Alltags-Details und der Action-Samstag

Alltags-Details und der Action-Samstag

Manchmal hab ich das Gefühl meine Tagebucheinträge wären zu
oberflächlich, einfach weil ich beim Schreiben zuviele Details
vergesse oder weglasse. Manchmal machen ja gerade die Details
die Würze und Stimmung eines Moments aus. Auf der anderen Seite
hab ich natürlich nicht unendlich viel Zeit um hier zu Schreiben.
Und zu lange möchte ich meine Einträge dann auch nicht werden
lassen, nicht das noch jemand dabei einschläft *grins*.
Ein paar Details möchte ich daher mal hier noch nachtragen, weil
sie mir seit Tagen immer noch im Kopf rumschwirren:
Sexismus in der Kantine?
Neulich in der Kantine beim Kunden, wir gehen da immer sehr spät
essen und dann ist meist schon weniger los. Ich kucke also gerade
so an den einzelnen Stationen, was es so gibt. An der Wok-Station
ruft dann eine Frauenstimme: „Süsse scharfe Früchtchen…“. Ich
war noch so ein bischen auf die Schilder an den Stationen konzentriert
um zu kucken ob das Gericht vegetarisch oder mit Fleisch ist. 
War in dem Fall ohne, deshalb antwortete ich „Ohja, gerne…“.
Als Reaktion von der Frau kam dann quasi aus dem Off ein spassig
gesagtes: „Aber mich gibts da leider nicht dazu…“. Uff, Peng! *hui*,
ehm…
Mit „sowas“ kann man mich ja schon etwas verunsichern. Hab ich da
zu „ausgehungert“ gekuckt? Ehrlich gesagt hatte ich die Frau hinter
der Wok-Station überhaupt noch nicht wahrgenommen als sie das gesagt
hat, mein Blick war in dem Fall voll auf das leckere Essen in den
Woks gerichtet. Fand die kurze Unterhaltung irgendwie witzig, sie
ist mir dann aber auch nicht mehr wirklich aus dem Kopf gegangen.
Ich bin ja meist der voll verpeilt, verträumte Typ der tagsüber meist
in irgendwelchen Gedanken festhängt. Flirten ist da dann etwas schwierig,
weil ich es dann garnicht richtig mitbekomme, oder wie eine Trantüte
viel zu langsam reagiere, so war es auch in der Situation am Wok-Stand.
Ich war gedanklich noch halb bei der Arbeit und hatte hunger, da dann
schnell nen coole Antwort zu finden is bei mir nicht –> Langweiler. Die
kommt dann bei mir vielleicht so nach ein paar Tagen, wenn ich lange
genug drüber nachgedacht habe *lach*.
Aber drüber nachgedacht hab ich dann trotzdem – hinterher. Hätte „mann“
auf die Frage „Süsse scharfe Früchten…?“ auch antworten können „Oh,
lecker! gibts Sie da auch mit dazu?“, würde mir jetzt deutlich zu weit
gehen. Oder umgedreht, der gut gebaute Koch von der Nachbarstation, der
dann seine knackigen großen Grillwürste mit ähnlichem Spruch anbietet…
Ich fand den Spruch in der Situation witzig und für mich ok, aber es wäre
nun nicht „mein Spruch“ um für Stimmung zu sorgen.
Laufen und das Gedankenkarussell
Da hab ich ebenfalls noch eine interessante Erkenntnis dazugewonnen. Zunächst
ist es ja so das meine Gedanken sehr gerne mal anfangen zu rotieren und das
gerne auch mal ein bischen schneller. Wie alle Menschen bin natürlich auch
ich auf der Suche nach Ruhe und Ausgeglichenheit. Einige Dinge die einem da
so als „Massnahme“ in den Kopf kommen haben bei mir aber offenbar den 
gegenteiligen Effekt. Zum Beispiel einfach mal rausgehen und einen ausgedehnten
Spaziergang an der frischen Luft einlegen um Abstand zu gewinnen. Das ist
ne nette Sache, klappt bei mir aber nur bedingt. Ich merke zwar das die
Bewegung meinem Körper gut tut, aber Ruhe finde ich da keine. Ganz im Gegenteil,
da fangen die Gedanken gleich noch viel mehr an zu rotieren!
Von Freundin gibts ja laufend Beschwerden, daß ich viel zu schnell gehe bei
