Tagebuchschreiben + Flüchtlinge + Leitkultur + Testvideo

Ohje, ich hab die volle Schreibblockade – zuviele Gedanken gleichzeitig im Kopf. Deshalb versuche ich nun einfach mehrere schwere Themen in einem Tagebucheintrag zu verwursteln. Geht vermutlich schief, aber egal, Hauptsache ich hab wieder etwas mehr gedankliche Luft.

Bei myTagebuch.de gabs ein paar, für mich, sehr spannende Einträge. Ich habe mir nach dem Lesen einige Gedanken über das Tagebuchschreiben gemacht. Warum und wie schreibt man und eben über was. Ich für meinen Teil versuche die Gedanken möglichst 1:1 in Worte zu fassen. Rechtschreibung, Grammatik sind gut und wichtig, stören mich da aber eher. Ich verfasse eben genau keine redaktionellen Artikel. Mir geht es um eine möglichst unverfälschte „Datensicherung“ meiner Gedanken. Was Jason Travis oder Hans-Peter Feldmann mit dem Inhalt von Handtaschen künstlerisch umsetzen, versuch ich zumindest im Ansatz mit den eigenen Gedanken, oder mal dem einen oder anderen Bild meiner Einkäufe.

Gefühlt spitzt sich die Flüchtlingskrise hier in der Gegend gerade zu. Es gibt einen konstanten Strom von Berichten wo Flüchtlinge Frauen sexuell belästigt haben. Da bedroht ein Flüchting Joggerinnen mit einem Messer, hier werden Mädchen im Schwimmbad begrapscht und auf YouTube gibts Videos wie sich Flüchtlinge in der U-Bahn übel daneben benehmen. Die andere Seite ist eine nun offenbar ziemlich flächendeckende und offen rassistische Ausgrenzung der Flüchtlinge. Spätestens seit Sylvester haben die Leute Angst und diese Angst wird sehr offen nach aussen gezeigt! Von Integration kann man da gerade nicht mehr sprechen, es spricht zwar noch niemand so aus, aber ich würde sagen es geht gerade eher darum schwerere Straftaten zu verhindern. Von den Lokalpolitikern möchte niemand brennende Flüchtlingsunterkünfte, is schlecht fürs Image und passt nicht zur propagierten Familien- und Kinderregion, da hört der Unterstützungwille dann aber „gefühlt“ auch schon auf. Hier im Ort wird gerade eine zweite Unterkunft für Flüchtlinge vorbereitet (ein ehemaliger Swingerclub *grins*). Seit Freitagnacht steht vor dem Haus ein grosses Schild mit der Aufschrift „Nein“. Ein Telefonat mit meiner Mutter hat meine Beobachtungen bestätigt, die Situation ist hier in allen Orten so. Flüchtlinge können nicht mehr zum Einkaufen oder auf den Fussballplatz gehen, ohne offen angefeindet zu werden. In einem der Nachbarorte gröllt Nachts der Mob ausländerfeindliche Sprüche vor der Flüchtlingsunterkunft und in einer nahegelegenen Kleinstadt versucht ein angetrunkener Typ mit dem Messer in die Unterkunft reinzukommen. Jo, und ebenfalls in der Region gab es letzte Nacht einen Brand in einer geplanten Unterkunft.

Die Politik hier steht da gerade wie paralysiert daneben. Es gibt zwar blöde Pseudodiskussionen über verschärfte Gesetze, aber wenig Pragmatismus. Im Prinzip bräuchte man deutlich mehr Sozialarbeiter, zum einen um den Flüchtlingen zu helfen, aber auch um uns und unsere Ängste zu betreuen. Den eigentlich hätten wir hier im Ort noch einiges an Wohnraumkapazität für Flüchtlinge. Da wäre z.B. ein großes leerstehendes Gebäude bei einem Altenpflegeheim. So müssten eigentlich schon mal ein paar Hundert Flüchtlinge weniger in Zelten oder Turnhallen ausharren. Es wäre eben eine Frage von Geld und professioneller Betreuung. Aus meiner Sicht aber deutlich besser, als aktuell Flüchtlinge z.B. in eine Stadt wie Berlin zu schicken. Einzig der politische und gesellschaftliche Wille fehlt da gerade komplett.

