Quantifizierte Unsicherheit – von Blutwerten, Blutdruck und Selbsterkenntnis

Quantifizierte Unsicherheit – von Blutwerten, Blutdruck und Selbsterkenntnis

rabi hat das in seinem letzten Eintrag schon gut erkannt. Es gibt da
öfter mal so eine Lücke zwischen rationalem Denken und dem eigenen
Handeln. Geht mir genauso und ich frage mich, warum ist das so? Was
ist die Ursache für bestimmte Handlungsmuster die sich bei mir immer
und immer wieder in unterschiedlichen Ausprägungen wiederholen?
Sehr typisches aktuelles Beispiel – Gesundheit und mein eigener Körper.
Die Frage die ich mir stelle, warum reagiere ich gerade auf dieses Thema
so extrem? Warum gerade jetzt und warum mit genau den Handlungsmustern?
Klar ich werde immer älter, „alt“ fühle ich mich eigentlich – noch – nicht!
Aber ich merke natürlich schon wie sich mein Körper langsam etwas verändert.
Da gibts die ersten grauen Haare, oder auf dem Kopf eher immer weniger 
Haare. Dafür an anderen Körperstellen ein paar mehr *grins*. Mein
Kreislauf ist auch nicht mehr der beste, zumindest wenn ich nix dafür tue.
Alles im grünen – normalen – Bereich, aber für mich eben neu. Früher war
ich einfach so, nun muss ich wohl doch zumindest ein bischen was tun um
einfach nur gesund zu sein. Sprich ich muss mich mehr bewegen und etwas
bewusster ernähren, mit 25 Jahren konnte ich essen was ich wollte, da wäre
mir im Traum nicht eingefallen das ich mal bewusst auf mein Gewicht
achten müsste.
Am meisten merke ich das Älterwerden an meinen Nerven, ich war schon immer
ein bischen ein Spinner und ich übertreibe gerne und oft, macht mir eigentlich
sogar Spass. Nur inzwischen geht mir mein Verhalten manchmal selbst auf die
Nerven *grins*. Unterm Strich entsteht dann eben doch ein Gefühl von
Unsicherheit. Und was macht Mensch wenn er unsicher ist? Man macht eben genau
das was man aus anderen Bereichen kennt und was einem irgendwie bekannt
vorkommt. Typisches Muster bei mir –> MESSEN, Dinge greifbar, quantifizierbar
machen! Genau deshalb fällt es mir wohl so schwer, bei Untersuchungen oder
Tests die einem da so im Gesundheitsbereich angeboten werden dankend
abzulehnen.
Bei mir geht die eigene Unsicherheit dann wohl soweit, daß ich solchen Tests
und dem gesamten Ablauf einen unnatürlich und ungesund hohen Stellenwert
einräume. Am Freitag rufe ich nun also bei der Hausärztin an und wollte darum
bitten, das man mir meine Blutwerte per Fax zuschickt. Ich hatte das genau
so mit der Ärztin vorab abgesprochen. Jetzt am Telefon sagt mir die Arzthelferin
dann plötzlich, ich müsste da erst nochmal mit der Ärztin drüber sprechen,
so einfach kann sie mir die Laborwerte nicht per Fax schicken. Genau bei sowas
krieg ich nen dicken Hals!!!! Und da merk ich wie ich mich in Nichtigkeiten
und Pupsprobleme reinsteigern kann!!! 
Am Nachmittag hat ich dann glücklicherweise nochmal Zeit und hab angerufen
als die Ärztin Zeit hatte. Ihre Aussage: „alle Blutwerte normal“, das ist
toll, aber ich wollte MEINE WERTE haben. Jo, ich erkenne schon, ich verhalte
mich da wohl wie ein Kindergartenkind. Aber ich wollte diese Laborwerte
bestimmen lassen, weil ich meinen Körper besser verstehen möchte, ich möchte
genauer wissen wie MEIN Körper funktioniert. Wenn jemand anders MEINE WERTE
sieht und ich nicht, fühle ich mich bevormundet. Hab ich der Ärztin dann
auch so gesagt *grins*.
Aber ich hab gemerkt wie sehr mich dieses Thema eben – UNBEGRÜNDET – aufregen
kann! Bei sowas bebe ich innerlich und ja, da kann ich meinen Blutdruck dann
auch spüren! Selbst auf der Heimfahrt hatte ich meine Gedanken da zunächst
nicht mehr wirklich unter Kontrolle, also kurz auf einem Supermarkt-Parkplatz
angehalten, 15 Minuten Autogenes Training… funktioniert super! Ging mir
danach deutlich besser, der Supermarkt-Parkplatz war nicht optimal um sich
mal zu entspannen. Gibt mir aber gerade deutliche Zeichen wo ich in den
nächsten Wochen meine persönlichen Schwerpunkte setzen sollte um mich weiter
zu entwickeln. Mein Blutdruckwerte dazu (nicht ganz so deutlich, aber für
den Anfang nicht schlecht *grins*):
Vorher: 128 / 91 Puls 101
… 15 Minuten autogenes Training …
Danach: 109 / 81 Puls 89 
So nun aber zu den Blutwerten selbst, da hab ich mich dann aber gestern
noch gefragt, warum liegt mir soviel daran diese Werte hier in meinem
Tagebuch zu veröffentlichen? Ums vorweg zu sagen, diese Werte sind normal
normaler geht garnicht. Total langweilig – eigentlich – da sind wir wieder
bei Verstand und tatsächlichem Handeln. Den wenigsten hier werden diese
Werte überhaupt etwas sagen, ist mir eigentlich vollkommen klar. Irgendwie
ist mein exhibitionistische Veranlagung aber dann doch so groß, das MUSS
dann irgendwie doch hier rein… Unsicherheit? Bin ich noch am drüber
nachdenken, keine Ahnung ob ich da ein Ergebnis finde…
Blutbild:
Leukozyten (weißen Blutkörperchen) – LEUK: 6,5 Tsd/µl
Lymphozyten – #LYM: 24,1 %
Monozyten – #MON 8,6 %
Basophile Granulozyten – #BAS: 0,6 %
Eosinophile Granulozyten – #EOS: 2,3 %
Neutrophile Granulozyten – #NEU: 64,4 %
Erythrozyten (roten Blutkörperchen) – ERY 4,73 Mio/µl
Hämatokrit – HAEK: 42 %
Hämoglobin – HB: 14,4 g/dl
Mittleres zelluläres Hämoglobin – #MCH / MCHC: 34 g/dl
mittleres korpuskuläres Volumen – BMCV / MCV: 89 fl
Erythrozytenverteilungsbreite – RDW 12,8 %
mittlerer Hämoglobingehalt eines Erythrozyten – HBEB: 30 pg
Thrombozyten (Blutplättchen) – THRM: 285 Tsd/µl
–> soweit ich das als Laie erkennen kann, ist das ein
Differentialblutbild. Ich weiss zwar jetzt das mein Blut auch
Monozyten und Granulozyten enthält (hab ich vorher noch NIE
gehört *lach*), aber was genau dient da jetzt der Vorsorge?
Welche möglichen Krankheiten die sonst lange unentdeckt bleiben
könnte man da wohl nun erkennen? Ich hatte vorher zweimal
erwähnt das ich Blutspender bin, nur so am Rande… 🙂
Fettstoffwechsel:
Cholesterin – CHOL: 176 mg/dl
–> hmm, hier hätte ich jetzt bei einem selbstbezahlten
Labortest Triglyceride und ne Aufteilung beim Cholesterin
nach HDL und LDL erwartet.
Niere:
Kreatinin – KREA02: 0,89 mg/dl</div>

