Bestattungen und sonstige Altlasten

Bestattungen und sonstige Altlasten

Eigentlich wollte ich ja nochmal was zu diesem
Männer-Frauen-Ding schreiben. Hatte mir in den
letzten Tagen schon ein paar Dinge im Kopf
zurecht gelegt… aber soll wohl noch ein bischen
dauern.

Mir gehts gerade richtig gut, ich bin seit dieser
Woche daheim und kann in meinem eigenen Büro arbeiten. Da
lasse ich nun so langsam das Jahr ausklingen. Im
Prinzip bin ich also schon so halb im Urlaub. Auf der anderen
Seite merke ich auch wie die Leute um mich herum hektisch,
gestresst und schlecht drauf sind. Und beim ein oder anderen
kommt es eben auch richtig dick 🙁

Damit Ihr den Eintrag richtig verstehen könnt, muss ich glaub
nochmal kurz was erklären. Im Prinzip wohne ich seit meiner
Kindheit immer am gleichen Ort im gleichen Haus. Ich war zwar
mal etliche Jahre unterwegs (Studium, erste Jobs…) aber
irgendwie bin ich dann doch wieder da gelandet wo mehr oder
weniger alles anfing. Inzwischen hab ich das Haus meiner Mutter
abgekauft… soviel mal als Exkurs vorweg…

Heute hatten wir hier super Wetter, Sonne und nicht zu kalt. Mein
erster Gedanke, ich könnte ja gleich am Nachmittag nochmal laufen,
vielleicht den letzten 10-Kilometer-Lauf des Jahres? Aber dann hatte
ich den Gedanken, laufen wäre heute irgendwie falsch. Bewegung ja,
aber ich könnte mich ja auch um die vielen noch offenen Altlasten
kümmern. Wenn man innerhalb der Familie ein Haus übernimmt, bleiben
Unmengen von Zeug im Haus zurück. eve76 hatte ja auch schon mal von
ihrer Garage berichtet. Mit unserer Garage ist es da ähnlich. Meine
selbstgesetzte Aufgabe für heute, ich wollte das Holz von unserem
ehemaligen Freisitz kleinsägen, ins Auto laden und zu meinem Vater
fahren… soweit der Plan.

Kaum stand ich mit Säge, Hammer und Zange vor meiner Garage kam schon
mein Nachbar auf mich zu. Das ist noch nicht weiter ungewöhnlich,
mein Nachbar ist Frührentner, sobald ich bei mir im Garten etwas machen
möchte kann man die Uhr danach stellen, spätestens 5 Minuten später
steht er da und hat noch den einen oder anderen gut gemeinten Ratschlag.
Heute merkte ich aber dann schnell das irgendwas nicht stimmt, da er
mit den Tränen zu kämpfen schien. Seine Mutter war gestern gestorben,
ohje…

Der Nachbar wohnt im Reihenhaus gegenüber, vier Generationen unter einem
Dach, der Nachbar mit Frau, seine Mutter und dann noch ein Sohn mit Frau
und deren zwei Kinder. Und nun ist also die Uroma gestorben…

Dann kam aber gleich das nächste Déjà-vu, der Nachbar merkte nämlich noch
an das sie den Gottesdienst für die Beerdigung nochmals verschieben mussten,
da der Pfarrer sonst keine Zeit hätte. Das kam mir leider schon sehr sehr
vertraut vor, den heute hat noch jemand anderer Todestag – meine Oma. Ist
nun genau drei Jahre her. Da kann ich mich noch genau daran erinnern, da
gabs auch ziemliche Schwierigkeiten überhaupt einen Pfarrer für den
Gottestdienst zu finden. Der sollte in einer ganz bestimmten Kapelle im
Geburtsort meiner Oma stattfinden. Das war dann neben der Trauer ziemlich
hart, wenn man da rumtelefonieren muss und nicht genau weiss ob es den nun
klappt und wann.

Klingt vielleicht makaber, aber das Holzkreuz vom Grab meiner Oma haben wir
hier immer noch im Haus. Meine Mutter meinte, das könnten wir ja dann
auf ihrem Grab wiederverwenden… Naja, ich denke mal das Holzkreuz ist im
Standard-Service vom Bestattungsdienst schon enthalten, aber das Kreuz
halten wir natürlich trotzdem gerne hier in Verwahrung. So wacht quasi meine
Oma darüber, wenn ich meine Hemden bügle, da liegt das Kreuz gleich daneben.

Am Freitag gehts also auf die Beerdigung, ich habe zwar mit der Kirche nix
mehr am Hut, aber auf der anderen Seite möchte man dann doch irgendwie
Abschied nehmen. So gesehen leben wir eben doch schon mehr oder weniger
seit 34 Jahren nebeneinander.

Top nachdenklich, aber eigentlich gut drauf