So nun versuche ich aber die Kurve zurück zu meinem Tagebuchschreiben-Gedanken zu erwischen. Morgen läuft unsere nächste Aktion mit den Flüchtlingen. Wir nehmen zwei mit auf den Rosenmontagsumzug in der nächsten Kleinstadt. Ich hoffe das Wetter macht uns da morgen keinen Strich durch die Rechnung. Gut unsere Faschingsbegeisterung hält sich sehr in Grenzen, Kostüme und Verkleidung sind nicht so unser Ding. Aber zumindest den kleinen Rosenmontagsumzug kucken wir dann doch seit ein paar Jahren an. Danach gibts immer ein paar Krapfen (Pfannkuchen, Berliner…) und das war es dann mit Fasching. Das wäre dann auch meine persönliche Integrationsstrategie für die Flüchtlinge. Also von meiner Seite aus keine „Spezialaktionen“ nur für die Flüchtlinge, sondern eher versuchen die Flüchtlinge ab und an einfach „mitschleppen“. Für eine komplette Patenschaft einzelner Flüchtlinge fehlt mir leider die Zeit und Erfahrung. Der Helferkreis hier im Ort macht da sehr viel, aber da ich beruflich viel unterwegs bin ist es für mich schon schwer den Kontakt mit diesen Helfern zu halten.

Um nun die Verbindung zwischen Tagebuch und Flüchtlingen endlich zu schaffen, mir geht es um die Darstellung und Dokumentation dessen was uns ausmacht und was uns oder mich bewegt. Und da kommen wir schon zu meinem letzten Schlagwort in diesem Eintrag – Leitkultur. Irgendwie lebt eben bei uns schon jeder in seiner eigenen Lebenswirklichkeit, da trifft rabis Weltenmodell genau den richtigen Punkt. Aber was ist dann die Leitkultur und „typisch deutsch“? Ich wohne in einer Gegend die so gesehen seit gerade mal 200 Jahren überhaupt zu Deutschland zählt. In Berlin gabs vor ein paar Jahren ja mal Streitigkeiten um „unsere“ Spätzle, tja, blöd wenn die Spätzle dann ursprünglich aus dem Kanton Graubünden zu uns kamen.

Essen und Esskultur sind eben ein noch relativ einfaches Thema im Bezug auf „die Leitkultur“. Die Flüchtlinge wollen beim nächsten Mal etwas typisch deutsches kochen. Jo, nur was ist das? Ich kann mich nicht daran erinnern, das wir in den letzten 10 Jahren mal einen Schweinebraten selber gekocht hätten. Ein Weisswurstfrühstück gibts im Jahr vielleicht ein oder zwei Mal, wäre das dann typisch für mich / uns? Aktuell wäre mein persönlicher Vorschlag für den nächsten Kochabend eine Kartoffelsuppe. Die gabs bei uns in letzter Zeit häufiger und trifft genau meine Stimmung. Noch ne Portion leckeren Feldsalat dazu und wir hätten den dokumentierten Alltag von mir / uns.

Um den Begriff Leitkultur für mich abzuschließen, würde ich meine Definition von Freiheit benutzen. Jeder kann hier tun und lassen was er will, solange er eben nicht die Freiheit von anderen dadurch einschränkt. Und genau diese Form von Freiheit ist für mich einer der Grundpfeiler unserer Gesellschaft.

Zum Abschluss hab ich noch ein Testvideo für Euch. Muss ja meinen eigenen Exhibitionismus pflegen und dazu würde ich Euch in diesem Jahr zu ein paar Aktionen mitnehmen. Das wäre dann Eure Perspektive:

Man erkennt vielleicht, dass ich noch etwas an meinem Laufstil arbeiten muss. Das war noch ein sehr entspannter Trainingslauf, evtl. wären die geplanten Videos noch „etwas“ verwackelter. Aber mal sehen, ich werde noch mehr üben und testen… so ganz bin ich mit dem Ergebnis bei YouTube nicht zufrieden.