Harnsäure – HSRE: 5,2 mg/dl
Schilddrüse:
Thyreotropin – TS1E01 / TSH: 1,38 µIU/ml
Leberwerte:
Gamma-Glutamyl-Transpeptidase – GAGT02: 17 U/l
Glutamat-Pyruvat-Transaminase- GPTR03: 34 U/l
Zuckerstoffwechsel:
Glukose (Blutzucker) – BLZS01: 69 mg/dl
–> spätestens an der Stelle fühle ich mich – als Laie – dann
aber ein bischen verarscht *grins*. Ich sollte ja „nüchtern“
zu dem Termin erscheinen, sprich ich hab 14 Stunden vorher 
keine Nahrung mehr zu mir genommen. Stellt sich für mich als
Laie die Frage, wäre bei einem Diabetes nach 14 Stunden noch
genug Glukose im Blut um über den Grenzwert von 125 mg/dl
zu kommen? Sauer macht mich dann aber das der Wert für 
Glyko-Hämoglobin nicht bestimmt wurde. Das wäre nämlich der
einzige sinnvolle Wert, den z.B. auch die Krankenkasse bezahlt
hätte *totlach*! 
Fazit: die paar Nieren- und Leberwerte waren jetzt mal ganz nett,
den Rest hätte man sich wirklich sparen können. Dafür fehlt der
eigentlich sinnvolle und entscheidende Wert für Vorsorgeuntersuchunge.
*Arg*, ich hatte ja extra versucht vorab mit der Ärztin zu klären,
welche Werte den in diesem „Labor“ enthalten sind, wirklich
detailierte Aussagen wollte sie mir da ja nicht geben. Hab ich ihr,
dann vertraut, und eben doch die Katze im Sack gekauft. Würde ich
so jetzt nicht nochmal machen. 
Ich finde es interessant, das tatsächlich ich als Patient offenbar 
eine regulative Funktion in diesem Arzt-Patienten-Verhältnis 
übernehmen muss. Eigentlich hätte doch der Arzt mit einem Schmunzeln
im Gesicht sagen müssen: „Zusätzliche Blutuntersuchungen sind
in Ihrem Fall wirklich unnötig!“, aber so wird das ja sogar noch
beworben und mir angeboten. 
Der nächste Vorsorge-Termin ist ja dann Ende August, ungefähr
genau 8 Wochen, genug Zeit für mein eigenes Vorsorge Programm zum
Thema mehr „Achtsamkeit“.

Betrunken