Das Haus, das Verrückte macht – hätte ich doch Lehrer werden sollen? *grins*

Das Haus, das Verrückte macht – hätte ich doch Lehrer werden sollen? *grins*

Als ich gerade den Eintrag von Becky gelesen hatte,
dachte ich – jo – fast so ähnlich war mein Tag heute
auch. Klar, ich habe sehr wahrscheinlich etwas komplett
anderes erlebt. So rein gefühlt würde ich sagen, hatten
wir aber das gleiche Grundproblem.

Das ist insofern erwähnenswerte, da meine Mutter meist
keine Gelegenheit auslässt um mir vorzuschlagen, doch
besser „auf Lehrer“ umzusteigen. Gerade wenn ich ihr
von einem Tag wie heute erzählen würde und wenn sie
gesehen hätte wie ich etwas „aufgedreht“ war. Wäre mit
ziemlicher Sicherheit dieser Vorschlag von ihr gekommen.
Lehrer im klassischen Sinne wäre nun allerdings keine
Tätigkeit die ich mir für mich vorstellen könnte. Ist
ein toller Beruf, aber ich möchte es nicht machen. Ich
gebe gerne Schulungen, mal ein Training oder einen
Workshop. Aber das hat eben mit dem Alltag an einer
Schule absolut nix zu tun. Zusätzlich sieht man ja,
dass „Lehrer sein“ eben auch ganz schön Nerven kostet.
So gesehen kann man sich wohl nur aussuchen ob man
Stress und Chaos in grün, rot, blau, gelb oder schwarz
haben möchte…

Aber zurück zu meinem Tag heute… je älter ich werde
und je mehr Erfahrung ich habe, desto öfter mache ich
mir Gedanken darüber, was genau eigenlich so stressig war.
Was war die Ursache für das Chaos? Warum kam ich so in
Rotation? Was ich schon erkenne, die Dynamik in Projekten
folgt eigentlich immer ähnlichen Regeln. So gesehen ist
das Chaos eigentlich auf seine ganz eigene Art doch
irgendwie berechenbar.

Im Gegensatz zu Becky hab ich den Tag ausschließlich in
meinem eigenen Büro verbracht. Gut Tränen gab es ebenfalls
nicht. Aber ich hatte für heute eigentlich auch eine Liste
von Dingen die ich gerne abgeschlossen hätte. Rein gedanklich
ist es ja genau das, wofür mich meine Kunden bezahlen. Ich
bekomme Geld dafür, das ich technische Aufgaben erledige.
Computerprogramme schreibe, Software installiere oder Systeme
konfiguriere. Klar, aber genau diese Tätigkeiten haben heute
vielleicht gerade mal zu 20% gemacht.

Was waren dann die anderen 80%? Kommunikation und Koordination!
Da wäre schon mal das typische Mail-Problem. Man wird mit
Mails geradezu bombardiert. Schwierigkeit dabei nur durch Mails
lesen oder schreiben geht in einem Projekt noch nichts voran.
Klar muss man sich abstimmen, aber irgendwann kommt immer der
Punkt wo man eine Aufgabe dann auch mal praktisch angehen muss
und nicht nur drüber spricht. Das ist gerade bei diesem aktuellen
Projekt ein echtes Problem, die Leute kommunizieren zwar sehr
viel und umfangreich. Aber zu oberflächlich und nicht exakt und
spezifisch genug. Das ist aber in meinem Fach extrem wichtig.
Macht man das nicht, sucht man bei einem System dieser Komplexität
wochen- und monatelang nach Fehlern.

Das verstehe ich dann manchmal einfach nicht, in solchen Projekten
arbeiten fast ausschließlich erfahrene Profis. Und es sind immer
wieder die gleichen Schwierigkeiten – es knallt z.B. immer genau
an den Schnittstellen zwischen zwei Systemen.

Vielleicht erinnert sich jemand an Asterix und Obelix in Rom,
mit dem „Haus, das Verrückte macht“ und dem Passierschein A 38.
Aber nahezu 1:1 läuft das bei manchen meiner Projekte, das
aktuelle Projekt hat innerhalb von einem Jahr auch schon drei
Projektleiter „verschlissen“.

Und so hatte ich heute Telefonkonferenz um Telefonkonferenz,
wo die Leute immer wieder über Probleme gesprochen haben. Man
erklärt, beschreibt, ermahnt… aber in der Sache geht nix
voran. Ich würde dem Kunden ja gerne mehr helfen, nur wenn der
Kunde eben so in seiner eigenen Bürokratie versunken ist, dass
er eben keine technischen Ansprechpartner benennen kann. Tja,
dann kommt man eben nicht weiter… das ist echt interessant,
meine Kunden sind so groß und kostenoptimiert, die sind
praktisch echt handlungsunfähig.

Interessant daran, es gibt Kollegen, denen fällt genau dieser
Zusammenhang garnicht auf. Die sind da mit Begeisterung bei
der Sache und sehen überhaupt nicht, dass ihr Projekt gerade
überhaupt keinen Fortschritt macht. Die sind da richtig stolz
drauf, wenn sie möglichst viele Mails verschicken können und
in möglichst vielen Telefonkonferenzen sitzen.

Und so traute ich meinen Augen nicht, wie da Mail für Mail
reinpoppt und die Leute Telefonkonferenzen in Serie abhalten.
Ich sitze in meinem Büro, möchte eigentlich meine Themen
angehen und komme dann zu nix *grins*… Abends, nach 19 Uhr
hätte ich theoretisch auch noch mal was machen können, aber
da war dann auch bei mir die Luft raus. Da geht dann nix
mehr.

Deshalb stehe ich morgen mal früher auf und beginne im 6:30 Uhr
mit der Arbeit. Dann hab ich bis um 9 Uhr, dem Start der
nächsten Telefonkonferenz wenigstens ein paar Dinge abgeschlossen.

Flop