Blutspenden – oder wenn Experimente sich verselbstständigen

Blutspenden – oder wenn Experimente sich verselbstständigen

Kennt Ihr dieses Gefühl? Man überwindet sich zu etwas und stellt
dann auf halber Strecke fest – „Oh, Scheisse hätte ich das mal
lieber nicht gemacht!!!“. Genau dieses Gefühl hatte ich in meiner
Erinnerung z.B. bei einer Achterbahnfahrt oder einem Sprung vom
5-Meter-Brett im Freibad. Seit gestern Abend gehts mir mit meiner
Blutspende so…

Vertrauen fassen, sich fallen lassen, Dinge einfach mal tun ohne
wochenlang vorher drüber nachzudenken sind ja nun nicht mein Fall.
Gerade das Thema Gesundheit und Ärzte hatte ich ja nun schon sehr
ausgiebig. Da dreh ich ja schon gerne mal jedes Staubkorn um.
Gleichzeitig hab ich aber immer wieder den Drang zu Veränderung,
ich möchte mich ja erweitern, neu kennenlernen und vielleicht auch
mal Dinge anders machen als ich es die vergangenen 38 Jahre getan
habe…

Und so gibts dann eben Wege, bei denen weiss ich ganz genau, wenn
ich da lang gehe kommt meine Gedankenachterbahn mächtig in Schwung.
Solange es sich um eine überschaubare Sache handelt geh ich dann
eben mal gerne auf Konfrontationskurs, warum nicht einfach aus
Neugierde und zur „Abhärtung“ mal genau das Gegenteil von dem tun,
was man sonst macht? Deshalb dachte ich mir, da ist das Thema
Blutspenden genau richtig! Quasi der Einstieg in den Themenkomplex
Gesundheit, Ärzte und Organspende… ich hab mein eigenes kleines
Psychoexperiment und kann mal versuchen meine eigenen Gedanken
besser zu leiten, und die Allgemeinheit hat auch noch was davon.

Das Experiment lief bisher wie geplant, alles im Griff, für mich
schöne neue Erfahrungen, die Spende lief top und nach einigen
Wochen hab ich dann ja auch erleichtert meinen Blutspendeausweis
erhalten. Nach der Untersuchung beim HNO-Arzt kann ich ja nun erst
im Oktober wieder spenden, aber Blutspenden wäre nun durchaus eine
Sache mit der ich mich längerfristig anfreunden könnte. Genau der
richtige Level um da gedanklich etwas fester zu werden.

Zumindest dachte ich so bis genau gestern Abend um 20:30 Uhr. Da hab
ich nämlich von Freundin erfahren das mir der Blutspendedienst ein
Einschreiben – noch dazu mit dem Vermerk „persönlich“ – geschickt hat.
UUUFFFFFF, also so war der Verlauf eigentlich nicht gedacht! Hab dann
in der großen Suchmaschine nach den Begriffen „Blutspendedienst Einschreiben“
gesucht —->>> ACH DU SCHEISSSSEEE!!!!

Auf genau diese emotionalle Ebene wollte ich mit meinem Experiment
eigentlich genau nicht gehen!!!! Mein Problem, ich sitze hier voll
im Ungewissen! Ich weiss das es diesen Brief gibt, aber da ich im
Hotel sitze komme ich nicht an den Inhalt ran. Selbst mit Post-Vollmacht
war da heute nix zu machen! Da ärgere ich mich gerade über mich selbst,
das ich da so bin wie ich bin, nichts abwarten kann und Gelassenheit eben
doch eher ein Fremdwort ist. Aber eben genau mit solchen Gedanken kann
ich nicht kreativ arbeiten, und genau das müsste ich eigentlich die
nächsten Tage tun. Ich muss für meine Kunden Probleme lösen, Workshops
vorbereiten und neue Programmieransätze für deren Software finden. Dazu
brauch ich „hirntechnisch“   R U H E   im Kartoon und das klappt mit
solchen Gedanken am Rande absolut nicht!!!!

Genau aus dem Grund hab ich mich vor diesen Themen in der Vergangenheit
eher gedrückt, oder zumindest einen großen Bogen drum gemacht. Weil ich
genau weiss, wenn ich da mit Denken einmal anfange höre ich da so schnell
nicht mehr auf und dann blockiert es mich gedanklich in anderen Bereichen.

Gut es ist nun nicht ganz so schwarz, da ich am Samstag Zeit habe den
Brief abzuholen. Wäre der Brief kurz vor dem Jahreswechsel gekommen, hätte
ich beruflich eine deutlich höhere Stressbelastung und keine Gelegenheit
den Brief abzuholen. Dann wäre der Brief nach sieben Werktagen an den
Empfänger zurückgegangen und meine Gedankenachterbahn würde langsam zum
Gedankenerdbeben aufsteigen.

Meine „Werte“ von heute->
Übersteuerung: 4
Hypoaktivität: 4
Libido: 1
Nervosität: 5

Pukey nervös besorgt