„Wir“, Beziehungen, Scheidung und Mann sein Teil 4

„Wir“, Beziehungen, Scheidung und Mann sein Teil 4

Mein Eintrag fällt mir heute besonders schwer, da ich gerade versuche ein
paar ähnliche Gedanken zusammenzuführen. Ist dann irgendwie doch verdammt schwer.
Das Thema „wir“ geht mir seit dem Eintrag von Lucy In The Sky (23.07.2012 – Wir.)
nicht mehr aus dem Kopf. Allerdings sind in den letzten Wochen gleich noch ein
paar Dinge mehr dazu gekommen. Und jetzt ist mal Zeit zum Aufschreiben! Sonst komm
ich bei dem Thema, gefühlt, irgendwie nicht weiter…

Wir und unsere Beziehung

Wie stark definiere ich mich eigentlich über meine Beziehung? Ich meine ich hab mir
15 Jahre lang nichts sehnlicher gewünscht als endlich mal eine feste Beziehung zu haben!
Und mir fällt das selber auf das ich das schöne Wort „wir“ sehr gerne gebrauche, deshalb
hab ic es in einigen von meinen Tagebucheinträgen mal ganz bewusst in Anführungszeichen
gesetzt. Besonders tolles Beispiel aus einem meiner Tagebucheinträge: „wir wollen demnächst
doch wieder auf die Pille als Verhütungsmittel umsteigen
„. Da gabs ja dann auch gleich
Feedback dazu und in dem Fall hab ich das „wir“ tatsächlich völlig unbewusst eingesetzt.
Toll, wenn man da mal den Spiegel vorgehalten bekommt. Also ich glaub bei uns hält diese
„wir“-Phase nun schon 6 Jahre an *grins*, wie nervig „wir“ in diesem Punkt für die Leute
um uns rum sind, kann ich gerade nicht wirklich einschätzen.

Hab es seit dem 23.07. immer noch nicht geschafft genau zu ergründen in wie weit ich mich
nun über unsere Beziehung definiere. Aber es gab vor ein paar Tagen ein sehr schönes Gespräch
zu diesem Thema. Freundin kam mit dem Vorschlag auf mich zu ob „wir“ nicht ein gemeinsames
Tagebuch führen sollten. Da war für mich zunächst so eine kleine „wir“-Grenze erreicht. An
der Stelle ist die Gedankenwelt von Freundin eben doch sehr unterschiedlich zu meiner eigenen.
So ein gemeinsames Tagebuch konnte ich mir nun irgendwie sogarnicht vorstellen. Aber ich
bin experimentierfreudig und offen, deshalb lass ich das jetzt mal auf mich zukommen. Also,
gemeinsames Tagebuch, warum nicht… mal sehen was draus wird.

Was „wir“ aber schon vor ein paar Monaten festgestellt haben, uns fehlt ein Freundeskreis!
So gesehen gibt es nur „uns“, nur „wir“ können ins Kino gehen, weil es eben neben uns als Paar
niemanden gibt. Oder halt klar, es gibt schon ein paar Leute aussenrum, aber dann artet die
Koordination und Terminabstimmung für so einen Kinobesuch doch schnell zu einem ausgewachsenen
Projekt aus. Da wird dann schnell aus einem gemeinsamen Biergartenbesuch ein Treffen auf dem
Weihnachtsmarkt, weil sich vorher einfach keine passenden „Zeitfenster“ mehr gefunden haben.

Scheidung

Meine Mutter hat mir gestern erzählt das sich mein Cousin von seiner Frau getrennt hat. Hat
Freundin und mich ungewohnt hart getroffen! Wir haben keinen direkten Kontakt zu meinem Cousin.
Aber wir waren auf seiner kirchlichen Hochzeit, ich kann mich noch gut dran erinnern das
seine Braut in der Kirche wegen Kreislaufproblemen beinahe umgeflogen wäre. Der Pfarrer hat damals
die Situation sehr professionell gerettet. Und noch besser erinnere ich mich an die Taufe
letztes Jahr. Tja und jetzt ist alles aus! Vorzeigefamilie mit Traumstart: Hochzeit -> eigenes Haus
-> Kind, zerbrochen!!!

Eines vorweg, ich bin ja auch Scheidungskind, vermutlich ähnliche Situation wie bei Suzaku,
Kraterlandschaft mit jahrzehntelangem Dauerkrieg. Klare Verhältnisse sind aus meiner Sicht für
Kinder die beste Option. Wenn eine Beziehung/Ehe wirklich nicht mehr zu retten ist, dann ist
eine Trennung echt eine Erlösung! „Kurz“ und schmerzlos, jahrzehntelanger Kleinkrieg ist das
qualvolle Gegenstück dazu. Aber die Form wie die beiden sich nun getrennt haben finde ich ziemlich
mies! Mein Cousin ist aus dem gemeinsamen Haus raus und gleich bei der nächsten Frau eingezogen!
Klar kann man das Trennungsjahr so starten, aber für mich irgendwie eine verpasste Chance. Man kann
so ein Trennungsjahr ja wirklich nutzen und kucken ob man die Beziehung nochmal retten kann. Und
eine Ehe plus einjähriges Kind sind für mich zwei gewaltige Gründe für die Beziehung zu kämpfen.
Wenn man allerdings gleich bei der nächsten Frau einzieht, setzt man damit ein unmissverständliches
Zeichen das man mit der Vergangenheit abgeschlossen hat und überhaupt kein Interesse daran hat sich
selbst zu verändern! Und diese Einstellung macht mich gerade etwas wütend!

