Fertig mit den Nerven, im Leitstand und das mit der Rettungsgasse üben wir nächstes Jahr nochmal

*boah*, so fertig war ich schon lange nicht mehr! Meine Rufbereitschaft war bis Freitagmittag ruhig. Danach ging es los, ich bin genervt und zwar sowas von. Den viele der Dinge wären vermeidbar gewesen! So eine Rufbereitschaft dient dazu – halbwegs professionell *grins* – den IT-Betrieb in größeren Unternehmen sicherzustellen. Weihnachten liegt da eben immer etwas ungünstig, wenn man zum Beispiel der Buchhaltungsabteilung in einem Unternehmen eine „Freude“ machen möchte, dann kuckt man das genau zum Jahresende deren Programm langsam geht oder plant irgend eine Versionsumstellung *grins*. Hinzukommt, dass solche großen IT-Systeme immer von einem ganzen Team von Administratoren betreut werden. Da gibt es eine Gruppe von Administratoren die kümmert sich um Speicherplatz, die Datensicherung, das Betriebssystem, die Datenbanken oder die Anwendung selbst. Möchte man etwas ändern, muss man sich mit all diesen Leuten abstimmen und absprechen. Wenn man sich in einem Unternehmen beliebt machen möchte, dann kommt man z.B. Freitagnachmittag kurz vor Weihnachten mit seiner Jahrespackung an Änderungen an *grins*. Kurz bevor der Kollege mit seiner Tasse zum Glühweinausschank will, so zwischen Tür und Angel ein „kannst Du mal noch eben schnell…“.

Irgendwas stimmt mit meinem hyperaktiven Kollegen nicht, gut er war schon immer ziemlich chaotisch, spontan und versucht viele Dinge gleichzeitig zu machen. Gut kann sein, dass ich es wegen meiner schlechten Nerven nur besonders intensiv wahrnehme. Ich geb Euch mal ein paar Beispiele mit was er innerhalb der letzten 48 Stunden so gebracht hat. Den eigentlich ist er ja seit gestern im Skiurlaub, funkt aber immer noch dazwischen.

  • Schon am Donnerstag ging es mit einer kurzfristigen Änderung los, übernehme ich ja gerne. Auf die Nerven ging er mir dann nur damit, dass er selbst nicht die Finger von diesem System lassen konnte. Es ist NIE gut wenn zwei Administratoren gleichzeitig etwas an einem System ändern und sich nicht abstimmen. Genau sowas ist eben nicht professionell! Dann Frage ich ihn noch am Telefon ob ich mich mit der zuständigen Administratorin des Kunden abstimmen soll, nene da wäre alles geklärt. Ratet mal wer sich unmittelbar nach diesem Telefongespräch zwecks Abstimmung bei mir gemeldet hat? Genau, sprich in dem Fall hätte der Kollege mir geholfen, wenn er einfach nix gemacht hätte und ich die Aufgabe sauber durchziehen kann.
  • Als nächstes hat er um Mitternacht aus dem Urlaubshotel eine Mail an einen anderen IT-Dienstleister geschickt und bei bestimmten Systemen um eine Speicherplatzerweiterung gebeten. Die Mail war allerdings schlampig formuliert, so hatte der Dienstleister Rückfragen. Tja, diese Mail konnte er von der Skipiste aus am Freitag natürlich nicht lesen *grins*. So wurde es bei dieser Aufgabe Freitagnachmittag. Die Nacharbeiten dieser Änderung haben mich dann bis Freitag 18 Uhr beschäftigt.
  • Dann ruft er mich am Freitagnachmittag in der Rufbereitschaft an um mir nochmals Weihnachtsgrüße und einen guten Rutsch zu wünschen. Ehm, wir hatten uns am Mittwochabend persönlich und mit Geschenkübergabe in die Weihnachtstage verabschiedet. Ich weiss er telefoniert gerne, ich hab ihm aber auch schon mehrmals gesagt, dass ich bei der Arbeit lieber ungestört mein Zeug durchziehe. Das gilt insbesondere für den Fall, wenn eben genau in dem Moment der nächste Kunde bei mir am Platz steht und dringend was braucht. Parallel noch weiteres Zeug läuft und ich den Überblick behalten muss. Das ist Stress, da hab ich absolut keinen Sinn für Weihnachten und blöde „ruhige Tage Wünsche“.

So genug ausgekotzt, ich versuche jetzt langsam runterzukommen und mich etwas auf Weihnachten einzustimmen. Konsequenzen werde ich daraus ziehen, sprich noch deutlicher Grenzen aufzeigen.

Aber es gab auch ganz interessante Dinge gestern. Ich bin ja immer besonders neugierig, so hab ich die Bearbeitung meiner Störfälle gleich genutzt um den „Leitstand“ des neuen Kunden zu besuchen *grins*. Einer dieser Leitstand-Mitarbeiter hatte mich vor einem halben Jahr ziemlich früh aus dem Bett geholt. Und gestern hab ich wieder einen Anruf bekommen, nur dieses Mal war ich ja direkt im gleichen Gebäude. Perfekter Anlass für einen Besuch. Wenn Ihr in der Google-Bildersuche nach „Operation Center“ sucht, gibt es Bilder wie so ein Leitstand aussieht. Beim neuen Kunden braucht man eh schon eine Zutrittskarte um das Gebäude und die Büros betreten zu müssen. Vor der Tür zum Leitstand gab es dann noch mehr Videokameras und die Tür war deutlich massiver. Da musste man dann klingeln und kommt nicht einfach rein. Der „Leitstand“ war dann deutlich kleiner als auf den Bildern bei Google und an einem Freitagnachmittag vor Weihnachten war auch nur noch ein einziger Mitarbeiter da. Der sitzt da ganz alleine und hat sich ziemlich über meinen kurzen Besuch gefreut, das kommt wohl nicht so oft vor.

Um 18 Uhr hab ich dann endlich die Heimfahrt angetreten. Die Sache mit der Rettungsgasse auf der Autobahn hat schon wieder nicht geklappt. Der Rettungswagen mit Blaulicht hatte da ziemlich Mühe durchzukommen. UND, nachdem das Rettungswagen durch war, war auch die Rettungsgasse sofort wieder weg. HEY, WIE BLÖD KANN MAN EIGENTLICH SEIN! Gleiches Spiel mit dem Streifenwagen der Polizei und beim dritten Anlauf mit dem Abschleppwagen hatten es die Leute immer noch nicht verstanden. Aber es geht dieser Tage wohl noch extremer, gleiche Autobahn nur einen Tag davor und weiter südlich – WELT: Mann bremst Feuerwehr in Rettungsgasse aus – dann eskaliert die Lage. Ich will da garnicht über den Mann dort herziehen, aber gefühlt ist das schon ein Gesellschaftsproblem, weil in meiner Wahrnehmung werden solche „Austicker“ von Menschen schon häufiger.