Meine persönliche Flüchtlingsangst und Hilfe

Inzwischen sind gibt es wohl alleine in Köln fast 900 Strafanzeigen wegen Übergriffen in der Silvesternacht. Da sind dann die Fälle in den anderen Städten noch garnicht mit dabei. Angst vor Kontrollverlust ist ein weiterer Schwachpunkt von mir, da trifft so ein „Ding“ leider
genau ins Schwarze. Diese Melange aus Fassungslosigkeit, Angst und Wut führt bei mir schon zu einigen Aggression und Nervosität. Gut, grosses Vertrauen in unseren Staat hatte ich noch nie. Aber ich sehe eben auch diese Asymmetrie, ich war im Juni auf einer Anti-G7-Demo. Soviel Polizei wie da, hab ich in meinem ganzen Leben vorher noch nicht gesehen! Ich war davor bei Stuttgart-21, Berlin, oder im Schanzenviertel von Hamburg wenns knallt. Und der gleiche Staat ist dann mit einer Silvesternacht überfordert? Aber der Polizei will ich keinen Vorwurf machen, inzwischen tun mir die Beamten Leid, ich glaube die schieben
inzwischen alle Berge von Überstunden vor sich her (G7, Flüchtlinge, Wohnungseinbrüche, Terrorwarnungen…).

Was mir ebenfalls Angst macht, sind die Orte an denen die Übergriffe stattgefunden haben. In den letzten zwei Jahren habe ich mich an all diesen Orten aufgehalten. Vor einigen Jahren war genau dort unser myTagebuch-Treffen in Köln. Bei meinem letzten Kölnbesuch hatte ich ein Hotel direkt am Hauptbahnhof. Der Schlossplatz in Stuttgart ->
check. Tja, Hamburg, am Vormittag war ich ja noch in St. Pauli und keine 24 Stunden davor, sogar genau an der Stelle in der Straße. Das hätten eben schon auch ich und „wir“ sein können.

Und wohlgemerkt, ich bin ja nun der Paranoiker / Kontrollfreak der schon nach den Anschlägen von Paris immer seinen fertig gepackten Fluchtrucksack in der Nähe hat. Das Thema treibt mich nun also schon seit Wochen um. Bezüglich Online-Nachrichten-Seiten halte ich mich weiterhin zurück. Fernsehen gibts bei uns schon lange nicht mehr. Aber trotzdem versuche ich natürlich weiterhin „informiert“ zu bleiben. Nur für mich ist das eben gerade keine Situation wo ich still sitzen kann und mir dann irgendwelche blöden Talkshows im Fernsehen ankucke. Nein, das ist definitiv eine Gesamtsituation in der ich einen eigenen persönlichen Aktionplan brauche.

Klar bin ich wütend, klar hab ich Angst und jo, ein paar „Vorurteile“ hab ich bestimmt. Gleichzeitig bin ich aber eher der klassische Planer und Stratege. Der Typ „Baseball-Schläger“ bin ich dann eben auch nicht. Ich hab nun mehrmals versucht, die Situation rational und logisch zu
betrachten und bin immer wieder bei der gleichen Idee gelandet. Mehr ist mir ehrlich gesagt bisher nicht eingefallen — ich bin sehr ratlos, das gibt es nicht oft.

Gut, die Ideen hatte ich nach den Anschlägen von Paris hier schon erwähnt. Und spätestens nach dieser nochmaligen Eskalation ist es eben nun dringend. Darum hatten wir ja letzte Woche ein Treffen mit einer Frau, die hier im Ort die Flüchtlingshilfe organisiert. Die fang meine Idee prima, deshalb machen wir da diesen Freitag Nägel mit Köpfen. Wir haben zwei Flüchtlinge zu uns zum gemeinsamen Kochen eingeladen. Wir sind beide schon sehr gespannt auf dieses Treffen. Wenn alles klappt, machen wir zusammen eine Gemüsepizza. Mir ist auch wichtig, dass wir dieses Treffen ganz bewusst bei uns daheim machen. Diese Leute leben da gerade in ihrem eigenen Mikrokosmos. So gibt es wenigstens eine kleine Chance zu sehen, wie wir leben und was für uns wichtig ist.

Mir ist natürlich klar, dass so ne Aktion nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist. Aber ich bin eben auch nicht Mutter Teresa von Deutschland. Sozialthemen gehören normalerweise nicht zu meinen Interessenschwerpunkten,
sonst hätte ich vermutlich Sozialpädagogik studiert. Gerade sehe ich nun, die Profis sind überfordert, dann muss eben der IT-Berater selber ran.

So schlecht qualifiziert bin ich dann vielleicht garnicht. Zumindest weiss ich wie es ist „Ausländer“ zu sein. Und beim Inder lasse ich mir, via WhatsApp, von meinem Kollegen aus Hyderabad Tipps geben…

P.S. falls hier jemand gedanklich über das Wort Gutmensch stolpern sollte. Das wäre dann eher eine Verwechslung von Dirty Harry mit Mutter Teresa.

