Zoff mit Mutti / myTagebuch-Adventskalender, Tür 19 3/4: Das Vorsätze-Stöckchen

Zoff mit Mutti / myTagebuch-Adventskalender, Tür 19 3/4: Das Vorsätze-Stöckchen

In gewisser Weise haben mich meine Gedanken der letzten Tage heute definitiv
eingeholt. Gestern habe ich ja mit den Vorsätzen für das Jahr 2016 begonnen.
Evtl. hab ich dieses Thema schon einige Male vorher erwähnt. Allerdings habe
ich einen Punkt bisher vermutlich noch nicht deutlich genug aufgeschrieben.
Die zentrale Frage wäre ja, warum mache ich mich überhaupt so einen großen
Kopf um das Thema Vorsätze? Im Prinzip könnte 2016 ja alles so weiterlaufen
wie 2015.
Richtig, in mir tobt aber schon sehr lange ein Konflikt für den es keine Lösung
geben kann. Naja, vielleicht ist das Wort „Konflikt“ etwas zu hart gewählt.
Letztlich könnte man diese Diskussion auch als Luxusproblem abtun. Aber es
geht wohl doch darum sich genau diese Frage immer wieder frisch zu stellen. Die
Antwort die man dann findet ist vermutlich jedes Jahr ähnlich, aber eben doch
immer wieder mal leicht unterschiedlich. Sonst wäre das Leben wohl etwas zu
langweilig.
Jo, ich rede um den heissen Brei rum, muss erst den Einstieg finden. Was ist den
nun die Frage. Im Prinzip geht es darum, dass der Tag eben nur 24 Stunden hat,
ich aber gerne soviele, oder besser zuviele, verschiedene Dinge tun möchte. Da
ist meine Beziehung mit Kerstin, mein Job, unser Haus, die Familie (Mutti, mein
Vater, eine Schwester, die Kinder einer Schwester, mein Bruder…), dann ist mir
meine Gesundheit wichtig und neuerdings etwas Sport. Eigene Firma hab ich auch
noch, macht ebenfalls viel Spass. Politik interessiert mich ebenfalls, gerade
mit Flüchtlingen würde ich gerne mehr machen. Und dann hätte ich noch eine
ziemlich lange Liste mit Technik-Träumen die ich ebenfalls gerne realisieren würde.
Angefangen von einer automatischen Bewässerungsanlage für die Zimmerpflanzen über
eine Photovoltaik-Notstrom-Anlage bis zur Dämmung der Rolladenkästen.
Die Frage ist nun, wo liegt der jeweils gefühlt besste Kompromiss für einen
gewissen Zeitraum. Nur damit ihr das richtig versteht, ich möchte meinen Alltag
nicht zu Tode optimieren. Es muss auch mal Tage und Wochenenden geben, wo ich
nix mache und einfach nur in den Tag hinein lebe. Darum das Wort Kompromiss,
mir ist vollkommen klar, dass ich nie und nimmer alle Dinge die ich gerne machen
würde auch machen kann. Also geht es darum Schwerpunkte zu setzen. Nicht
verzetteln, aber trotzdem eine gewisse Ausgewogenheit und Abwechslung. Weniger
ist mehr und Genuss und Spass sollen eben nicht zu kurz kommen.
Tja, heute Mittag ist dann meine gute Mutter quasi mit dem Bulldozer durch meine
aktuellen Gedanken gefahren. Es ging um die Planung zu Weihnachten. Schon seit
Wochen hatten wir angekündigt, das wir am liebsten in diesem Jahr bei Kerstins
Eltern feiern möchten. Problem ist, dazu muss es Kerstins Papa an diesem Tag
halbwegs gut gehen und wir dürfen ebenfalls keinen auch noch so leichten Infekt
haben. Ursprünglich war die Familientradition in den letzten Jahren, das wir
abwechselnd mal bei Kerstins Eltern feierten und mal bei meiner Schwester. Ah,
alles nicht sooo einfach. Meine Mutter kommt damit aktuell aber nun wohl gerade
nicht so richtig klar.
Ich habe heute drei Mal mit ihr telefoniert, drei Mal Tränen am anderen Ende der
Leitung. Weihnachten ist vermutlich nur die Spitze des Eisbergs, das Problem liegt
viel tiefer! Sie ist irgendwie total unglücklich. Sie hilft meiner Schwester fast
täglich mit den Kindern, reibt sich dabei aber total auf und ist mit den Nerven
total runter. Ich behaupte mal, sie hat den Übergang vom Arbeitsleben in den
Ruhestand noch nicht geschafft. Um das zu kaschieren hat sie sich in die 
Kinderbetreuung gestürzt und dabei nun voll die Nerven aufgebraucht. Ähnliches
Beispiel wäre die Beziehung zwischen meiner Mutter und der Mutter meines Schwagers.
Beide Omas helfen bei der Kinderbetreuung und wechseln sich da ab, im Sommer
haben sich die beiden aber wohl so heftig gezofft, dass sie seither nicht mehr
miteinander reden. Jo, so kann man das auch machen…
Ein paar Mal ist mir ja das Wort „Schwiegermonster“ schon rausgerutscht. Als
Hobby-Psychologe würde ich sagen, meine Mutter hat die Scheidung von meinem Vater
nie richtig verarbeitet und ist total unglücklich mit sich selbst. Mein persönliches
Problem daran, meine Mutter zieht alles was nicht direkt ihrer Meinung entspricht
ins negative. Da nenne ich noch zwei Beispiele. Nummer eins, wäre meine Selbstständigkeit,
das macht mich unheimlich Spass und die Firma läuft auch sehr gut. Natürlich
ärgere ich mich ab und an über Kunden. Und ja, es gibt auch Zeiten wo es stressig
ist. Aber solche Situationen haben Angestellte auch, vor Weihnachten sind viele
Leute beruflich am rotieren. Meine Mutter schneidet mir dann immer irgendwelche
Stellenanzeigen aus, die Beschreibung hat dann zwar meist irgendwas mit Computern
zu tun. Wäre für mich aber nicht wirklich interessant. Ich empfinde es als lästig,
immer genau zu der Zeit, wenn ich eh schon nicht sooo gute Nerven habe, diese Form
von Kritik zu erhalten. 
Beispiel zwei wäre der Sport, besser das Laufen. In den Augen meiner Mutter ist
das gefährlich was ich da mache. 15 Kilometer am Stück wäre schon zuviel und
überhaupt nicht gesund… 
Es ist einfach so, unglücklichen Menschen kann man es nicht recht machen. Ich habe
beim ersten Gespräch heute Mittag gleich rausgehört, dass ihr ein Treffen wichtig
wäre. Meine Antwort, ich muss mich mit Kerstin abstimmen und sehen wie bei uns
die Tage vor Weihnachten nun genau ablaufen. Dann hätten wir am Sonntag etwas
ausmachen können. Ergebnis: Tränen am anderen Ende. Nach einem längeren Spaziergang
habe ich sie dann gleich heute nochmal angerufen und ihr Montag, Dienstag oder
Mittwoch jeweils Abends für ein Treffen und gemeinsames Essen vorgeschlagen. Hin
und her, nein da kann sie nicht, weil sie am Tag auf die Kinder aufpassen muss
und Abends zu müde ist. Sie entschuldigt sich für unser erstes Gespräch, bricht
am Ende aber schon wieder in Tränen aus und macht mir neue Vorwürfe. Nachdem ich
mich mit meiner Schwester abgestimmt hatte, hab ich dann zum dritten Mal angerufen
und ihr angeboten gleich heute noch zu ihr zu kommen. Alleine, damit wir mal
ausführlicher miteinander sprechen können. Wollte sie auch nicht… joo dann…
Ich versteh es eben einfach nicht, jedes Jahr ein ähnliches Problem. Ich versuche
dem ja schon vorzubeugen und beginne meist schon im September den Leuten zu erklären:
der Monat Dezember ist nervlich sehr ansprussvoll und stressig. Wenn es was zu
klären gibt, sollten wir das vorher tun. Und es wäre nett wenn wir Weihnachten dann
möglichst ruhig angehen könnten. Aber nein, es gibt immer jemanden der diese
Fantasie vom perfekten Weihnachten versucht auszuleben und dann in Farce verwandelt.



