Baby-Führerschein oder Mausi heute bin ich hypoaktiv

Baby-Führerschein oder Mausi heute bin ich hypoaktiv

Heute war der Baby-Führerscheinkurs für Freundin und mich. Hatte da ja
schon ein paar Mal drüber geschrieben und von Euch ja schon einige
Kommentare bekommen. Ja, Freundin und ich haben doch irgendwie Angst
vor Kindern, wie hält man die richtig? Tut man ihnen weh? Wenn nicht
Angst, dann doch irgendwie Unsicherheit. Wie ich aus den Kommentaren
erfahren hab, geht es anderen hier ja ähnlich. Da sah ich das zunächst
mal als ersten Schritt diese Angst abzubauen. Für den zweiten Schritt
haben wir uns schon Oliver als Opfer ausgesucht *grins*. Wir lieben
beide Kinder, wenn man dann da so in einer Hebammenpraxis steht und die
Wand voller Babyfotos sieht, geht einem echt das Herz auf. Auf der anderen
Seite sind wir plötzlich beide total verkrampft.

Eines noch vorweg, damit Ihr den Eintrag vielleicht besser einschätzen könnt.
Ich bin der Meinung das keine schwangere Frau nun unbedingt einen Baby-
Führerschein machen muss. Ganz im Gegenteil und da hat mich der Tag heute
drin bestärkt. Für schwangere Frauen ist ein Baby-Führerschein unnötig. So
wie ich das bisher erlebt habe lässt die Betreuung für eine frisch gewordene
Mutter keine Wünsche offen. Die ersten Handgriffe bekommt man im Krankenhaus
gezeigt. In den ersten Wochen kommt die Hebamme dann ja noch alle zwei Tage
zum Hausbesuch. Hört sich für mich sehr optimal an, da sollten eigentlich
fast keine praktischen Probleme ungelöst bleiben.

Das wusste ich so ein etwa auch schon vor dem Kurs. Dem entsprechend hatte ich
eigentlich erwartet, das die anderen Kursteilnehmer ähnliche „Angst-Probleme“
wie wir haben. Also vorallem werdende Väter oder nahe Verwandte die irgendwie
die Babybetreuung mit übernehmen sollen. Das Bild auf der Homepage der Hebammenpraxis
zu diesem Kurs hatte das auch in etwa so erwarten lassen. Zu unserem Kurs waren
laut Internet 7 Leute angemeldet. Hihihi, tatsächlich anwesend waren dann abwechselnd
jeweils eine Hebamme, Freundin, ich und noch eine weitere schwangere Frau. Also
ich fand den Kurs super, und dadurch das wir nur drei Teilnehmer waren, blieb wirklich
viel Zeit für Fragen.

Ein paar Eindrücke zur weiteren – schwangeren – Teilnehmerin. Hat mich sehr an
mich selbst erinnert (Warum erinnern mich eigentlich immer und überall ander Leute an
mich selbst?). Die Frau ist 38 Jahre alt, 30. Woche, hatte eine Fehlgeburt, ihr erstes
Kind. Typ „überbesorgt“, ich kann sie total verstehen, genau DAS erinnert an mich selbst!
Dachte mir ständig, hihihi, die Rotationsdrehzahl im Hirn kennst Du irgendwo her. Die
Frau erzählt von ihren Vorsorgeuntersuchungen und ich merke wie mein eigener Sicherheits-
und Kontrollwahn mich selber in Rotation bringt. Die Hebamme erzählt von der unterschiedlichen
Sichtweise von Ärzten und Hebammen, was das Thema Schwangerschaft angeht. Die Schwangere
zitiert dazu die Punkte aus dem Mutterpass, warum sie als Risikoschwangere gilt. Mein
Eindruck, die ganzen Vorsorgeuntersuchungen bringen die Frau noch viel mehr in Rotation.
Die erste Stunde Baby-Führerschein erinnert mich etwas an meine Vorstellungen von einer
Gruppentherapie, es geht um Angst, Unsicherheit, Nerven und Meinungen. Aber nicht um Kinder
oder Baby! Die Hebamme hat sich vermutlich gedacht, ohje, gibts auch noch „normale“ Leute
die sich fürs Kinderkriegen interessieren?…