Frühling und Winter *** Zuviele Gedanken im Kopf – Polizei/Justiz und Sexismus/Feminismus

Wetter ist ja eigentlich ein total langweiliges Thema, aber wenn ich gerade sehe wie das Wetter in Berlin heute ist. Also bei mir konnte sich „das Wetter“ heute nicht richtig auf eine Richtung festlegen, zuerst Schnee und am Nachmittag hab ich bei strahlendem Sonnenschein das Bild hier gemacht:

Achja, ich glaube ich sollte wirklich keine Nachrichten mehr lesen, zumal meine Auswahl an Nachrichten-Quellen eh schon stark auf immer die gleichen Themen ausgerichtet ist. Heute Abend möchte ich mit Freundin einen gemütlichen, romantischen Pärchenabend genießen, da brauch ich einen freien Kopf, deshalb „knall“ ich meine Gedanken einfach mal in mein Tagebuch. Sind eigentlich zuviele Themen, zuviel und zu durcheinander, sollte man bei den Themen eigentlich nicht machen, aber egal… muß mich beeilen sonst wird es zu spät für den Pärchenabend…

Polizei / Justiz
Heute gelesen, die Staatsanwaltschaft lässt bei einer Tageszeitung Nutzerdaten aus dem Online-Forum per Gerichtsbeschluss beschlagnahmen. Ging um eine Beleidigung, jetzt hinterher gibts ein Gerichtsurteil das diese Beschlagnahmung rechtswidrig war. Was mir dabei nicht aus dem Kopf geht: Ist ja ein gutes Urteil, aber welche Konsequenzen hat es den nun? Was ändert sich? NIX! Geht mir schon eine ganze Weile so, zuerst die Leibesvisitation der Schulklasse in München wegen eines 5 Euroscheins. Dann der Polizeichef von Rosenheim, dann wieder München. Mollath noch obendrauf… Das Schlimme bei mir, ich vergesse solche Nachrichten nicht so schnell, dadurch ergeben sich dann ganz tolle Gedankenketten in die man sich selbst super reinsteigern kann.

Ende vom Lied – ich habe Angst vor der Polizei. Ich, der unauffällige, langweilige Typ mit dem Reiheneckhaus, der Panik bekommt wenn das Finazamt eine Mahnung über 4,75 EUR wegen nicht bezahlter Umsatzsteuer schickt (Ich hab für die Umsatzsteuer eigentlich eine Einzugsermächtigung ausgestellt, aber nicht für Umsatzsteuernachzahlungen aus den Vorjahren *grins*). Aber genau Leute wie ich sollten eigentlich überhaupt keine Angst vor der Polizei haben…

Sexismus / Feminismus
Das ist wohl mein Thema des Jahres, ohje, komme ich irgendwie nicht ganz weg von. Keine Ahnung. Zuerst dieser neue Gruppenvergewaltigungs-Fall in Indien. Ich hab ja viel mit Indern zu tun, ich mag die Leute dort und die Kultur. Irgendwie treffen mich solche Nachrichten aber auch ein bischen persönlich. Was läuft den da bei „uns Männern“ schief? Ist das einfach die „normale“ männliche Natur. Wenn es keine Gesetze und Regeln gäbe, tja, dann würden wir wie die gestörten einfach über alles herfallen was uns gerade in den Weg kommt. So möchte ich nicht sein und so bin ich auch nicht, aber so richtig in Ruhe lässt mich der Gedanken dann doch irgendwie nicht. Verallgemeinerungen mag ich eigentlich nicht, aber ich glaube „wir Männer“ müssten uns mal mehr mit Sexualität beschäftigen. Man hört ja oft den Spruch, Männern würden nur an Sex denken. Mag sein, aber wirklich mit dem Thema und sich selbst haben sich wohl dann doch nur wenige Männer auseinandergesetzt.