myTagebuch-Adventskalender, Tür 19 3/4: Das Vorsätze-Stöckchen
So, genug über meine Mutti gelästert. Ich glaube ich muss die gute Fundsachen
„entlasten“ und dieses mal ein Stöckchen werfen. Da ich nicht weiss ob es noch
ein zweites Stöckchen für die Tür 19 gibt, hab ich ein „Special-Türchen“ 19 3/4
entwickelt. Und noch eine Änderung, ich gebe Euch das Stöckchen ohne meine
Antworten. Mich würden Eure Antworten dazu interessieren. Ich selbst werde meine
Gedanken dazu, wohl verteilt bis Ende des Jahres hier einstreuen…

1. Vorsätze fürs neue Jahr, oder hältst Du das für Blödsinn?
2. Wenn ja, welche Vorsätze machst Du Dir für 2016?

3. Schlechtes Gewissen, wenn es mit den Vorsätzen nicht so klappt?

4. Hattest Du 2015 Vorsätze?
5. Ist im abgelaufen Jahr ein „Thema“ bei Dir zu kurz gekommen?
6. Willst Du das im neuen Jahr ändern?
7. Hast Du schon eine ToDo-Liste für 2016?
8. Glaubst Du das Du alle Punkte von der Liste umsetzen kannst?
9. Ab wann wird aus Selbstoptimierung Selbstzerstörung?
10. Wo ist für Dich der gefühlt beste Punkt zwischen Leistungsgesellschaft
    und Glück durch ein „weniger ist mehr“?
(Hab über die Stöckchenfragen nicht lange nachgedacht, sondern versucht Gedanken
als Fragen zu formulieren. Keine Ahnung ob sich das so beantworten lässt…).

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