneller voran und wechselten
dann z.B. ziemlich sportlich von der ganz linken Spur nach ganz rechts *ehm jo*. Das folgende
Reißverschlussverfahren führte zumindest beim LKW-Fahrer hinter mir zu einem kleinen Ausbruch von
Aggressionen. Ich war auf die mittlere Fahrspur gewechselt, lies aber etwas Abstand zum Auto vor mir, damit
eben das nächste Auto von rechts einfädeln kann. Das wurde dann gleich mit Lichthupe und als das nicht
wirkte mit der echten Hupe quittiert.

Heute in der Zeitung gelesen: bei dem Unfall wurde ein Kind schwer verletzt und die Mutter ist in ihrem Auto
verbrannt. Laut dem Zeitungsbericht wurden bei diesem Einsatz auch die Feuerwehrleute von Autofahrern
beschimpft. Sowas lässt mich dann schon ziemlich an unserer Gesellschaft zweifeln!

Cool