Dann die aktuellste Sexismus-Debatte in der IT-Branche: Eine Konferenzteilnehmerin hört eine Unterhaltung von zwei Männern mit einem vermeintlich anzüglichen Witz. Sie fühlt sich dadurch belästigt, macht ein Foto und veröffentlicht es auf Twitter. Der Witz war nicht direkt gegen die Frau gerichtet, es ging um Dongles und das Forken von Code Repositories. Aber die Konsequenz daraus: 1. Der Teilnehmer der den Witz gemacht hat verliert seinen Job, 2. Die Firma bei der die Konferenzteilnehmerin angestellt ist geht in einem Proteststurm unter. 3. Die Teilnehmerin die sich belästigt fühlte verliert ihren Job…

Einstiegspunkt zur Geschichte:
http://blog.fefe.de/?ts=afb76b8d
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Sexismus-Debatte-nach-Witzen-auf-der-PyCon-1827228.html

Das ist so der Punkt wo ich mir dann denke: „Seit Ihr eigentlich alle noch ganz dicht???“. Bei meinem letzten Tagebucheintrag zu dem Thema kam ich mit Ginger zu dem Schluß das es bei dem Thema vorallem um eine Frage der Wahrnehmnung geht. Besonders interessant sind in dem Fall die Kommentare…

Diese gesamte Sexismus-Feminismus-Debatte ist irgendwie ein großes Kommunikationsproblem. Ich geh mal nur von mir selbst aus, da würde ich von mir behaupten das ich im Umgang mit Frauen wohl eher unsicher und sehr zurückhaltend bin. Wenn ich andere Männer da so beobachte würde ich draus schließen, denen geht es da genauso. Der Versuch Unsicherheit durch Witze und blöde Bemerkungen zu überdecken ist schon mal eines der Probleme dabei. Meine Wahrnehmung von Feminismus ist diese starke offensive Form. Gut, Problem ist benannt, aber wie verhält man sich den nun richtig? Da gibt es glaube ich viel Bereitschaft von männlicher Seite, aber wenig Antworten. Das ist vermutlich auch nicht die Aufgabe der Frauen darauf Antworten zu geben, das müssten vermutlich wir Männern selbst rausfinden.

Nur so emotional wie die Debatte da in manchen Bereichen gerade geführt wird, verstärkt sich Unsicherheit genau bei den falschen Leuten noch viel mehr. Wenn man so manche Kommentare, auf den betreffenden Seiten, liest hängt den Leuten das Thema schon etwas zum Hals raus ;-), mich interessiert es nach wie vor…

Meine „Werte“ für heute:
Übersteuerung: 2
Hypoaktivität: 3
Porno: 1
Libido: 2
Nervosität: 1
Schritte: 4051

X-8 *** 10. SSW *** „Werden wir uns jemals wirklich sicher fühlen können?“ *** Weltuntergang

ohje, schon wieder viel zu viel im Kopf, dann wirds eben ein längerer etwas bunt gemischter Eintrag…

Hab heute Abend mit meiner Mutter telefoniert. Eigentlich wollten wir das Weihnachtsessen durchsprechen – wer besorgt was und was gibts zur Vor- und Nachspeise. Nach dem Telefonat war mir das Weihnachtessen ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr wichtig. Hatte ja schon geschrieben das meine Schwester wieder schwanger ist, ist der zweite Versuch dieses Jahr. Läuft allerdings nicht sooo glatt, ist schon seit mehreren Wochen krankgeschrieben. Hat
ziemliche Kreislaufprobleme. Meine Mutter hat mir heute erzählt das bei der Untersuchung letzte Woche keine Herztöne zu hören waren. Ob das in der 9. Woche normal ist, weiss ich nicht. Morgen ist die nächste Untersuchung. Meine Schwester macht am Telefon einen guten Eindruck, hab nicht über das Thema mit ihr gesprochen. Aber mir gehen tausend Dinge durch den Kopf… ich find das irgendwie „brutal“.

Ich frag mich eben, warum muss Leben entstehen lassen mit soviel Brutalität verbunden sein? Zuerst muss man den passenden Partner finden, nicht einfach und oft mit viel Enttäuschung verbunden. Hat man dann nen Partner klappt es nicht mehr, oder die Leute die keine Kinder wollen bekommen welche. Tja und selbst wenn es klappt kommt gleich die nächste noch dramatischere Ebene… ich empfinde es gerade als absolut brutal. Liegt aber vielleicht an einer falschen Einstellung zum Leben. Leben ist eben kein 4-Sterne-Pauschalurlaub wo man für alles was nicht optimal läuft den Reisepreis mindern kann. Und Kinder sind eben in dem
Sinn dann auch kein Ding das man quasi so jetzt und sofort im Supermarkt „mitnimmt“ wenn es einem eben gerade gut passt.

