Mein Arbeitsalltag und Burnouts in der IT-Branche

Mein Arbeitsalltag und Burnouts in der IT-Branche

Normalität und Alltägliches

Hin und wieder frag ich mich ja, warum ich mich hier bei myTagebuch.de angemeldet habe
und warum ich überhaupt so gerne die Tagebücher von anderen Menschen lese. Tagebücher
von anderen lesen hat ja schon ein bischen was „Spanner“-mäßiges. Und Tagebuchschreiben
vielleicht ein bischen was exhibitionistisches? Als ich heute den Eintrag von Becky über
„Dan“ las, ist mir vermutlich eine Antwort dazu eingefallen! Mein eigenes Leben läuft
quasi in einer vorgefilterten Umgebung ab. D.h. wenn ich jemanden kennenlerne dann ist
dieser Mensch mit hoher Wahrscheinlichkeit männlich, über 25 Jahre alt, hat ein technisches
Fach studiert und arbeitet in der IT-Branche. In dieser Lebenswirklichkeit gibts keine Kinder,
keine Jugendlichen oder Menschen die von Hartz IV leben müssen.

Irgendwann stellt man dann eben fest das genau diese Lebenswirklichkeit schon verdammt eng
und vielleicht auch ein bischen spießig ist. Wenn man dann das Tagebuch von anderen Leute
ließt ist das für mich interessant und beruhigend zugleich. Einträge wie die Reisevorbereitungen
von Becky, rabis Geschichte mit der Zitronenlimonade oder die Arbeitsplatz-Beschreibung von
Wild Flower. Genau solche Einträge finde ich besonders spannend auch wenn ich dazu keinen
Kommentar schreibe. Gibt mir etwas „Erdung“ und Inspiration zugleich…

Mein Arbeitsalltag heute

Und damit ihr seht was ich heute so gemacht habe, mein Arbeitstag von heute in kurzen Sätzen:


06:00
– mein Wecker (aka Handy) klingelt das erste Mal, ich habe Probleme mit dem Aufstehen,
wenn ich zu schnell aufstehe wird mir schwarz vor den Augen, also schön langsam… deshalb
klingelt mein Wecker im 30 Minuten Abstand *grins*

07:00 – Telefonat mit Freundin, normalerwiese machen wir eine Skype-Sitzung mit Video, nur
leider hat Freundin gerade kein „schnelles“ Internet…

07:15 – ups, ohne Worte, muss aber auch mal sein… *lach*

07:30
– Bad, also für rasieren, duschen und anziehen brauch ich tatsächlich ca. 30 Minuten

08:00
– Frühstück im Hotel (eine Tasse Kaffee, ein Glas Orangensaft, zwei Mini-Croissant mit
Butter und Himbeer-Marmelade, ein Bagel mit Käse)

08:30
– Status-Check meiner Firma im Hotelzimmer (eMails, etc…)

09:00
– Checkout aus dem Hotel und dann zu Fuss am Neckar entlang zum Kunden (wie letzten Mittwoch)

09:30
– Ankunft beim Kunden

10:00
– kurze Besprechung zur Tagesplanung und Start der Installation Teil 2

12:45 – Mittagspause, Essen ist für mich kostenlos *freu*, meine Wahl sind die Nudeln mit
Gemüse und Pesto / es hätte noch gegeben: Curry-Wurst mit Pommes hatte ich schon am Montag
und Back-Camembert war mir viel zu „wuchtig“

14:00 – die Installation zieht sich etwas, der Kunde möchte noch dieses und jenes haben,
ist ok… läuft immer so…

18:00 – Vorteil von Vor-Ort-Einsätzen, irgendwann will der Kunde Feierabend machen *grins*

18:30 – wieder am Hotel, meinen Koffer abholen

19:00 – am Park&Ride-Parkplatz und weiter gehts mit dem Auto

20:15 – Abendessen an der Tanke, RedBull + Käse-Brötchen + Brezel

21:00
– endlich wieder zuhause!!! Allerdings als Strohwitwer :-(, Freundin ist immer noch
beim Dogsitting

21:05 – Telefonat mit Freundin (sie hat ein paar kleinere Probleme, müssen wir am Wochenende
drüber sprechen, kann ich ihr im Moment nicht helfen)

21:30 – zum ankommen gibts zwei gemütliche Gläser Rotwein (insgesamt 250 ml) auf meiner Terrasse