Scheidung ist vollkommen ok, aber mir wäre wichtig zu meinem Kind – wenn es alt genug ist – sagen
zu können: „Du wir haben damals wirklich alles versucht um die Beziehung zu retten, aber da war nix
mehr zu machen“… und genau dieses „alles versucht“ sehe ich da nicht so ganz. Aber ok, ok, ok, ich
kenne die Hintergründe nicht, ich weiss nicht was genau passiert ist und ich weiss nicht was sie alles
versucht haben um zu retten… aber es stimmt mich eben schon sehr traurig!

Mann sein Teil 4

Und da schliesst sich dann der Kreis rund um das Thema „wir“ und Beziehungen wieder. Vielleicht erklärt
das eben so ein bischen meinen Drang meine Beziehung mit Freundin zu gestalten und mich ständig zu verändern.
Meine Eltern haben das mit ihrer Ehe nicht hinbekommen. Da könnte man viel drüber jammern, aber deutlich
konstruktiver finde ich es, wenn man versucht es besser zu machen! Sich eben nach einiger Zeit nicht in
der Beziehung hängen zu lassen sondern die Beziehung eben aktiv zu gestalten. Und das heisst für mich
eben auch ständige Veränderung!

Schönes Zitat aus einem Kommentar von salzbrezel: „Vielleicht auch beschreibst Du nur die konsequenten
„Nebenwirkungen“ der Emanzipation der Frau? Naja… weil wenn Frau eigenständig sein und angesehen werden
will… Welche Rolle spielt Mann da noch? Vor allem… so als Mann gesehen: wie definiert sich „Mann“ noch?
„.
Da komm ich dann mal zu Alenkas Eintrag: „Nicht zu wundern“! Mir hat meine Mutter mal vor langer Zeit in einem
sehr frustrierten Moment tatsächlich an den Kopf geknallt: „Wozu braucht es uns Männer eigentlich noch? Im
Prinzip würde es doch reichen wenn man uns Männern Sperma einfach abzapft…“. Naja, erklärt vielleicht zu einem
Teil, warum ich so viele Tagebucheinträge mit dem Titel „Mann sein“ brauche und warum ich als Mann soviel über
Emanzipation nachdenke.

Vor ein paar Jahren war ich bei einer Hacker-Konferenz in einem Vortrag über das Umgehen von Sicherheitsmassnahmen
unter Windows. Unter all den Nerds und Hackern sass neben mir ein junger Mann mit Kleinkind im Tragetuch.
Das ist für mich so ein Bild von souverän gelebter Männlichkeit! Ich will überhaupt nicht „nur“ Samenspender sein!
Ich will Partnerschaft gestalten und ich will als – fiktiver – Vater „da sein“. Ich tue mir da sehr schwer mit
solchen klassischen Frauen – Männer-Klischees. Ist für mich manchmal echt schwer mit Leuten eine gemeinsame „Ebene“
zu finden die in diesen Rollenbildern verhaftet sind. Es gibt z.B. genauso viele Frauen die da sehr verunsichert
oder sogar ablehnend reagieren wenn man als Mann plötzlich in eine klassische Frauen-Domäne vordringt. Aber ich
lasse mir eben nicht mehr vordefinieren und von aussen aufdrücken wie meine Rolle als Mann zu sein hat! Und für
mich bedeutet das gerade, das ich den aktuellen Conrad-Katalog genauso aufmerksam durchstöbere wie ich das NFP-Buch
gelesen habe.

Freundin hat mir gestern gesagt sie wäre immer öfter auf schwangere Frauen „neidisch“. Hihi, ich dachte mir
nur so: „Oh, da das ist doch mal ein gutes Zeichen!“ *grins*! Mein Vorschlag als Reaktion darauf war dann,
ob wir nicht mal einen Pflegekurs für Kleinkinder machen sollten und vielleicht noch den Erste-Hilfe Aufbaukurs
„Erste Hilfe am Kind“. Weder Freundin noch ich wissen wie man ein neu geborenes Kind halten muss/soll. Da
herrscht bei uns die totale Unsicherheit! Ich glaube ich müsste wirklich zuerst so einen Kurs besuchen bevor
ich überhaupt Sex ohne Kondome haben könnte.

Meine „Werte“ für heute ->
Übersteuerung: 5
Hypoaktivität: 2
Porno: 1
Sex: 3

Betrunken