unseren Spaziergängen. Das stimmt wohl, die Geschwindigkeit meiner Gedanken
drückt sich dann wohl auch in der Geschwindigkeit aus in der ich gehe. Jetzt
beim Laufen / Joggen hab ich den Effekt gleich wieder beobachtet. Nun hab
ich aber einen Pulsmesser als Kontrolle. Die Kunst beim Laufen ist für mich
gerade nicht zu schnell zu werden. Das trifft sich natürlich gerade super
gut mit meinen Gedanken *grins*. Wenn die nämlich anfangen schneller zu werden,
merke ich auch wie ich deutlich schneller laufe und mein Puls hochgeht.
Und bei 170 fängt dann die Pulsuhr an zu piepsen, sehr interessante Übung
die mir gerade sehr viel weiterhilft. Das sich an der Stelle Dinge so
ineinanderfügen und bemerkbar machen hätte ich nicht gedacht, fühlt sich
super gut an…
Ruhe finden als Tabu-Thema…?
Über Tabus hatte ich es hier ja schon einige Male. Neulich kam mir der Gedanke,
ist es auch ein Tabu wenn man selbst Entspannungstechniken lernt und praktiziert?
Der Gedanke kam mir jetzt schon ein paar Mal, drum muss ich es mal aufschreiben.
Evtl. wieder ein Punkt aus der Kategorie: „Mann sein“. Klar als Mann geht man
Joggen und setzt sich vielleicht verwegene Ziele wie in einem Jahr nen 
Marathon zu laufen. Aber man macht doch keine Achtsamkeitsübungen und „lächerliche“
Dinge wie einen Bodyscan und versucht sich an einem Baum im Yoga. Echte Kerle
machen Triathlon und nicht autogenes Training. Jo, da fehlt es mir wohl noch
etwas an gedanklicher Emanzipation.
Hat vielleicht etwas mit Eingeständnis von Verletztbarkeit und eigenen Fehler
zu tun. Auf der anderen Seite merke ich in Prinzip bei meinen Kollegen das
eigentlich JEDER genau der gleichen Frage nachgeht  –> „ehm, wo gibts den
die Ruhe???“. JEDER macht irgendwie etwas, der eine hat plötzlich jeden
Donnerstag einen „Regeltermin“ mit seiner „Qigong“ Gruppe, der nächste geht
zum zweiwöchigen Zen-Workshop ins Kloster… interessant, nur so richtig
offen spricht da keiner drüber, erfährt man dann immer erst so etwas 
versteckt um die Ecke gesprochen.
Interessanter Gedanke… keine Ahnung…
Der Action-Samstag
Gestern hatten wir das volle Action-Programm *grins*. Der Vormittag lief
noch ganz ruhig bei einem Brunch an. Danach ging es dann aber gleich auf
die NSA / Prism-Demo in der nächsten Stadt. Interessante Frage ist immer
wieviele Leute sich zum demonstrieren motivieren lassen. Bei ACTA waren
es hier in der Stadt 2000, bei der Bestandsdatenauskunft im Frühjahr nur
50 und nun bei Prism 150. Politikwissenschaften und Journalismus, ebenfalls
Felder von denen ich gefühlt zu wenig Ahnung habe. Ich kann zum Beispiel
nicht verstehen warum Zeitungen seitenweise über die Prism-Reaktionen
der einzelnen Politiker schreiben, aber ein verwandtes Thema wie die
Bestandsdatenauskunft überhaupt nicht thematisiert wird. Genau die
gleichen Politiker die sich jetzt wahlkampftaktisch an Prism aufgeilen
haben vor nicht mal nem halben Jahr in Deutschland Gesetze mit hohem
„Missbrauchpotential“ beschlossen, interessiert in der Diskussion aber
niemanden. Deshalb is mir da die öffentliche Diskussion deutlich zu
oberflächlich, die Leute vergessen viel zu schnell, zu wenig Substanz,
alles nur Talk-Show Geblubbere – sehr schade.
Nach dem Demo ging es kurz zum „auffrischen“ nochmal heim und dann gleich
weiter auf ein mittelalterliches Stadtfest, tolle Stimmung und ich hab
ne Mega-Peperoni-Pizza verdrückt, noch ein Glas Rotwein dazu und die
Welt ist – bis auf Prism *grins* – fast perfekt. 
Meine „Werte“ von heute->
Übersteuerung: 1
Hypoaktivität: 2
Libido: 3
Nervosität: 1
Schritte: 19090

Dead