Burnouts in der IT-Branche

rabi hatte in seinem Eintrag den Frontal 21 Bericht von gestern erwähnt, ich kucke ja kein TV
aber Dank YouTube binde ich den Beitrag doch einfach mal hier ein:

       

Interessanter Beitrag! Die dort geschilderte Firmenkultur in manchen Unternehmen war mit ein Grund
warum ich mich selbstständig gemacht habe *grins*. Damit mein Eintrag nicht zu lange wird nur ein paar kurze Sätze dazu…

Das interessante ist, dass diese Bewertungssysteme aus angeblichen „wirtschaftlichen“ Gründen eingeführt werden. Meine Theorie, genau durch diese Bewertungssysteme und den überzogenen Leistungsdruck werden Unternehmen erst unwirtschaftlich gemacht. In dem Fernsehbeitrag ging es ja gerade um Verkäufer in der IT-Branche, die sind tatsächlich besonders stark von dem Problem betroffen. Und genau dort bekomme ich sehr eindeutige Signale von meinen Kunden das z.B. Softwarehersteller X (ebenfalls typisch amerikanisch geführt) inzwischen „zu doof“ zum Verkaufen ist!!! Ich bin ja Techniker und uns Techniker sagt man ja nach, das wir nix verkaufen können, so gesehen will das echt was heissen. Zwei Beispiele die ich so in den letzten Wochen erlebt habe:

Meine Kundin Frau A. möchte bei Hersteller X Schulungen für 5 Mitarbeiter einkaufen – Kostenpunkt ca. 50.000 EUR. Hersteller X bietet zwar eine Web-Anwendung über die man Schulungen kaufen kann, das nützt Frau A. aber nix, weil die braucht erstmal ein Angebot für ihren Vorgesetzten, das muss genehmigt werden und dann wird über den Einkauf bestellt. Eine Beschaffung läuft bei den meisten Unternehmen so oder ähnlich ab, Hersteller X sollte das eigentlich wissen, den die Software die er verkauft richtet sich eigentlich nur an Großunternehmen. Damit das mit der Bestellung dieses Jahr noch was wird, habe ich für Frau A. bei Hersteller X einen Ansprechpartner für dieses Thema gesucht. Als Frau A. dann via Mail ein Angebot anfordern möchte erhält sie vom Mail-Server bei Hersteller X eine Fehlermeldung
das die Mail-Adresse ungültig ist – der Ansprechpartner hatte in der Zwischenzeit das Unternehmen verlassen. Klar wechseln ständig Mitarbeiter das Unternehmen, aber wenn ich im Verkauf arbeite stelle ich mich doch meinen Kunden vor wenn sich da die Ansprechpartner ändern!!! Neudeutsch heisst das ja CRM – Customer-Relationship-Management, Hersteller X bietet sogar genau dafür eine eigene Software an… hihihi, wie blöd ist DAS den bitte???

Zweiter Kunde, diese Woche (Montag, Dienstag). Auch hier ging es um ein Angebot für eine geplante Beschaffung – Kostenpunkt ca. 150.000 EUR. Keine grosse Sache, aber Hersteller X schickt ein 0815-Angebot und geht überhaupt nicht auf die Bedürfnisse des Kunden ein. Der Preis war voll ok, und der Kunde hat überhaupt nicht überlegt ob er kauft oder nicht, es war eigentlich schon ne beschlossene Sache. Aber bei dem Angebot fühlte sich der Kunde einfach nur verarscht! So ein Angebot wickelt man nicht einfach per Mail ab, da braucht man schon einen persönlichen Kontakt zwischen Verkäufer
und Kunde. Da muss man erklären und es dauert halt seine Zeit bis der Kunde dann eine Entscheidung trifft. Aber genau das will Hersteller X nicht einsehen. 30-Minuten persönliches Gespräch und dieser Auftrag wäre gemacht gewesen… aber so…

Naja, egal, zeigt mir zumindest das ich mit meiner Firma den richtigen Weg nehmen. Ich nehme nur soviele Aufträge an wie ich auch bequem bearbeiten kann. „Heizer Projekte“ über die ich ja schon mal geschrieben habe, vermeide ich…

Meine „Werte“ für heute ->
Übersteuerung: 1
Hypoaktivität: 1
Porno: 1
Sex: 1

Betrunken zuhause