Die kleine Ayleen in ihrem Weihnachtsstrampler ist da ein echter Lichtblick und zaubert mir dann eben doch schon wieder ein Lächeln ins Gesicht. Wenn es klappt ist es dann doch den ganzen Scheiss davor wert! Einfach herrlich!

Die Frage „Werden wir uns jemals wirklich sicher fühlen können?“ hab ich aus dem Tagebuch von Becky geklaut. Die Frage stell ich mir ständig und hängt vermutlich sehr von der persönlichen Sichtweise ab. Das Thema Sicherheit ist bei mir ja quasi ständig da nur eben bei bestimmten
Ereignissen noch viel deutlicher. Dienstag wurde mein eigener Kontroll- und Sicherheitswahn da gleich auf die nächste Probe gestellt. Die Nacht von Montag auf Dienstag haben wir ja gut bewacht mit zwei Polizeiwagen direkt vor dem Hotel verbracht. Als ich dann aber beim Kunden
war, wurde Freundin in der U-Bahn von einem Betrunkenen angepöbelt.

Das absolute Trigger-Ding für mich. Als sie mir das dann am Abend erzählt hat, hätte es mich wirklich fast umgehauen. Bei sowas gehen meine Gedanken ab wie ne Rakete. Mir ist dabei völlig bewusst das ich da total überreagiere. Aber meine ersten Gedanken sind eben dann doch irgendwie typisch amerikanisch und typisch Saubermann. Aber auch meine Kommunikation mit Freundin ist da durchaus problematisch. Einige meiner ersten Fragen hatten eben doch einen
etwas vorwurfsvollen, schuldzuweisenden Ton. „Warum hast Du nicht die Polizei gerufen?“, „Warum hast Du nicht den Zugführer per Ruftaste verständigt?“. Was unsere Kommunikation angeht haben wir da in den letzten Monaten einiges dazu gelernt. D.h. wir haben da eben dann schon auch drüber gesprochen wie wir über sowas sprechen und das meine etwas vorwurfsvollen Fragen ziemlich bescheuert sind. Bin auch nicht mehr sooo in Rotation gekommen wie es mir vor
einiger Zeit wohl noch passiert wäre.

Das mit der Sicherheit und wie sicher man sich fühlt ist echt so eine Sache. Mir ist schon klar das subjektives Sicherheitsempfinden stark von den eigentlichen realen Gefahren abweicht. Wenn man es nüchtern betrachtet war unsere Autobahnfahrt oder das nächste Fastfood-Essen wohl viel gefährlicher als ich es „gefühlt wahrnehme“. Ich kann eben auf der einen Seite diese amerikanische Sichtweise verstehen, quasi jeder „gute“ Mensch braucht eine Waffe damit er unsere Freiheit jederzeit selbst verteidigen kann. Auf der anderen Seite ist mir vollkommen klar das
diese „jeder braucht ne Waffe“-Denkweise zwangsläufig immer in einer Katastrophe enden muss.

Ja, langsam rückt der Weltuntergang ja immer näher. Erstes Zeichen: gestern Abend gabs hier im lokalen Supermarkt keine „ofenfrische“ Tiefkühlpizza – war alles ausverkauft. Hab dann gleich nach dem Wodka-Bestand gekuckt, war noch einiges da, also etwas Zeit bleibt uns noch. Wir haben
heute wie geplant schon mal unsere Vorräte an Rotwein, Olivenöl, italienische Käse und Schokolade aufgefüllt. Und falls die Welt nun tatsächlich untergehen sollte haben wir mit einer Flasche Bowmore Darkest genau den richtigen Whisky im Haus.

So und morgen hab ich Abends dann beruflich gleich noch den passenden Einklang für den Weltuntergang. Habe mich für den Vortrag “When Disaster Strikes: Real Life Lessons From the Front Lines.” angemeldet. Aus dem Inhalt:
„Find out how real organizations faced a once-in-a-lifetime disaster and got their operations back up and running when everything was in chaos around them. Learn the lessons they had to learn firsthand.

Find out what to do when you face this:
– Your office is flooded.
– The power goes out and your backup generators are running out of fuel.
– Your primary and secondary data centers fail.“

Meine „Werte“ für heute ->
Übersteuerung: 3
Hypoaktivität: 3
Porno: 1
Sex: 1
Nervosität: 3

Embarass zu nachdenklich