Am Vormittag gings um die Theorie – die Erstausstattung fürs Baby. Wir sprechen in epischer
Länge über den passenden Ort für den Wickeltisch – Bad, Wohnzimmer oder Kinderzimmer. Die
Schwangere hat Panik, weil sie noch kein Kinderzimmer eingerichtet hat. Die Hebamme beruhigt
und erzählt auch das einige Frauen wohl „Angst“ vor dem ersten Besuch der Hebamme haben.
Ist alles sauber, passt alles, oder gibts gleich ne Meldung ans Jugendamt? Auf die Idee bin
ich jetzt noch überhaupt nicht gekommen. Ich stelle eher Fragen zu Schlafkeilen fürs Bettchen.
Interessant war das Thema Still-BHs! War für mich zunächst kein Thema, hatte ich schon ein
paar Mal gesehen. Stellt sich raus die Schwangere und Freundin sind da noch nicht so im Bild.
Die Hebamme zaubert zwei Still-BHs aus dem Schrank und erklärt. Mein Selbstvertrauen steigt
plötzlich enorm, hatte ich da jetzt wirklich den beiden Frauen ein bischen was voraus?…

Die Praxis am Wickeltisch kam dann am Nachmittag. Ähnlich wie bei der Ersten Hilfe gibts auch
für Babys einfache Handgriffe wie man die Kleinen eben am besten behandelt. Nur der Satz:
„Und so könnt ihr das Kind ganz einfach mit der linken Hand fixieren….“ hat irgendwie
Polizei-Assoziationen in mir geweckt. Dafür hat mich der Auspruch: „boah, so ein Angeber“ der
Schwangeren, super aufgebaut. Jeder sollte mal zeigen, wie er das Kind vom Wickeltisch
hochnehmen würde. Hinterher haben wir die „rollenden Bewegungen“ vom Profi gelernt. Wickeln
war dann zumindest bei der Puppe kein Problem. Danach dem Kind so einen Body anzuziehen sah
für mich dann fast komplizierter aus. Aber auch da gibts nen einfachen Trick, wären wir
wahrscheinlich nur nicht selbst drauf gekommen. War alles nicht so schwer wie ich dachte,
Aussage der Hebamme: „Die Kinder halten mehr aus als ihr denkt!“. Wichtig ist nur Kopf etwas
stützen und No-Go ist an den Beinen ziehen…

Dieser Tag hat uns gut getan, wir konnten einige Ängst abbauen, gerade für mich war die
„Zusammensetzung“ der Teilnehmer ideal. Immer gut wenn man merkt das andere genauso rotieren wie
man selbst! Was wir beide merken, uns fehlt wirklich noch die notwendige Gelassenheit! So eine
Überbesorgtheit würde weder Freundin, mir noch einem Kind gut tun. Das Thema „Kind“ geht uns
heute aber wohl beiden nicht mehr aus dem Kopf. Freundin meinte vorher zu mir „Mausi heute bin
ich mal hypoaktiv!“. Geht mir genauso, aber wir sind da beide noch nicht ganz so weit. Jeder
von uns denkt drüber nach, aber eben jeder für sich. Jeder hat so seine Phantasien im Kopf wie
er wohl ein Kind versorgen würde, aber was uns da noch fehlt ist der Team-Gedanke. Freundin sieht
sich das Kind alleine versorgen, wenn ich unterwegs beim Kunden bin. Und ich sehe mich nachts
das Kind versorgen, wenn Freundin nicht mehr kann. Genau an der Stelle sind wir noch nicht komplett
zusammen, da sind wir noch nicht Vater und Mutter…

Ging ja auch zunächst eigentlich nur um unsere Angst vor Kindern… Irgendwie waren meine eigenen
Fragen, so hinterher betrachtet, erschreckend konkret. Ich hab gefragt ob die Hebammen aus der Praxis
auch unseren Wohnort direkt betreuen. Dann hab ich noch gefragt wie lange den abgepumpte Muttermilch
„haltbar“ ist. War erstaunt das man die 5 Tage im Kühlschrank aufbewahren kann und „sie können die auch
einfrieren“. Autsch, aber trotzdem gut zu wissen *grins*

Meine „Werte“ für heute ->
Übersteuerung: 3
Hypoaktivität: 5
Porno: 1
Sex: 1

Dead