Emanzipation und Mann sein Teil 3

Emanzipation und Mann sein Teil 3

Ist schon super wenn man mal ein paar ruhigere Tage hat und
zuhause im eigenen Büro sitzen kann. So hab ich auch mal Zeit
selber zu kochen. Gab ein leckeres Wok-Gericht mit Tofu. Ah, ich
hab noch garnicht geschrieben das ich eine vegetarische Woche
mache. Am Montag gabs Spaghetti mit einem Tomatenpesto, Dienstags
Spinatstäbchen mit Gemüsereis, Mittwoch nen Vegieburger in einem
Fast-Food-Tempel und Donnerstag selbstgemachte Gemüsepizza.

Heute waren „wir“ Abends im Kino – Ice Age 4. Hat mir super gefallen,
lustig und kurzweilig. Das Pop-Corn haben wir bei einer Barbie-Puppe
gekauft. Ich find das manchmal wirklich schrecklich. Es gibt Frauen
die wirklich die lebende Karikatur von Weiblichkeit und Sinnlichkeit
verkörpern. Vielleicht hab ich ja einen zu schrägen männlichen Geschmack
und den meisten Männern gefallen solche Frauen. Muss vermutlich jeder
selber wissen und vielleicht bin ja in dem Fall ich derjenige mit
dem oberflächlichen Denken, wenn ich Frauen alleine nach dem Aussehen
beurteile…

Emanzipation und Mann sein

Ich frage mich ja schon seit einiger Zeit wie emanzipiert ich gegenüber
Frauen bin? Und wie stark macht sich in meiner Beziehung mit Freundin
die klassische Rollenverteilung bemerkbar? Bei mir kommt eben noch mit
dazu, ich bin der absolute Kontroll- und Sicherheits-Freak. Mich einfach
mal fallen lassen, Dinge laufen lassen, mal aus mir rausgehen. Das
fällt mir gigantisch schwer. Und genau das spielt bei unserer
Aufgabenverteilung im Alltag schon eine Rolle.

Beispiel Autofahren, ich bin Vielfahrer. Mir fällt es sehr schwer Beifahrer
zu sein. Wenn ich als Beifahrer im Auto sitze geb ich unbewusst Gas oder
bremse. Da bin ich echt total nervig! Und wenn Freundin und ich mal wo
hinfahren, will eigentlich fast immer der Fahrer sein. Obwohl Freundin
so gesehen auch sehr gut fährt. Bei anderem Technik-Zeug passiert mir das
hin und wieder auch. Ich muss mich da dann sehr bewusst zurücknehmen.
Klappt, aber da muss ich mein Handeln schon sehr genau reflektieren, damit
ich das früh genug erkenne.

Beim Sex ist es noch schlimmer! Freundin würde ja ab und an auch mal gerne
die „Führung“ übernehmen. Versuchen wir auch. Aber fällt mir sehr schwer,
da loszulassen. Würde mal sagen kopftechnisch mit das Schwerste was ich mir
momentan so als „Veränderung“ vorgenommen habe. Hab schon fast die Vermutung
ohne Handschellen und Augenbinde wird das nix mehr… Warum hat unser Bett
von IKEA eigentlich keine Befestigungsmöglichkeiten für Handschellen? Sowas
sollte doch zum Standardlieferumfang für ein Bett gehören, oder hab ich mich
damals ganz bewusst für dieses Model entschlossen, weil man da nix dran
befestigen kann. Wir Männer sind eben manchmal feige *grins*

Aber uns geht es super gut! Es gibt sogar Aufgaben da streiten wir uns drum,
wer die erledigen darf. Kochen ist ein Beispiel dafür, bei uns gibt es manchmal
Diskussionen wer heute kochen – darf – !!! Und vermutlich der Oberhammer für
alle echten Feministinnen – Freundin ist fast schon sauer, wenn ich mal ein
Hemd selber bügle! Hey, ich hab so intensiv nach einer Partnerin gesucht weil
ich nicht mehr allein sein konnte und nicht weil ich eine Haushaltshilfe brauche!

Ich geh auch gerne in den Supermarkt einkaufen, Freundin mäht dafür gerne den Rasen.
Und Bad und WC putzen zählt ebenfalls zu meinen Aufgaben… und ja, ich pinkle
seit Ewigkeiten nur noch im sitzen!

Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher was bei uns noch klassische Rollenverteilung
und was Aufgabenteilung nach unseren Interessen ist. In dem Punkt erfüllen wir
als Paar wohl alle gängigen Klischees einer patriarchalisch geprägten Beziehung.
Freundin ist fast 10 Jahre jünger und gelernte Verkäuferin. Ich bin Ingenieur und
Informatiker, klassischer geht es vermutlich kaum noch. ABER wir sprechen da drüber
und versuchen allzu offensichtliche „Muster“ zu durchbrechen. Die Konfiguration von
unserem neuen Fernseher hat Freundin gemacht, von dem Teil hab ich bisher noch keine
Ahnung.

Mir ist schon ein paar Mal aufgefallen, dass es sogar Frauen gibt die uns da beneiden.
Sehr extremes Beispiel: Abnehmen. Freundin wollte dringend abnehmen, hat sie sehr
belastet. Sie hat sich mehrere Hilfsangebote angekuckt und ich hab ihr damals
Weight Watchers empfohlen weil sie da eben durch die Treffen Kontakt zu anderen Leuten
mit gleichem Problem bekommt. Viele der Frauen haben eher das Problem das die Partner
das Diätprogramm bewusst oder unbewusst sabotieren. Den Partner schmeckt das Essen
nicht, da gibts null Unterstützung für die Partnerin. Es ist eher so das alles schlecht
gemacht wird. Ich finde die Rezepte echt super lecker und ich komm da auch mal mit
zu so einem Treffen, da kamen die anderen Frauen dort nicht mehr aus dem Staunen raus.
Zumal ich mich dann auch noch mit Kochbuch und Nahrungsmittel eingedeckt habe…
Vielleicht bin ich auch einfach zu neugierig, ich kann da eigentlich schon garnicht
anderes als da mal mitzugehen. Drum geh ich auch auf Tupper-Parties und ich sitzt da
nicht passiv mit schlechter Mine drinne, ich würde fast sagen ich kauf da mehr als
die Durchschnittsfrau *lach*.

Gut vielleicht sollte ich mich einfach nicht mit männlichen Vollpfosten vergleichen.
Hab irgendwie gerade den Spruch „Unter Blinden ist der Einäugige König“ im Kopf, alles
eine Frage des Maßstabs oder mit was man sich vergleicht. Letztendlich kommt es wohl
darauf an das wir glücklich in unserer Beziehung sind. Aber ich hab da eben doch so
einen gewissen Anspruch an mich selbst – keine Ahnung ob das nun bullshitmäßig
gönnerhaft klingt.

Grünes Smilie