Alltagsrituale und das Außergewöhnliche

Alltagsrituale und das Außergewöhnliche

Die Tagebücher von anderen Menschen zu lesen ist irgendwie schon sehr interessant.
Gerade wenn man dann sieht das sich viele um die gleichen Fragen und Gedanken drehen,
die man sich selbst auch immer wieder stellt. Auf der anderen Seite hab ich manchmal
so den Eindruck das es unheimlich schwer ist die eigene Wahrnehmung der Realität
richtig zu beschreiben. Die meisten Leser interpretieren so einen Eintrag immer so,
daß es zur Wahrnehmung und den Erfahrungen des Lesers passt. Klar, geht mir beim
Lesen der anderen Tagebücher ja genauso. Nur so hab ich das ja überhaupt nicht
empfunden…

Ich mach mal ein Beispiel. Rabi meinte mal in einem Kommentar das ich wegen dieser
vielen Hotelaufenthalte soviel Außergewöhnliches erlebe, daß ich mich schon garnicht
mehr an einzelne Ereingnisse erinnern kann. In meiner Wahrnehmung erlebe ich aber
eigentlich nicht wirklich viel Außergewöhnliches. Der Tag heute ist ein gutes
Beispiel dafür!

Klar ich hab im Hotel übernachtet, war heute beim Kunden und nicht in meinem Büro an
meinem eigenen Arbeitsplatz. Aber das alleine ist noch nichts Außergewöhnliches. Ich
gehe mal davon aus, daß jeder der meinen Job machen würde das nach 3 Wochen Einarbeitung
genauso sehen würde. Es ist eigentlich eher so, daß mein Tag voll mit Alltagsritualen
und Gewohnheiten ist. Jeder Tag ist schon irgendwie anders, zumindest wenn man nur
Zeiten und Orte betrachtet. Kunde A geht um 11:30 zum Mittagessen, Kunde B erst um 13:00
Uhr. Aber meine gelebten Rituale bleiben gleich.

So wie ich meinen Koffer packe – immer gleich. Oder wenn ich in einem Hotelzimmer „ankomme“,
ich gehe fest immer zuerst ins Bad und wasche mir das Gesicht. Beim Frühstück bin ich
meist genauso ein „Gewohnheitstier“. Die Anmeldung beim Kunden, ebenfalls fast immer gleich.
Vielleicht fühle ich mich ja deshalb manchmal von den eigenen „gedanklichen Mauern“ eingeengt.
Zuviel Außergewöhnliches brauche ich auch überhaupt nicht. Zuviel Action ist nicht mein Ding.
Ich bin eher der Typ der mit einem Glas Wein auf der Terrasse sitzt und die Ruhe genießt.

Der Kunde von heute wollte unbedingt das ich dort ein eigenes Mail-Postfach bekomme, deshalb
durfte ich heute als erstes 160 Mails „bearbeiten“ – oder sagen wir besser ich hab die Mails
überflogen und den größten Teil davon einfach so gelöscht. Danach hab ich 2 Stunden lang
Programmcode gelesen, es ging darum ob sich ein bestimmter Fehler mit der Fehlerbehandlung
des Programms erklären lässt. Ich hab keine Erklärung gefunden 😉 Danach hab ich mich bei
einem doppelten Espresso mit dem Auftraggeber über meinen Workshop nächste Woche unterhalten.
Was ist den Teilnehmern wichtig, wo sollen Schwerpunkte gesetzt werden? Wollen die Teilnehmer
Übungen machen oder sich 2 Tage lang nur berieseln lassen? Bis 18 Uhr hab ich dann noch eine
kurze Untersuchung über den unterschiedlichen Speicherverbrauch von zwei Programmversionen
gemacht. Das wars, hört sich für einen Aussenstehenden vielleicht nach viel an. Gefühlt war
es aber ein ziemlich einfacher Tag, nix Schlimmes und wenig Stress.

Meine „Werte“ für heute ->
Übersteuerung: 1
Hypoaktivität: 3
Porno: 1
Sex: 2

Durcheinander